Winfried Kretschmann zweifelt an Elektromobilität

Ein heimlich aufgenommenes Video dokumentiert ein Gespräch von Winfried Kretschmann am Rande des Grünen-Parteitags. Darin zweifelt der baden-württembergische Ministerpräsident an, dass es bis 2030 genügend Ladestationen für Elektroautos geben kann, um bis dahin tatsächlich aus der Verbrenner-Technologie auszusteigen.

Aufgenommen und veröffentlicht wurde der Clip von der AfD-nahen, rechtspopulistischen und islamfeindlichen Internet-Plattform Jouwatch.com. Ein Sprecher Kretschmanns nannte den Video-Mitschnitt eine „eklatante Verletzung der Privatsphäre“. In dem Clip wettert Kretschmann gegen die Beschlüsse seiner Partei zum Ausstieg aus dem Verbrennungsmotor bis 2030 und fragt sich, wie eine Stromversorgung von 5 Mio Elektroautos gelingen soll.

Auch sagt Kretschmann, die Partei solle angesichts solcher Beschlüsse später nicht über ein Ergebnis von sechs Prozent jammern. O-Ton: „Dann lasst mich in Ruhe und macht Euren Wahlkampf selber.“ Die „FAZ“ berichtet derweil, das Staatsministerium in Stuttgart werde gegen die Betreiber der Internetseite keine rechtlichen Schritte einleiten.
faz.net

9 Kommentare

zu „Winfried Kretschmann zweifelt an Elektromobilität“
Thomas Wagner
23.06.2017 um 09:20
Wenn ich den Herrn Kretschmann so höre, muss ich einfach feststellen, dass er leider keine Ahnung von Elektromobilität hat. Er verzapft einen Unfug, wie wenn ihm Herr Zetzsche den Text geschrieben hätte. Dies wäre sicher nicht so, wenn er statt einem Diesel sich ein aktuelles Elektroauto gekauft hätte, oder wenigstens seiner Gerlinde einen Renault ZOE als Zweitwagen, damit er wirklich auch aus einem Erfahrungsschatz schöpfen könnte und nicht nur dumme Allgemeinplätze auf Stammtischniveau daherschwätzt ! Schade Winfried Kretzschmann, die Verkehrswende hat in Baden-Württemberg trotz grünem Ministerpräsidenten noch NICHT begonnen.
Thomas Berger
23.06.2017 um 10:52
Ist Herrn Ministerpräsident Kretschmann denn nicht klar, dass 5 Millionen Elektroautos in 5 Millionen Garagen bzw. auf Stellplätzen "übernachten" werden, wo man locker eine Steckdose zum Laden installieren kann? Er sollte seine Staatskanzlei mal damit beauftragen zu ermitteln, wieviel Prozent der PKW-Nutzer täglich mehr als eine Akkuladung benötigt, um 95% seiner täglichen Fahrtwege zu bestreiten.
Thomas Chevalier
24.06.2017 um 18:08
Danke Herr Wagner, genau das habe ich mir auch so gedacht. Der Punkt an der E-Mobilitätswende ist doch, dass zukünftig kaum noch Tankstellen benötigt würden. Aber vielleicht wollen das divese Lobbygruppen verhindern?
Hans Marius Schuster
23.06.2017 um 12:30
Herr Kretschmann hat völlig Recht!Zitat: "Ihr habt immer nur irgendetwas im Kopf, ohne dass man den Gesamtprozess sieht!"Ich bin Ingenieur mit 20-jähriger Automotive-Erfahrung bei den 2 grössten Baden-Württembergischen Automotive Player und ein Befürworter der Elektromobilität.Nicht nur, dass es kein Platz an der Tankstelle gäbe um die Batterien von 5 Millionen Elektrofahrzeuge zu laden, diese würden dazu noch bedeutende Strommengen - und das bitteschön aus regenerativen Quellen - benötigen und damit in Zukunft die Kapazitäten zur Stromerzeugung und die Belastung der Stromnetze beeinflussen.Eine realistische Alternative könnten jedoch hierzu die Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologien bieten, die sowohl die Elektromobilität als auch die (grüne) Energieerzeugung und -speicherung komplementär zu den Batterietechnologien unterstützen würden.
Sebastian
24.06.2017 um 08:10
Herr Schuster,ich schäme mich für Aussagen von Menschen wie Ihnen, die sich als Ingenieur bezeichnen und damit das Ansehen dieses Bildungszweigs in Verruf bringen. Da ich mich ebenfalls zu den Ingenieuren zählen kann, lassen Sie mich "unter Kollegen" zumindest eine Frage beantworten, die sich mit Hilfe des Dreisatzes lösen lässt - die nach dem Strombedarf für 5 Mio. E-Fahrzeuge. Angenommen ein Fzg benötigt im Schnitt 20 kWh/100km, sind das bei 5 Mio. Fzge und einer Fahrstrecke von 15 tkm/a etwa 15 TWh/a. Dem gegenüber steht ein Bruttostromverbrauch in D von ca. 600 TWh/a*. Das ergibt einen Mehrbedarf von 2,5%. Abgesehen davon, dass D ein Strom-Nettoexporteur ist, lassen sich diese 2,5% jederzeit und ohne ein einziges neues Kraftwerk alleine durch Effizienzen, sei es in der Industrie oder in Privathaushalten, zur Verfügung stellen. An dieser Stelle nicht berücksichtigt habe ich den reduzierten Strombedarf, wenn die erwähnten 5 Mio. E-Fzge klassische Verbrenner substituieren und die elektrische Energie zur Bereitstellung des Kraftstoffs nicht mehr benötigt wird (dadurch reduziert sich der Mehrbedarf nochmals erheblich). 200 der 600 TWh/a kommen bereits heute aus erneuerbaren Energien, Tendenz steigend. Die Brennstoffzelle ist als Grundidee eine super Sache, allerdings wird sie auf absehbare Zeit in ihrer Komplexität deutlich über der des rein Batterieelektrischen Antriebs bleiben, dazu noch teurer und mit ihrem geringen Wirkungsgrad aus technischer Sicht eine Backup-Lösung für Stromüberschüsse.Die Umsetzung der Energiewende/Elektromobilität ist (aktuell noch mit Ausnahme des Luft- und tlw. Seeverkehrs) eine politische Entscheidung, keine technische, sie kostet im großen Maßstab betrachtet kein Geld, keine Arbeitsplätze und zwingt die Menschen nicht zu Eingeständnissen in ihrer Lebensqualität. Das Zauberwort an dieser Stelle lautet Aufklärung, es ist nicht zielführend die Menschen zu Veränderungen zu zwingen, die sie nicht überblicken können und daher ablehnen (was ich sogar nachvollziehen kann). Stattdessen muss eine Zielzustand definiert werden, den wir mit vielen kleinen Schritten nachvollziehbar erreichen können. Leider ist dazu ein langfristiges, konsistentes Konzept nötig, das stringent verfolgt wird, sich in unserer Politik mit den 4-jährigen Legislaturperioden und dem inhaltslosen Streit zwischen den Parteien aktuell nicht darstellen lässt.*Quelle: Wikipedia - nicht wissenschaftlich, aber für eine erste Indikation hinreichend
Hans Marius Schuster
24.06.2017 um 12:07
Hallo Herr Sebastian! Auch Ihnen herzlichen Dank für Ihre Einschätzung. Welche Aussage genau stimmt Sie denn so negativ? Zu Ihrer Info: meine 1. Aussage, dass stimmt völlig überein mit den Ergebnissen der Studie vom Öko-Institut aus Freiburg und Transport & Mobility Leuven aus den Niederlanden im Auftrag der Europäischen Umweltagentur EEA, nämlich dass "E-Mobile in ganz Europa bedeutende Strommengen benötigen und damit in Zukunft die Kapazitäten zur Stromerzeugung und die Belastung der Stromnetze beeinflussen" (http://www.iwr.de/news.php?id=32270). Den Rest was ich geschrieben habe ist Allgemeinwissen, das sich in vielen öffentlichen Slides der H2BZ-Befürwörter (Cluster und Firmen) wiederfindet.
Thomas Wagner
23.06.2017 um 14:29
Hallo Herr Schuster, Sie können unmöglich zum einen bemängeln, dass für Elektromobilität nicht genügend Strom vorhanden ist und im gleichen Atemzug den Wasserstoff und die Brennstoffzelle als Lösung des Problems empfehlen. Die Herstellung von Wasserstoff ist im Vergleich zur direkten Nutzung des Stroms im PKW, dermaßen ineffizient, dass wir für diese Lösung mindestens die doppelte Menge Strom einsetzen müssten ! Das ist also eher die Verschärfung als die Lösung des Problems !
Hans Marius Schuster
23.06.2017 um 19:23
Hallo Herr Wagner, vielen Dank für Ihre kritische Meinung! Die "grüne" Wasserstoffproduktion, mittels Elektrolyse zum Beispiel, erfolgt idR in sogenannten Power-to-Gas Anlagen, die den Wasserstoff aus dem Stromüberschuss von Windkraft- und PV-Anlagen, und somit auch noch zum Vorteil der Netzstabilität, transformiert. Ohne diese Lösung, werden bereits jetzt viele dieser "intermitierende grünen Anlagen" aufgrund der unerwünschten Netzfluktuation abgeregelt. Eine zusätzliche intermitierende und dazu signifikante Netzbelastung aufgrund von 5 Millionen Elektroautos die deren Batterien aufladen müssten, würde diese Situation umso mehr verschlechtern. Abgesehen davon, bin ich durchaus der Meinung, dass klein-PKW's sinnvoller Weise überwiegend rein Batterieelektrisch getrieben werden sollen. Bei Busen und noch mehr dazu, im LKW und Schwertransportbereich überwiegen die Vorteile der H2BZ (Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologien) gegenüber der rein batterieelektrischen Lösung. Das Thema Ineffizienz könnte man ruhig beiden Seiten anlasten: zum Einem entstehen in der Tat jedesmal Verluste (ca. 30 %) wenn man den (Überschuss-)Strom in H2 umwandelt und dann wieder zurück in Strom mittels Brennstoffzelle, eine Batterieschnellladung mit 120A, wie im Falle von Tesla, erfordert eine gleichzeitige durchaus Energieintensive Kühlung des gesamten Ladevorgangs (d.h. Sie haben z.B. Aufheiz + Abkülungsverluste in den Starkstromkabeln), was letztendlich eine Wirtschaftlichkeit von lediglich 50% mit sich bringt. Ich bin nicht gegen die Batterietechnologie in der Elektromobilität, ganz im Gegenteil. Ich möchte lediglich die Aufmerksamkeit bzw. das Bewusstsein für die H2BZ-Technologien parallel zu den Batterietechnologien ins Augenschein bringen, um die Elektromobilität noch schneller voranzubringen.
SmartVolker
27.06.2017 um 11:21
Wir laden unser eAuto zuhause mit PV Strom vom Dach. Das tolle daran ist, das unser Jahresstromverbrauch für Haushalt und eAuto laden, sind wir ENERGIE-NEUTRAL. D.h. wir erzeugen die Menge an Strom selbst die wir verbrauchen über das Jahr gesehen. Im Sommer natürlich erezugen wir viel mehr Strom als wir brauchen und im Winter ist es umgekehrt. Wenn Batteriespeicher sich rechnen würden wären wir sogar autak im "Insel Betrieb". Woher also zusätzliche Kraftwerke?

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Lesen Sie auch