EU plant wohl Verbrenner-Aus im Lkw nicht vor 2040

Bild: Pixabay

Lkw mit Verbrennungsmotoren sollen laut einem Medienbericht in der EU auch nach 2035 noch zugelassen werden können. Ein möglicher Ausstieg würde frühestens 2040 erfolgen, wie aus einem internen Dokument der Kommission zur Überarbeitung der CO2-Flottengrenzwerten für schwere Nutzfahrzeuge hervorgeht.

Dieses Dokument liegt „Euractiv“ vor. Die Vorschläge der EU-Kommission sollen am 14. Februar veröffentlicht werden. Das nun durchgesickerte Dokument lässt die Ziele für die Verringerung der CO2-Emissionen bis 2029 unverändert. Für die Zeit danach seien noch keine genauen Zahlen festgelegt, so der Bericht.

Aber: Der Vorschlag definiert offenbar drei „Berichtszeiträume“ mit noch zu definierenden Emissionsreduktionszielen für die Zeit von 2030 bis 2034, 2035 bis 2039 und ab 2040. Demnach würde ein potenzielles Emissionsreduktionsziel von 100 Prozent, was einem Verbot neuer Diesel-Lkw gleichkäme, frühestens für 2040 festgelegt werden. „Wenn es überhaupt käme“, heißt es in dem Bericht. Ein solches Enddatum für neue Verbrenner-Lkw und -Busse hatten die Benelux-Länder und Dänemark noch vor rund zwei Wochen in einem Schreiben an die EU gefordert.

Das De-facto-Verbrenner-Aus bei Pkw im Jahr 2035 (offiziell eine Reduktion der CO2-Emissionen um 100 Prozent) wurde noch mit der Nutzungsdauer der Pkw begründet – wenn der Pkw-Bestand im Jahr 2050 emissionsfrei sein soll, müssen bei der durchschnittlichen Pkw-Nutzungsdauer von 18 Jahren (laut einer Studie der ETH Zürich) mit einem gewissen Vorlauf die Neuzulassungen von Verbrenner-Pkw gestoppt werden. Sollte der Entwurf für die Lkw zutreffen und neue Diesel bis mindestens 2040 zugelassen werden dürfen, würde dieses Nutzungsdauer-Argument hier nicht angewendet werden. Das kritisiert auch Fedor Unterlohner, Manager für Güterverkehr bei der Umweltorganisation Transport & Environment (T&E), gegenüber „Euractiv“: „Bei einer durchschnittlichen Lebensdauer von 18 Jahren für LKW in Europa wäre 2040 zu spät für das Klima.“ T&E hatte gefordert, dass die Deadline 2035 auch für schwere Nutzfahrzeuge gelten soll.

Die Reaktionen aus der Industrie, die „Euractiv“ zusammengetragen hat, fallen anders aus als jene von T&E. „Eine Zielverschärfung bis 2025 ist aufgrund der Marktreife von Technologien und der Anforderungen an die Vorlaufzeit schlichtweg unrealistisch“, sagte ein Sprecher des VDA „Dass dies der aktuelle Vorschlag zu CO2-Flottengrenzwerten bei schweren Nutzfahrzeugen nicht vorsieht, ist positiv.“ Der Verband mahnte zudem einen schnelleren Ausbau der Infrastruktur für Batterie-elektrische Lkw und schwere Nutzfahrzeuge mit Wasserstoff-Brennstoffzelle an.

Ein politisch vorgegebenes Mindestmaß für diese Lkw-tauglichen H2-Tankstellen und Ladeparks wird derzeit noch im Rahmen der Verordnung über die Infrastruktur für alternative Kraftstoffe (AFIR) zwischen den EU-Institutionen verhandelt. Das EU-Parlament hatte seine Position im Oktober 2022 beschlossen, einige Mitgliedsstaaten stellen sich aber aufgrund der erwarteten Kosten noch gegen diese Zielvorgaben. Laut „Euractiv“ ist das nächste Treffen zwischen den Unterhändlern des Parlaments, der Kommission und der schwedischen Ratspräsidentschaft für den 7. Februar angesetzt.

Übrigens: Neben den Vorgaben für die Lkw soll der Entwurf die Anwendung der Flottengrenzwerte offenbar auf weitere Fahrzeugklassen ausdehnen. So ist laut dem Bericht ein spezifisches Ziel für Stadtbusse enthalten, welches Hersteller dazu verpflichtet, einen Mindestanteil an emissionsfreien Fahrzeugen zu verkaufen. Aber: Dieser Anteil ist in dem Entwurf noch nicht festgelegt. Es gibt also noch einiges zu verhandeln, bis die Vorschläge offiziell vorgestellt werden dürften.

Die EU-Kommission hat unterdessen ein Maßnahmenpaket vorgestellt, um Europa im Wettbewerb gegen China und die USA zu stärken – unter anderem als Produktionsstandort für Elektroautos. Dafür sollen die Regeln für Staatshilfen gelockert, ungenutzte Mittel aus dem Corona-Hilfstopf eingesetzt, Ökoprojekte schneller genehmigt und Handelsabkommen zur Sicherung knapper Rohstoffe forciert werden. Im Fokus sind vor allem Hersteller von Windturbinen, Solarzellen, Batterien, E-Autos und aus der Wasserstoff-Branche – also Hersteller von Komponenten und Maschinen, die auch für elektrische Lastwagen eine wichtige Rolle spielen.
euractiv.de, spiegel.de (EU-Maßnahmenpaket)

3 Kommentare

zu „EU plant wohl Verbrenner-Aus im Lkw nicht vor 2040“
Rüdiger Kuchel
02.02.2023 um 20:15
Die Landesfürsten aus Niedersachsen, Baden-Württemberg und Bayern fordern von der Bundesregierung ein Veto zur Euro 7 Abgasvorschrift ab 2025.Die Verantwortlichen haben nichts aus der Vergangenheit gelernt und werden dadurch die Zukunft verschlafen und Deutschland wirtschaftlich ruinieren wenn man nicht endlich auf saubere Luft und Umwelt sowie Nachhaltigkeit setzt.
Titan
03.02.2023 um 09:12
Es geht wieder um Prämien, sprich Steuergeld, auch von ÖP(N)V Nutzern, Fußgängern und Radl Fahrern an die verwöhnte Autoindustrie!
Titan
03.02.2023 um 09:10
Das wird der Markt sicher schneller erledigen, wenn denn der Diesel auch so besteuert wird, wie es sein sollte, sprich Dieselprivileg! Aber da wird es mal einen Verkehrsminister brauchen, der nicht von #FDP oder #CDU #CSU kommt

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