Audi offenbar mit Stotter-Hochlauf bei E-Auto-Fabrik in Changchun

Audi soll in seiner neuen Fabrik in Changchun mit Problemen kämpfen. Das Ende 2024 eröffnete Werk funktioniert einem Medienbericht zufolge noch immer nicht rund und könne dieses Jahr wohl nur 20.000 Einheiten bauen - und vor allem: Es soll wieder massive Probleme mit der Cariad-Software geben.

Bild: Audi

Das Werk in China gehört zur Betreibergesellschaft Audi FAW NEV Company und baut die elektrischen Oberklasse-Modelle Q6L und A6L – ein SUV und eine Limousine. Das „Manager Magazin“ spricht nun aber unter Berufung auf Insider von Problemen vor Ort. Das Werk sei hoch automatisiert, laufe jedoch langsamer als die üblichen chinesischen Autofabriken – mit entsprechend höheren Kosten. Und das, obwohl Audi bei der Eröffnung vor einem halben Jahr von „einem Rekordwert bei der Automatisierungsrate in der chinesischen Industrie“ sprach.

Die Problemlage soll laut dem Bericht komplex sein. Angefangen bei der im Q6L und dem A6L eingesetzten, wohl weiter fehleranfälligen Software E3 1.2 von Konzerntochter Cariad (die schon den Porsche Macan massiv verzögerte). Weiter über „gravierende Probleme beim Steuern der Batterien“ bis hin zur Marge, denn die chinesische Konkurrenz bringt zunehmend softwaredefinierte Autos für verhältnismäßig günstige Preise heraus.

Produziert wird in Changchun trotzdem. Laut Manager Magazin werden die hergestellten Autos wohl zwischengeparkt, um auf die fehlerfreie Software zu warten. Außerdem wolle Audi „offenbar versuchen, mit einer abgespeckten Version zu starten“.

Die Eröffnung des Werks kurz vor Weihnachten sollte eigentlich Symbol und Auftakt für Audis Aufholjagd in China sein. Betrieben wird die hochmoderne Stätte von Audi und FAW. Das Besondere: In Changchun hat Audi erstmals die Mehrheit an einer chinesischen Joint-Venture-Gesellschaft der Volkswagen-Gruppe übernommen: An der Produktionsgesellschaft Audi FAW NEV Company besitzt Audi 55 Prozent der Anteile, FAW 40 Prozent und Volkswagen 5 Prozent.

Und: Das neue Werk in Changchun ist das erste in China, in dem ausschließlich vollelektrische Audi-Modelle auf Basis der Premium Platform Electric (PPE) gebaut werden. Hier fahren wie eingangs erwähnt der Q6L e-tron, also eine für China gedachte Langversion des in Ingolstadt gebauten Q6 e-tron, und eine marktspezifische Langversion des A6 e-tron vom Band. Die China-spezifischen Anpassungen gehen dabei inzwischen über den schon fast traditionell gestreckten Radstand hinaus, wie die Ingolstädter bei der Einweihung der Fabrik erläuterten. Der Q6L e-tron unterscheide sich etwa „durch zahlreiche Designmerkmale und Innovationen für den chinesischen Markt“ vom internationalen Modell.

Die Grundsteinlegung in Changchun fand bereits 2022 statt und die Investitionen in das Projekt sollen sich auf 2,6 Milliarden Euro summiert haben. Ausgelegt ist die Anlage auf 150.000 Autos pro Jahr. Mehrfach betonte Audi zum Produktionsstart kurz vor Weihnachten deshalb deren Bedeutung für die Elektrifizierungsstrategie: „Die hier produzierten Modelle werden eine entscheidende Rolle in unserem lokalen Portfolio spielen und unsere Position in diesem wichtigen Markt stärken“, sagte etwa CEO Gernot Döllner.

Das ist auch dringend nötig: Im Gesamtjahr 2023 hat Audi 31.171 vollelektrische Autos in China abgesetzt – insgesamt waren es 729.000 neue Audis in China. Der E-Anteil bei den Ingolstädtern lag also unter fünf Prozent. Zum Vergleich: In diesem November lag der BEV-Anteil am gesamten Automobilmarkt in China bei 27 Prozent, rechnet man die Plug-in-Hybride dazu, waren es sogar 45,6 Prozent. Audi bietet in China mit dem Q5 e-tron ein China-spezifisches MEB-Modell an, auch der Q4 e-tron wird dort verkauft. Den Vertrieb des e-tron GT in China haben die Ingolstädter im vergangenen Sommer mangels Nachfrage gestoppt.

Zum großen Hoffnungsträger wird in dieser Gemengelage laut „Manager Magazin“ der Audi ohne Ringe, der im April auf der Auto Shanghai präsentiert wurde. Dabei handelt es sich um den E5 Sportback, gleichzeitig das Debütmodell der neuen China-Submarke AUDI. Dieser wurde nicht nur für China designt (daher auch der Verzicht auf die vier Ringe an Front und Heck), sondern auch in China entwickelt – zusammen mit SAIC.

manager-magazin.de

11 Kommentare

zu „Audi offenbar mit Stotter-Hochlauf bei E-Auto-Fabrik in Changchun“
Hoppe 63
20.06.2025 um 19:33
Es ist zum kotzen, wir sind anscheinend nicht in der Lage, ein Software definiertes Auto auf die Beine zu stellen, das schmerzt mich als Audianer insbesonders. Der alte Slogan " Vorsprung durch Technik" ist in dem Zusammenhang nur noch peinlich
Paul L
21.06.2025 um 19:45
@Hoppe 63: Sie arbeiten bei Audi? Wie ist aktuell die Stimmung? Bestellen Sie dem Betriebsrat einen schönen Gruß. Die wollten Cariad so aufbauen. VW entwickelt über Cariad selbst. Es entstehen hier neue Arbeitsplätze. Nur konnten die vorhandenen MA dieses nicht umsetzen. Im September 2023 hat Blume den Stecker gezogen! Jetzt entstehen die Arbeitsplätze in den USA und in China.Mich wundert das eigentlich schon wieder nicht: Cariad China arbeitet mit Xpeng zusammen. Mit wem arbeitet der Audi? Haben Sie wirklich versucht, die E1.2 alleine auf den regulierten Markt zu bringen? Dort ist Staats-Software angebracht, sowas, was Saic (IM-Motors) für AUDI entwickelt hat.Ich erwarte für die CSP(SSP) hier noch einen neuen Partner, so wie es im Westen mit dem Rivian JV passiert ist.Das wird nicht mehr lange dauern. Klar ist eins, das kostet Geld. Noch ist aber genug Geld für den Konzern vorhanden, um dieses umzusetzen.
Jörg
21.06.2025 um 10:11
da zeigt sich durch die Bank, dass deutsche Blechbieger auch nur mit ganz lauwarmen Wasser kochen....
Aztasu
23.06.2025 um 12:41
Der Beobachter
20.06.2025 um 22:11
Es tut mir leid, aber Audi ist schon seit vielen Jahren nur noch peinloich. Spätestens seit ich geshen habe, dass in Schweiz ein Soundkit für knapp 2000 CHF angeboten wurde war mir klar, die sind vollkommen verloren. Einfach nur noch peinlich. Aber ja, wenn man nichts mehr zu bieten hat, macht man noch ein wenig mehr Lärm beim Fahren, dann holt man noch ein paar der ... ab. Und die immergleichen Autos mit immer wieder anderen Lichtdesign ... mein Gott. Ein Porsche Ingenieur hat mir mal vor Jahren erzählt, wie sie imer wieder gelacht haben, wenn wieder ein neuer Audi mit coolem neuen Lichtdesign rauskam. Dabei wurden dort immer nur die billigen VW-Teile eingebaut.
Applikateur
21.06.2025 um 00:51
Jeder Abteilungsleiter bei VW und Audi versucht seine Abteilung zu rechtfertigen und mehr Headcount zu bekommen, obwohl die meisten Abteilungen ausser Lastenhefte schreiben jetzt schon nichts tun haben. Mit Elektro muss es weniger komplex werden, nicht so bleiben wie es bei Verbrennern war. Solange das nicht alle begreifen, scheitert der Konzern.
Karl Brandt
21.06.2025 um 07:12
Deutsche Autobauer haben das Thema Softwareentwicklung nicht in ihren Genen. Der Genpool kann nur durch zukaufen oder Kooperation erweitert werden. Diese Lernkurve haben andere Hardwareunternehmen schon mit Schmerzen durchlaufen.
Aztasu
23.06.2025 um 12:41
Mercedes, BMW zeigen doch gerade das das nicht stimmt was du da schreibst
Tim N.
22.06.2025 um 18:50
Deutsche Fahrzeuge werden seit bestimmt zwei Jahrzehnten nicht mehr federführend von Ingenieur/innen konstruiert, sondern von Marketing-Experten bestellt und von Einkäufer/innen vorgegeben. Ingenieur/innen sind nur noch Ausführende irgendwo in unteren Ebenen. Mir kommt das immer so vor, als stünde ein Einkäufer neben einem Herzchirurgen und würde ihm genau vorschreiben, wann er welche Werkzeuge zu nehmen hat, und sich dann wundern, wenn der Patient nicht überlebt.Ich hatte den Eindruck, dass sich der an sich recht bodenständige und provinzielle Konzern namens Audi diesem Trend länger widersetzt hat als z.B. BMW oder Mercedes, aber scheinbar dürfen sie sich jetzt auch nicht mehr gegen den Trend wehren. Meiner Meinung nach haben auch sie mit ihren neuesten Fahrzeugen inzwischen völlig die Bodenhaftung verloren (jedenfalls aus hiesiger Sicht nördlich des Weißwurstäquators). Wer hier die Käuferzielgruppe sein soll, erschließt sich mir nicht mehr. Wäre ich langjähriger Chefarzt, würde ich vielleicht einen Audi wie Prof. Brinkmann fahren, das entspräche heute einem A5 Avant quattro TDI in Basisausstattung, mit nur einer einzigen Sonderaussstattung, nämlich den bei Audi (gegen Aufpreis) löblicherweise noch horizontal verstellbaren Kopfstützen. Alles darüber: Schweiz? Monaco? München-Bogenhausen? Moskau? Jedenfalls nichts, was ich mit der realen Welt der meisten mir bekannten Mitbürger/innen verbinde.
Tim N.
23.06.2025 um 21:47
Gerade mal im Konfigurator geschaut: A5 Avant "Basis" mit TDI quatto und genau 3 Sonderausstattungen: - richtiges Weiß (nicht VW-grauweiß) - Vorbereitung (!) für Anhängerzugvorrichtung - 3 Jahre Anschlussgarantie bis 150.000 km Dann aber mit Plastikblende vor dem Beifahrer, wo der spacige Handy-Bildschirm eingebaut sein könnte. Die horizontal verstellbaren Kopfstützen sind noch nichtmal enthalten, da nur im Paket für 1800 € erhältlich.Resultat: UVP 122.000 DM, pardon, 61.130 €. Ernsthaft? Für einen Audi 80 Kombi Diesel mit Allradantrieb? Faktor 4 in dreißig Jahren? Ich glaube, Prof. Brinkmann würde nur lächelnd abwinken.
Daniel
23.06.2025 um 08:51
"Laut Manager Magazin werden die hergestellten Autos wohl zwischengeparkt, um auf die fehlerfreie Software zu warten. Außerdem wolle Audi „offenbar versuchen, mit einer abgespeckten Version zu starten“."Das ist irgendwie ein harter Flashback nach 2019/2020, als die VW ID.3 der First Edition auf Halde produziert wurden und monatelang auf "manuelle" Softwareupdates warteten.

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