Polestar leiht weiteres Kapital und verschiebt Finanzbericht

Polestar deckt sich erneut mit frischem Geld ein: Die schwedische Marke von Mehrheitseigner Geely sichert sich eine zusätzliche Kreditfinanzierung in Höhe von bis zu 450 Millionen Dollar. Wie das Geschäftsjahr 2024 verlief, ist weiter unklar. Die Veröffentlichung der Bilanzen verschiebt Polestar ein weiteres Mal – nun auf April.

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Bild: Polestar

In einem kurzen Statement gibt Polestar bekannt, auf eine neue Kreditfazilität von bis zu 450 Millionen Dollar (rund 432 Millionen Euro) mit einer Laufzeit von zwölf Monaten zurückgreifen zu können. Erst im Dezember hatte das Unternehmen Kreditvereinbarungen über mehr als 800 Millionen Dollar (rund 768 Millionen Euro) mit einer Laufzeit von zwölf Monaten unterzeichnet, mit denen es alte Kredite zurückzahlt. Polestars Kapitalbedarf bleibt also hoch. Gleichzeitig verfolgt der Autobauer eine neue Strategie, die unter dem neuen CEO Michael Lohscheller erarbeitet wurde und die nach hohen Verlusten einen schnellen Weg in die schwarzen Zahlen vorsieht: Bereits für 2025 soll Polestar ein positives bereinigtes EBITDA erreichen.

Wie das Geschäftsjahr 2024 ausfiel, macht Polestar unterdessen weiter nicht publik. Die Quartalszahlen und den Jahresabschluss 2024 will Polestar nun erst im April bekanntgeben. Ursprünglich hatte der Autobauer die Veröffentlichung seiner bereits verschobenen Bilanzen für März angekündigt. Laut Reuters dürfte die weitere Verzögerung damit zusammenhängen, dass Polestar frühere Finanzberichte wegen Fehlern teils neu veröffentlicht werden mussten.

Dass 2024 noch ein Verlustjahr war, ist aber sicher. Denn die aktualisierte Unternehmensstrategie braucht noch Vorbereitung, um zu greifen. Die unter Lohscheller aktualisierte Roadmap sieht für die Jahre 2025 bis 2027 ein durchschnittliches jährliches Wachstum des Einzelhandelsvolumens zwischen 30 und 35 Prozent vor. Dabei soll die größer werdende Modellpalette helfen – lange Zeit hatte die Marke mit dem Polestar 2 nur eine Baureihe im Angebot, inzwischen werden auch das große E-SUV Polestar 3 und das Mittelklasse-Crossover Polestar 4 ausgeliefert – ein großer GT namens Polestar 5 und ein Elektro-Roadster mit der Kennziffer 6 sind in der Pipeline.

Allerdings setzt Polestar unter Lohscheller nicht nur auf neue Produkte: Ab 2026 werden weitere Verbesserungen der Marge, der Fixkosten und des Betriebskapitals angestrebt. In 2027 soll ein positiver freier Cashflow nach Investitionen folgen. Wie genau das erreicht werden soll, geht aus dem Strategie-Update aber nicht hervor. Konkrete Maßnahmen oder Summen, die über Sparprogramme erwirtschaftet werden sollen, nennt das Unternehmen nicht. Laut „Manager Magazin“ soll die Kostenreduktion aber u.a. auch mit einem weiteren Jobabbau bei den insgesamt 2.500 Mitarbeitern einhergehen.

Ein Punkt, den Polestar schon jetzt anpackt, ist der Vertrieb. So geht das Unternehmen die Neuausrichtung hin zum klassischen Autohandel an: Parallel zum Online-Vertrieb wird die Geely-Marke künftig auch das Händlernetz von Volvo nutzen, um das angepeilte Wachstum zu erreichen. Der Schwenk in der Vertriebsstrategie weg vom reinen Online-Handel soll im laufenden Monat vollzogen werden.

Bisher hat Polestar zwar bereits eigenständige „Spaces“ und auch Ausstellungsflächen bei einigen Volvo-Händlern inne, diese dienen aber – wie etwa bei Tesla – vorrangig der Information über die Fahrzeuge und für erste Eindrücke. Der Bestellvorgang an sich wird aber bis dato ausschließlich online abgewickelt. Mit diesem Konzept hat Polestar im vergangenen Jahr weltweit etwas weniger als 45.000 Autos verkauft, konkret waren es 44.851 Exemplare. 2023 waren es schon fast 53.000 Einheiten gewesen. Der Rückgang ist aber nicht nur auf den bis dato fehlenden, stationären Handel zurückzuführen, sondern auch auf die verfügbaren Modelle: Der Polestar 2 ist trotz eines Facelifts in die Jahre gekommen und die neueren Modelle Polestar 3 und Polestar 4 sind erst im Jahresverlauf 2024 auf den Markt gekommen.

manager-magazin.de, reuters.com, media.polestar.com

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