VDL und Toyota erproben Lkw-Quartett mit BZ-Antrieb

Toyota und VDL haben gemeinsam die Brennstoffzellentechnologie von Toyota in weitere schwere Lkw integriert. Nach dem erfolgreichen Einsatz eines ersten Demofahrzeugs sind nun testweise vier weitere Trucks im täglichen Logistikbetrieb auf internationalen Strecken unterwegs.

Toyota Motor Europe und die VDL Group geben an, dass nun vier weitere BZ-Trucks mit der Technologie der Japaner auf Routen zwischen Diest (Belgien), Lille (Frankreich), Köln und den niederländischen Städten Rotterdam und Weesp unterwegs seien. Konkret wird das 40-Tonner-Quartett von Toyota gemeinsam mit den Logistikpartnern Vos Transport Group, CEVA, Groupe CAT und Yusen in einem europäischen Logistiknetz rund um das Toyota Parts Centre Europe eingesetzt. Entlang der Strecken befindet sich je mindestens eine Wasserstofftankstelle – inklusive Back-up-Lösungen für unerwartete Zwischenfälle.

Die Lkw sollen laut den Japanern eine vergleichbare Leistung zu Dieselfahrzeugen bieten und mit einer Tankfüllung bis zu 400 Kilometer („unter realen Bedingungen“) weit kommen. „Diese Initiative steht im Einklang mit Toyotas Ziel, bis 2040 Klimaneutralität in der Logistik zu erreichen“, kommentiert Thiebault Paquet, Vice President R&D bei Toyota Motor Europe. „Gleichzeitig wollen wir damit zur Entwicklung der Wasserstoffwirtschaft beitragen. Schwere Brennstoffzellen-Lkw können die Nachfrage nach Wasserstoff deutlich steigern – vor allem im Zusammenspiel mit der EU-Verordnung über die Infrastruktur für alternative Kraftstoffe (AFIR). Gemeinsam mit unseren Logistikpartnern wollen wir Erfahrungen aus dem täglichen Betrieb sammeln, um sowohl die Fahrzeuge als auch die betrieblichen Abläufe weiter zu optimieren.”

Eine Kooperationsvereinbarung auf dem Feld von BZ-Lkw hatten Toyota und VDL im Mai 2023 vereinbart und wenige Monate später einen ersten Prototyp enthüllt. Schon seinerzeit kündigten die Partner die vier weiteren BZ-Lkw an. Die Zusammenarbeit aller Beteiligten soll den Verantwortlichen zufolge „die Erkenntnisse über den Einsatz von Brennstoffzellen-Lkw auf öffentlichen Straßen vertiefen“. Der Feldversuch ist dabei auf fünf Jahre angelegt.


Technische Daten zu den Wasserstoff-Lkw von VDL nennt Toyota weiterhin nicht. Das bekannte Brennstoffzellenmodul von Toyota für Drittkunden gibt es in zwei Ausführungen für die vertikale oder horizontale Montage – je nach verfügbarem Bauraum. Es handelt sich dabei um die zweite BZ-Antriebsgeneration der Japaner. Die Module sind jeweils mit 60 oder 80 kW Nennleistung erhältlich und sollen einen Spannungsbereich von 400 bis 750 Volt abdecken. Für den Leistungsbedarf eines Lkw sind wohl zwei dieser Module nötig. Zum E-Antrieb, der Pufferbatterie und den H2-Tanks sind aber keine Daten bekannt. Auf den veröffentlichten Pressebildern ist nur zu sehen, dass die zylindrischen Wasserstoff-Tanks hinter dem Fahrerhaus gestapelt sind – wie es bei den meisten H2-Lkw üblich ist.

Inzwischen hat Toyota übrigens auch eine dritte Generation seines Brennstoffzellen-Systems vorgestellt, das sich für den Einsatz in Pkw, Nutzfahrzeugen, Zügen, Schiffen und stationären Anwendungen eignen soll. Die Markteinführung ist für 2026 vorgesehen. Mit detaillierten Informationen halten sich die Japaner aber noch zurück. Bei Bekanntgabe der Pläne im Februar hieß es nur, dass die Haltbarkeit im Vergleich zur zweiten Generation um den Faktor 2 und die Effizienz um den Faktor 1,2 verbessert wurde – „was eine um 20 Prozent größere Reichweite ermöglicht“, so Toyota.

Das Brennstoffzellen-System der dritten Generation soll ab 2026 hauptsächlich in Japan, Europa, Nordamerika und China eingeführt werden. Der Drittkunden-Stamm ist breit gefächert: Im Pkw-Bereich ist bekanntlich BMW ein Toyota-Partner, bei den Bussen nutzen der portugiesische Hersteller Caetano Bus oder Karsan aus der Türkei die Toyota-Systeme. Im Lkw-Sektor gehören neben VDL auch Paccar und Hyliko zu den Kunden.

toyota-media.de

5 Kommentare

zu „VDL und Toyota erproben Lkw-Quartett mit BZ-Antrieb“
klaus
21.06.2025 um 13:25
Das ist eine Bankrotterklärung!Volvo, Man/Scania, Mercedes liefern _jetzt_ serienmässig schwere LKW mit rein batterieelektrischem Antrieb und Kapazitäten um 600kWh aus, die real 500km Reichweite als 40t-Sattelzug erreichen. Jeder dieser Hersteller will dieses Jahr so größenordnungsmässig 1000 Stück verkaufen.Toyota startet _jetzt_ einen "5-jährigen Feldversuch" mit einer knappen Handvoll Brennstoffzellen LKW, die zwischen dem Toyota-Hauptlager und diversen Aussenlagern verkehren sollen, wo eine Wasserstofftankstelle auf dem Weg liegt. Fällt die aus, gibt es einen "Backup". Die Reichweite beträgt 400km.Die E-LKW mit 500km Reichweite könnte man am Ende eines Umlaufs ganz bequem am Zentrallager nachladen, während sie beladen werden und der Fahrer eine 45-Min-Pause macht:Diest-Köln: 154km Diest-Lille: 184km Diest-Weesp: 195km Diest-Rotterdam: 139kmStattdessen muss der H2-LKW zwischendurch 15min irgendwo betankt werden, was nicht als Pause zählt.Der Wasserstoff kostet in Deutschland derzeit an öffentlichen Tankstellen zwischen 10 und 15€/kg, daraus macht die Brennstoffzelle ca. 17kWh Fahrstrom zu 59ct/kWh bis 88ct/kWh.Der Industriestrom am Zentrallager kostet dagegen etwa 20ct/kWh, unterwegs könnte notfalls mit Abo-Karte für 39ct/kWh an irgendeiner Autobahnraststätte nachladen.Bei einem Fahrstromverbrauch von 400kWh Strom pro Umlauf verursachen die Mehrkosten von mindestens 40ct/kWh Fahrenergie zusätzliche Kosten von mindestens 160€, ggfs sogar zweimal am Tag. Das sind jährlich 40.000 bzw. bei Zei Umläufen 80.000€ Mehrkosten.Bei dieser Kalkulation wundert es kaum, daß Toyota, um eine englischsprachige Metapher anzubringen, das Verspeisen seines eigenen Hundefutters demonstrieren muss ;-)
A. Becker
23.06.2025 um 09:25
Ich denke, dass hast Du falsch verstanden, der Titel der Meldung ist auch irreführend. Im Text heißt es klar "vier weitere" "in ...", also auf dem Toyota-eigenen Logistiknetz, also bereits im Regelbetrieb. Toyota ist vielleicht neu als Komplettanbieter für H2-LKW, aber im Nutzfahrzeuge-Beriech sind sie längst präsent, wie im Text zu lesen ist...
Grazer Dirndl
23.06.2025 um 14:01
Was tun, wenn die örtliche Wasserstofftankstelle schließt; den Mirai auf ein batterieelektrisches Fahrzeug umrüsten oder eine private H2-Tankstelle aufs eigene Grundstück stellen?
Klaus
23.06.2025 um 14:02
Toyota liefert lediglich die Brennstoffzellen zu. Auf dem LKW im Artikelbild sieht man ein "VDL-Group"-Logo prangen, das ist ein niederländischer Bushersteller, der irgendwie zur Bussparte von DAF gekommen ist.Das Fahrzeug ist eindeutig vom "DAF CF Electric" abgeleitet, den man offenbar um die Schlafkoje der Fahrerkabine beschnitten hat, und da irgendwie einen Toyota-Brennstoffzellenstack hintergequetscht hat:https://www.eurotransport.de/fahrzeuge/lkw/daf-cf-electric-elektro-sattelzug-im-test/Die Fahrgestelle für den Umbau waren wohl günstig zu haben, da die frühen CF-Electric mit 100km Reichweite kaum sinnvoll als Sattelzugmaschine einsetzbar waren.Insgesamt kann man sich jetzt überlegen, was die Aktion soll. Was mir in den Sinn käme:1) Fördergelder für H2 abgreifen?2) Wasserstoff im Gespräch halten?3) Etwas länger Toyotas Gesicht wahren, daß deren Investitionen in Brennstoffzellen für Fahrzeugtechnologie nicht gänzlich umsonst waren?Wie oben vorgerechnet, ist Wasserstoff derzeit nicht wirtschaftlich.Einen Überschuss an "grünem Wasserstoff", der über den Bedarf der chemischen Industrie hinaufgeht und "grauen Wasserstoff" aus Erdgas verdrängt, wird es frühestens in 10, 15 Jahren geben. Bis dahin ist die E-LKW-Ladeinfrastruktur aufgebaut, und es wird sehr schwierig, mit H2-LKW in den Markt zu kommen, der bis dahin von E-LKW beherrscht wird. Aktuell gibt es noch größere Betriebserfahrungen mit Wasserstoffbussen im Serieneinsatz, welche Erkenntnisse dieser "fünfjährige Test" bringen soll, erschliesst sich mir daher nicht.
Schanzlwirt
23.06.2025 um 17:23
Ganz klar 1) + 2) + 3) + X

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