Was macht eigentlich… Scuddy?

Drei Räder, grünes Trittbrett, coole Macher: So haben wir Scuddy vor ein paar Jahren kennengelernt. Im vergangenen Herbst kam das Startup aus Kiel groß raus – in der dritten Staffel der VOX-Sendung „Die Höhle der Löwen“. Grund genug, mal nachzufragen, was sich seither getan hat.

Tim Ascheberg ist uns im Gedächtnis geblieben: Hut auf dem Kopf, Piercing am Auge. Es war vor ein paar Jahren auf der Hannover Messe, als er mit seinem Scuddy durch die Hallen düste – und von der Messe-Security schnell zur Ordnung gerufen wurde. Sein elektrischer Stehroller hat einen irren Spaß gebracht, machte die langen Wege auf dem Messegelände vom Frust zur Freude. Doch Hausordnung ist Hausordnung. Tim Ascheberg und sein Partner Jörn Jacobi, beide Maschinenbau-Ingenieure und beste Freunde, haben trotzdem weitergemacht. Zum Weltkonzern hat es zwar noch nicht gereicht, doch wer im Herbst 2016 die VOX-Sendung „Die Höhle der Löwen“ verfolgt hat, konnte erkennen, welches Potenzial in dem faltbaren Elektroroller aus einem Kieler Hinterhof steckt.

Derzeit sind die Macher mal wieder unterwegs – und präsentieren ihr Elektro-Vehikel auf der Suttgarter Tourismus- und Freizeit-Messe cmt. Denn die Zielgruppe von Scuddy sind Hobby-Kapitäne und Wohnmobil-Reisende, die mit dem kleinen Roller im Gepäck bei Landgängen und Aufenthalten schnell mobil sein wollen. Wir haben den Vielreisenden Tim Ascheberg zwischendurch ans Telefon gekriegt und ihm ein paar Fragen zugerufen:

Scuddy, das schräge Mini-E-Dreirad aus dem Norden, ist jetzt dreieinhalb Jahre alt. Fühlt Ihr Euch noch als Start-up?

Ascheberg: „Klares Jain! Wir haben grundsätzlich noch viele Strukturen eines Start-ups und unser Spirit bezüglich des Produktes ist ungebremst. Wenn wir jedoch zurückblicken, hat sich ziemlich viel verändert. Wir haben mittlerweile Angestellte, eine aufwendige Qualitätssicherung und Fertigungskontrolle, ein Fan-Netzwerk und eine Tochterfirma (scuddy.tours GmbH), die sich um das Thema „geführte Touren“ kümmert. Die Liste geht noch endlos weiter. Aber, um auf die Frage zurück zu kommen: Ja, eigentlich schon.“ (lacht)

Wir können uns noch erinnern, wie ein ranghoher Maschinenbau-Experte Euren Scuddy als „deutsche Wertarbeit“ gelobt habt. Doch das Produkt war auch teuer. Jetzt gibt es günstigere Optionen. Kam der Preisdruck aus Fernost?

Ascheberg: „Unser in Kiel gefertigter „Scuddy Premium“ wird immer ein edles und exklusives Produkt mit Power bleiben. Wir arbeiten daran, ihn immer besser zu machen. Und unsere Kunden wollen das auch. Die günstigere Option heißt „Scuddy Light“ und wird tatsächlich von uns in Fernost gebaut. Er besitzt die DNA vom Großen – jedoch wurde er auf das Nötigste abgespeckt.“

Was hat sich durch Euren Auftritt in der „Höhle des Löwen“ verändert?

Ascheberg: „Wir sind immer noch die Alten – jetzt aber mit einem noch genialeren Netzwerk! Besonders im Bereich Marketing und Vertrieb sind wir viel besser geworden. Unsere sehr enge Verbindung zu Ralf Dümmel und seinem Team hat etwa für die schnelle und effektive Entwicklung des „Scuddy Light“ gesorgt. Das Zusammenspiel ist einfach der Hammer! Das freundschaftliche Verhältnis zum Team von Jochen Schweizer sorgt für tolle Projekte und Synergien.“

Was hat es mit dem Alpen-Video auf sich, das neuerdings durch das Netz zirkuliert?

Ascheberg: „Das war eine Idee vom „Alpenüberquerer – Eckhard“. Ecki arbeitet für Jochen und hat uns gefragt, ob wir nicht mal die Zuverlässigkeit und den Fahrspaß von Scuddy auf die Probe stellen wollen. Wir haben nicht lange gezögert und sofort alles organisiert. Unser Guide Jens von scuddy.tours sowie Ecki und Per von Jochen sind insgesamt 417 Kilometer in zweieinhalb Tagen gefahren – und das ohne Probleme! Die Tour war der Wahnsinn und die Jungs hatten eine traumhafte Strecke von München bis nach Torbole am Gardasee.

Wohin geht für Scuddy die Reise in den nächsten fünf Jahren?

Ascheberg: „Wir sind gerade dabei, die zukünftigen Modelle zu konzipieren. Es wird noch eine Weile dauern, aber es wird sicherlich irgendwann Nachfolger geben. Das Thema „Made in Germany“ werden wir nicht aufgeben!“

Wie erlebt Ihr das Thema Elektromobilität in Deutschland derzeit allgemein?

Ascheberg: „Wir sind ja mittlerweile auch ‚alte Hasen‘ und vor sechs Jahren dachten wir schon: Jetzt geht’s los! Leider sind die Leute, die in Umfragen zum Kauf von E-Fahrzeugen auf JA klicken nicht die Leute, die letztendlich wirklich kaufen. Die Bezugsbarrieren von den Herstellern und von der Politik sind noch zu groß, aber wir alle bessern uns. Grundsätzlich ist die E-Mobilität keine Unbekannte mehr und immr mehr Fahrzeuge etablieren sich.“

Was müssten die Entscheider endlich lernen?

Ascheberg: „Wir müssen alle zuhören und reagieren. Der Unterschied zwischen Theorie und Praxis ist in der Praxis größer als in der Theorie. (lacht) Unserer Meinung nach wird ein viel zu großer Fokus auf die Eierlegende Wollmilchsau gesetzt. Wenn alle akzeptieren, dass sie für verschiedene Mobilitätsbedürfnisse unterschiedliche Vehikel benutzen, sind wir einen Schritt weiter. Jetzt müssen Produkte wachsen – mit dem „Scuddy light“ haben wir gestartet.“

Vielen Dank für das Gespräch und Euch weiterhin viel Erfolg!

Weiterführende Links:

  • Scuddy im Fahrbericht bei den Kollegen von stern.de
  • Website und Online-Shop unter scuddy.de
  • Facebook-Seite von Scuddy mit aktuellen Fotos von unterwegs

2 Kommentare

zu „Was macht eigentlich… Scuddy?“
Eugen
23.11.2017 um 10:41
Alles schön und gut......aber warum sollte ich 5000 EUR für ein Fahrzeug ausgeben, welches max. 50 Km weit fährt, keinen Sitz oder Gepäcktrager hat, ein Versicherungskennzeichen benötigt? Und glaubt Herr Ascheberg wirklich, daß ich zu einem Scuddy auch noch ein E-Bike, ein E-Motorrad und ein E-Auto benötige?W
Herbert Reichelt
16.06.2019 um 00:01
Ich fahre meinen Scuddy Premium Sport nun schon seit 2 Jahren. Es macht damit immer noch Spaß und bin in Kiel damit schneller als mit dem PKW. Ein sehr zuverlässiges Fahrzeug auch im Urlaub am Plattensee so wie in Kroatien. Die Reichweite des Akku beträgt immer noch 60 Kilometer.

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