Erstes E-Binnenschiff mit ZES-Batteriecontainer in Betrieb

Das im vergangenen Jahr gegründete niederländische Unternehmen Zero Emission Services (ZES) hat ein elektrisches Binnenschiff in Betrieb genommen, das für die Stromversorgung austauschbare Batteriecontainer von ZES einsetzt. Die Alphenaar verkehrt im Dienste der Brauerei Heineken ab sofort zwischen Alphen aan den Rijn und Moerdijk.

Bei Zero Emission Services handelt es sich um ein von einem niederländischen Konsortium ins Leben gerufenes Gemeinschaftsunternehmen, das sich die emissionsfreie Binnenschifffahrt auf die Fahnen geschrieben hat. Konkret sieht das Geschäftsmodell von ZES vor, austauschbare Batteriecontainer, sogenannte ZES-Packs, an Schifffahrtsunternehmen zu vermieten. Rund um diese Kernidee schnürt das Unternehmen ein Dienstleistungspaket mit Ladestationen, grünem Strom, technischer Unterstützung und einem Pay-per-Use-Bezahlkonzept für Schiffseigner.

Zur Umsetzung dieses Ansatzes arbeiten seit 2020 der Hafenbetrieb Rotterdam, das Schifffahrtsunternehmen Wärtsilä, der Energiekonzern Engie und die Bank ING zusammen. Unterstützung kommt zudem vom niederländischen Ministerium für Infrastruktur und Wasserwirtschaft. Erster Kunde ist wie eingangs erwähnt Heineken. Der Bierkonzern hat sich verpflichtet, zehn Jahre lang Bier emissionslos von der Brauerei in Zoeterwoude nach Moerdijk zu transportieren.

Dazu geht nun die Batterie-gespeiste Alphenaar und eine Ladestation im CCT-Terminal in Alphen aan den Rijn in Betrieb. Seit dem vergangenen Jahr arbeiteten die Projektbeteiligten auf diesen Moment hin. Wärtsilä – Lieferant der ersten ZES-Packs – tüftelte in den vergangenen Monaten an der Montage und Erprobung der Energiecontainer, die jeweils mit Sicherheits- und Kommunikationssystemen sowie 45 Batteriemodulen mit einer Gesamtkapazität von 2 MWh ausgestattet sind. Engie entwickelte die Ladestation im Alpherium, wo die Batterien getauscht und mit zertifiziertem Ökostrom geladen werden. Im Juli sei zudem die Alphenaar umgerüstet und unter andrem mit dem Standardstecker-Anschluss für die ZES-Packs ausgestattet worden, teilt ZES mit. Der erste erfolgreiche Testbetrieb habe Ende August stattgefunden.

Mit dem Betriebsstart will ZES nun Nutzererfahrungen sammeln, um bis 2030 die Realisierung von 30 emissionsfreien Schifffahrtsrouten anzugehen. Kurzfristig soll die Flotte auf acht Schiffe und die Infrastruktur auf acht Ladestationen und 14 ZES-Packs erweitert werden und vor allem im Bereich Rotterdam, Moerdijk und Alblasserdam eingesetzt werden.

ZES konzentriert sich dabei auf die Containerbinnenschifffahrt. Das Unternehmen prognostizierte bei seiner Gründung vergangenes Jahr, dass 2030 bereits etwa 150 Binnenschiffe mit ZES-Packs fahren könnten. Die Batterie-Container sind unterdessen so konzipiert, dass sie auch zeitweise an Land eingesetzt werden können – beispielsweise zur Stabilisierung des Stromnetzes oder zur Deckung eines befristeten örtlichen Elektrizitätsbedarfs.

„Das von ZES auf den Markt gebrachte Energiekonzept trägt direkt zur Verringerung der Emissionen bei, indem es pro Schiff und Jahr etwa 1.000 Tonnen CO2 und 7 Tonnen NOx einspart. Außerdem erzeugen Schiffe, die mit ZES fahren, weder Feinstaub noch Lärm”, äußert Willem Dedden, CEO von ZES. Das Konzept umfasse auch ein Pay-per-Use-Konzept, die es den Schiffsführern ermöglicht, nur für die Nutzung der Energie zu bezahlen. Die Investition in ZES-Packs werde von ZES übernommen. „ZES bietet Behörden und Unternehmen eigentlich eine Fertiglösung in puncto Nachhaltigkeit”, so Dedden. Schiffern werde eine niedrigschwellige, zukunftssichere Open-Access-Innovation geboten.

Außerdem betont Dedden, dass sich das System der ZES-Packs dem technischen Fortschritt anpasse: „Die heute verwendeten ZES-Packs funktionieren mit Lithium-Ionen-Batterien, in Zukunft kann es aber auch Wasserstoff, Ammoniak oder etwas anderes sein. Der ZES-Pack passt immer zum Anschluss, und zwar unabhängig von der Art der im Container befindlichen Energie.” Aus diesem Grund gebe ZES die Profile für den Stecker kostenlos frei, damit der Markt mit verschiedenen Anbietern von Energiecontainern zusammenarbeiten kann.
zeroemissionservices.nl, portofrotterdam.com

2 Kommentare

zu „Erstes E-Binnenschiff mit ZES-Batteriecontainer in Betrieb“
Philipp
09.09.2021 um 07:21
Gerade die Freigabe der Schnittstelle könnte dazu führen, dass ZES am Markt erfolgreich ist. Denn nur wenn der Kunde sicher sein kann versorgt zu werden, auch wenn es ZES mal nicht mehr gibt, wird er die große Erstinvestition (Diesel raus, E-Motor rein) überhaupt machen.
Hans Herbert
10.09.2021 um 20:23
Das ist ein zukunftsweisendes Konzept. Hier müssen früher oder später Schnittstellen und Standards herausgearbeitet werden, die die Modularisierung und das Design von E-Anwendungen (z.B. Fahrzeugen) erleichtern und beschleunigen.

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