E-Lkw: Analyse zeigt mögliche Standorte für Ladestationen auf

Das Fraunhofer ISI hat die GPS-Koordinaten von rund 400.000 europaweit im Einsatz befindlichen Lkw von sieben Herstellern analysiert. Das Ergebnis soll Regierungen und Infrastrukturbetreibern helfen, Prioritäten bei der Installation von Ladepunkten für Elektro-Lkw zu setzen.

Ziel der Untersuchung des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung ISI war, genau zu erfassen, wo die Lkw-Fahrer ihre Stopps einlegen und welche Standorte am häufigsten genutzt werden.

In Auftrag gegeben hatte sie der Europäische Verband der Automobilhersteller (ACEA). Wobei erste Ergebnisse bereits im Juni des vergangenen Jahres veröffentlicht wurden. Nun sei aber der Datensatz noch detaillierter analysiert worden.

Die Untersuchung zeigt: Die genauen Standorte aller Lkw-Haltestellen verteilen sich auf 29 europäische Länder. Dabei entfallen aber auf lediglich zehn Prozent der von Lkw in Europa am häufigsten angefahrenen Orte (über 3.000) etwa 50 Prozent (78.000) der gesamten Lkw-Stopps. Die meisten Stopps machte die Untersuchung in Deutschland aus: 34.521 Stopps pro Tag an insgesamt 7,452 Standorten. Laut Fraunhofer bräuchten bis 2027 noch 746 Standorte hierzulande weitere Lademöglichkeiten.

Auf Deutschland folgt Frankreich in der Fraunhofer-Liste, wo die Analyse 25.615 Stopps pro Tag an 5.833 Standorten ausmachte. Dort werden laut Fraunhofer bis 2027 an 584 Standorten noch Lademöglichkeiten gebraucht. Platz drei nimmt Italien mit 10.688 Stopps pro Tag an 3.367Standorten ein. Bis 2027 sieht die Untersuchung hier einen Bedarf an Lademöglichkeiten an weiteren 337 Standorten.

Vor diesem Hintergrund fordert der ACEA die nationalen Regierungen auf, dafür zu sorgen, dass die zehn Prozent der am stärksten frequentierten Lkw-Haltestellen in ihren Ländern bis spätestens 2027 mit geeigneten Elektroladegeräten ausgestattet werden. „Angesichts der Tatsache, dass Ladestationen, die auf die spezifischen Bedürfnisse von Lkw zugeschnitten sind, heute fast vollständig fehlen, ist die Herausforderung, die vor uns liegt, enorm. Deshalb wollen wir Regierungen und Branchenakteure dabei unterstützen, ihre Investitionen dorthin zu lenken, wo sie am dringendsten benötigt werden“, kommentiert Martin Lundstedt, Vorsitzender des ACEA-Ausschusses für Nutzfahrzeuge und CEO der Volvo Group die Untersuchung.

Im März hatte der Verband der Automobilindustrie (VDA) sein Positionspapier „Masterplan Ladeinfrastruktur 2.0 – Empfehlungen der Automobilindustrie“ veröffentlicht. Für den Schwerlastverkehr fordert der VDA ein „Deutschlandnetz für Lkw“ – diese Forderung hatte VDA-Präsidentin Hildegard Müller bereits im Januar bei unserer Online-Konferenz „electrive.net LIVE“ platziert. Im Masterplan ging der VDA etwas mehr ins Detail: Die Ausschreibungen sollen analog zum Pkw-Ladenetz erfolgen, jedoch mit mindestens 700 kW Dauerleistung pro Ladepunkt. Neben dem Megawatt-Laden im Fernverkehr soll aber auch bei den Nutzfahrzeugen der Use Case Depotladen gefördert werden. „Eine flächendeckende und leistungsfähige Ladeinfrastruktur ist und bleibt der Schlüssel für den Erfolg der E-Mobilität – das gilt im Pkw-Bereich ebenso wie bei den Nutzfahrzeugen“, sagt Müller laut der Mitteilung.
acea.auto

1 Kommentar

zu „E-Lkw: Analyse zeigt mögliche Standorte für Ladestationen auf“
Sebastian
24.05.2022 um 22:06
Diese graue Theorie bringt alles nichts, wenn Stau ist... und die Uhr von der Fahrerkarte abläuft.

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