Wie sich die SPD das Sozialleasing für E-Autos vorstellt

Die Regierungspartei SPD ist Befürworter des „Sozialleasing“ nach französischem Vorbild. In Deutschland soll ein solches Programm 2027 debütieren. Isabel Cademartori, verkehrspolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion, lüftet dazu in einem Medienbericht nun weitere Eckpunkte.

Bild: Maurice Weiss

Isabel Cademartori hatte vor kurzem ein Sozialleasing-Programm für Elektroautos ab 2027 in Aussicht gestellt. Nun nennt sie gegenüber der „Wirtschaftswoche“ nähere Details. „Denkbar ist, dass man für 99 Euro im Monat drei Jahre lang ein E-Auto fährt“, sagt sie dort etwa. Der Staat würde stets die Anfangszahlung übernehmen. Und weiter: „Wir würden Menschen mit geringeren, aber auch mit mittleren Einkommen in den Blick nehmen, also auch jene mit einem Bruttojahreseinkommen von 40.000 bis 60.000 Euro. Mir geht es um die Menschen, die zur Arbeit müssen, aber keinen Dienstwagen haben. Es könnte eine Bedingung werden, dass jemand das Auto fürs Pendeln zum Beruf braucht.“

Auf die Nachfrage, welche Autos für das Programm in Frage kommen, erwidert sie: „Wir wollen nicht mit großem Aufwand chinesisch produzierte Fahrzeuge fördern. Es geht nicht um die Marke, aber darum, wo produziert wird.“ Cademartori erwähnt gegenüber der „Wirtschaftswoche“ auch eine Listenpreisspanne von 20.000 bis 25.000 Euro. Also jenes Preissegment, das etwa Volkswagen ab 2027 mit dem ID.1 abdecken will.

Dass Frankreich als Beispiel dient, äußert die SPD-Verkehrsexpertin explizit – so verweist sie etwa darauf, dass Frankreich die Modellauswahl durch einen Umweltscore für die förderbaren Autos „geschickt“ begrenzt habe. Denn durch den Produktionsort und den Transport als zwei der entscheidenden Kriterien werden de facto nur in der EU produzierte E-Autos bezuschusst. Plump Marken auszugrenzen, wäre nämlich handelsrechtlich nicht möglich.

Daneben verfolgt Frankreich das Ziel, den Umstieg auf E-Autos vor allem den einkommensschwachen Teilen der Bevölkerung schmackhaft zu machen. Wir erinnern uns: Anfang 2024 hatte die Regierung daher erstmals ein subventioniertes E-Auto-Leasingprogramm („leasing social“) für Personen mit geringem Einkommen gestartet, das aber wegen der immensen Nachfrage bereits im Februar 2024 vorübergehend ausgesetzt werden musste und erst in der zweiten Jahreshälfte 2025 wieder aufgenommen werden soll. Voraussetzung beim geförderten Leasing in Frankreich war, dass der Kaufpreis des strombetriebenen Wagens unter 47.000 Euro und das Gewicht unter 2,4 Tonnen liegt. Das Programm zielte also auf Klein- und Mittelklasseautos.

Zur diesjährigen Neuauflage des Sozialleasing in Frankreich sind noch keine Details bekannt – nur, dass es weniger großzügig ausfallen und anders finanziert werden soll (nicht mehr über den Etat, sondern via eine Finanzierung durch Energiesparzertifikate). 2024 wurden in kürzester Zeit sage und schreibe 650 Millionen Euro für 50.000 geleaste E-Autos ausgegeben – bei einer Selbstbeteiligung der förderfähigen Personen von im Extremfall nur 50 Euro pro Monat. Für 2025 sollen „nur“ 300 Millionen Euro bereitgestellt werden, für das Sozialleasing und ein zweites Förderprogramm für leichte Elektro-Nutzfahrzeuge zusammen.

In Deutschland soll die Finanzierung nach Cademartoris Angaben auch nicht über den Haushalt, sondern über den EU-Klimasozialfonds laufen. Hintergrund ist, dass ab 2027 „der CO2-Preis für den Verkehr und fürs Heizen ja europaweit gelten“, wie die SPD-Politikerin ausführt. „Das Geld daraus soll zum Teil in den EU-Klimasozialfonds fließen. Daraus erhält Deutschland dann einen Anteil. Und dieses Geld ist dafür gedacht, dass Menschen entlastet werden, die durch einen steigenden CO2-Preis belastet werden. Sozialleasing passt hier sehr gut, weil die Menschen dann vom Verbrenner umsteigen können.“ Cademartori betont, dass die Einführung zum einen ein Signal an die Hersteller sei, günstigere Modelle zu fertigen und umgekehrt Menschen motiviere, sich ohne größeres Investment auf E-Mobilität einzulassen.

Laut der „Wirtschaftswoche“ könnten in Deutschland 850.000 Haushalte vom Sozialleasing für E-Autos profitieren, wenn ähnliche Maßstäbe wie in Frankreich gelten. Ein E-Auto zum Listenpreis bis 25.000 Euro könnte demnach für 130 Euro im Monat zu leasen sein. Dabei beruft sich die Zeitung auf eine Studie.

wiwo.de

13 Kommentare

zu „Wie sich die SPD das Sozialleasing für E-Autos vorstellt“
Frank W.
23.06.2025 um 09:29
Es gibt keinen deutschen Autokonzern, der aktuell E-Autos im Bereich <25.000€ verkauft und selbst VW wird ID.1/2 in Spanien und Portugal produzieren. Warum sollte man diese fördern, wenn die Wertschöpfung in Südeuropa stattfindet? Warum sollte man Leasing fördern? Es ist und bleibt Steuergeldverschwendung, Unternehmen werden jede Förderung abgreifen, die SPD verteilt also von Steuerzahler zu Shareholder um. Es gibt gebrauchte E-Autos wie den ID.3, e-Corsa etc längst für unter 20.000€ zu kaufen, Leasing Raten für Neufahrzeuge liegen bei unter 200€. Es braucht keine neuen Förderungen - schon gar nicht für Menschen mit Bruttoeinkommen von 40.000€+.
Gregor
23.06.2025 um 10:52
Aktuell finde ich bei goleasy den Leap T03 ohne Anzahlung:24 Monate und 5000km 96€ pro Monat . LF 0,4710.000km = 117 €48 m und 10.000km = 124€.Wo genau soll das Social Leasing für die BürgerInnen Geld sparen?
Der Diktator
23.06.2025 um 12:02
Man könnte die vielen gebrauchten E-Autos an Auserwählte zu günstigen Konditionen leasen. Ein Win-Win für alle.
Mike
24.06.2025 um 07:14
Aber nur, wenn die Hersteller die Garantieverlängerung anbieten und zahlen.
Peter
23.06.2025 um 13:57
Der angegebene Bruttolistenpreis sollte nochmal überdacht werden. Auch Familien mit geringem Einkommen brauchen vielleicht mal Autos, in denen mehr als 2 Personen gut Platz haben und wird es unter 25k sicherlich auch 2027 eng.Auch das Kriterium, dass man ein Auto "braucht" könnte kompliziert werden, denn sehr viele Strecken dürften mit dem ÖPNV erreichbar sein, aber ggf. nicht mit zu langen Fahrtzeiten, um Kinder aus der KiTA abzuholen etc. Das allerdings nachzuweisen oder zu kontrollieren dürfte einen immensen bürokratischen Aufwand bedeuten.Grundsätzlich finde ich die Idee aber in Ordnung. Besser finde ich ein Bonus-Malus-System (z.B. kleinere E-Autos subventionieren, große Verbrenner verteuern).
klaus
23.06.2025 um 17:30
Möchte Frau Cadematori einkommenschwachen Familien oder einkommenschwachen Autobauern helfen?Letzteren hilft diese Maßnahme bestimmt, ersteren nur teilweise, nach großen Reibungsverlusten. Der Wert eines Neufahrzeuges im Auge der Käufer liegt eben nur zur Hälfte darin, daß es "fährt", und zur anderen Seite darin, daß es "neu" ist. Das Gefühl, in einem Neuwagen zu sitzen, muss man nicht staatlich fördern. Wenn es darum geht, die Umstellung auf umweltfreundliche Fahrzeuge zu fördern, ist es am effektivsten wie am soziel gerechtesten, fossile Kraftstoffe massiv zu verteuern, und die dadurch erzielten Einnahmen nach Köpfen an die Bevölkerung auszuschütten. Wer viel fährt und viel CO2 ausstösst und es finanzieren kann, kann sich dann ein neues E-Auto zum Marktpreis kaufen. Wer sich das nicht leisten kann, kann erst mal einen Gebrauchten kaufen oder seinen alten Gebrauchten weiterfahren, und den teureren Sprit mit seinem "Energiegeld" bezahlen. Da er vermutlich nicht zum Spaß mit Vollgas durch die Gegegend düst, und der schlechter entlohnte Arbeitsplatz typisch eher eine kürzere Anfahrt erfordert, wird er sich in den meisten fällen damit besser stehen, bis auch günstige gebrauchte E-Autos verfügbar sind. Die werden dann ebenfalls zunächst die "Einkommenschwachen" mit größeren Pendelstrecken kaufen, die am meisten Sprit und somit CO2 damit sparen. Es ist aber ungerecht, mit "Sozialleasing" nur die zu fördern, die sich überhaupt ein Auto anschaffen können und wollen, und die leer ausgehen zu lassen, die unter Verzicht einige Bequemlichkeit zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeit gelangen.
Horst
24.06.2025 um 10:18
@ Klaus: "Das Gefühl, in einem Neuwagen zu sitzen, muss man nicht staatlich fördern"Du triffst den Nagel auf den Kopf!Das ist ungefähr so sinnvoll wie zu fordern, in einer Großstadt in einem angesagten Szeneviertel wohnen können zu müssen.Es ist toll, eine soziale Wohltat zu verteilen. Und entspricht so ganz der SPD DNA. Ich nenne das Sozial-Populismus.
Daniel
24.06.2025 um 08:20
Was für eine Verschwendung von Steuergeld!
MWF
24.06.2025 um 08:58
2027? So früh? In 2 Jahren wird es eine Menge gebrauchter BEV´s auf dem Markt geben. Diese Autos halten deutlich länger zu niedrigeren Unterhalts-und Servicekosten für den Zweit-oder Drittnutzer. Außerdem sind das dann Produkte, die mehr Raum für Gepäck und die Familie bieten als ein angekündigter ID2. Also, mal wieder eine Nebelkerze aus dem wirtschaftsfremden linken Universum.
Jens
24.06.2025 um 11:19
Es wurde bisher nichts zum Thema Laden gesagt. So wie es im Moment aussieht, macht ein BEV nur (finanziell) Sinn, wenn ich es zum Haushaltstromtarif laden kann. Ich gehe auch einmal davon aus, dass die geplante Zielgruppe überwiegend zur Miete wohnt. Also meist auf öffentliches Laden angewiesen ist. Wenn dann Preise >0,60€ für die kWh fällig werden und noch zusätzlicher zeitlicher Aufwand notwendig wird (Ladesäule suchen usw.), dann sehe ich da eher schwarz.
Daniel
25.06.2025 um 10:34
Warum sollte irgendjemand mehr als 50 cent/kWh für öffentliches Schnellladen ausgeben? Mit Anbietern wie EnBW, Tesla, Ionity u.v.m. kommt man da problemlos drunter. Im EnBW L-Tarif bei 15.000 km und 20 kWh Verbrauch sind es z.B. 46 cent/kWh (inkl. Grundgebühr).
Peter
24.06.2025 um 12:48
Hat unser Staat (also wir alle) zuviel Geld, dass es verschenkt werden muss? Das mag ich an den linken Parteien nicht: Die denken nie über Seite nach, wie Geld reinkommt, sondern immer nur übers ausgeben.
Bartholomäus Steiner
25.06.2025 um 16:34
Das könnte für einige Leute ein attraktives Angebot sein

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