Mer partnert mit Payment-Startup Cariqa
Mer arbeitet bisher – wie andere Ladepunktbetreiber (CPO) – vor allem mit Festpreisen. Der Endkundenpreis pro Kilowattstunde Ladestrom ist also eine Mischkalkulation, die nicht auf den Börsenstrompreis oder die aktuelle Auslastung des Ladeparks reagieren konnte. Tesla hat als einer der ersten großen Lade-Anbieter in Deutschland und Österreich variable Preise eingeführt, allerdings nur zwischen Standorten und vordefinierten Zeitfenstern. Am Dienstag hat zudem Shell Recharge angekündigt, in Deutschland dynamische Preise an seinen eigenen Schnellladern im Rahmen eines Pilotprojekts zu testen, basierend auf dem Spotpreis an der Strombörse.
Mer und Cariqa setzen bei ihrem dynamischen Preismodell auf einen anderen Ansatz: Die festen Preise hätten demnach dazu geführt, „dass einige Stationen nicht genug genutzt wurden, während andere überlastet waren“. Mit KI-unterstütztem „Smart Pricing“ soll die Preisgestaltung dynamisch an die tatsächliche Auslastung der Ladestationen angepasst werden, wovon sich Mer eine „bessere Verteilung der Nutzung“ erhofft.
Die Logik dahinter hat der Ladebetreiber mit norwegischen Wurzeln nicht selbst entwickelt, sondern nutzt die Plattform von Cariqa. Das deutsche Startup ist im vergangenen Jahr angetreten, um nach eigenen Angaben „das Booking.com der Elektromobilität“ zu werden – indem Ladevorgänge nicht mehr über die Plattformen der E-Mobility-Provider (EMP) abgewickelt werden, sondern CPO und Kunden direkt miteinander verbunden werden. Die Ladepreise werden also nicht mehr vom EMP bestimmt, sondern können vom CPO über das Cariqa Command Center festgelegt und verändert werden. EWE Go und die Pfalzwerke sind seit Anfang 2025 bereits Partner.
Im Falle der Mer-Kooperation soll das KI-gesteuerte Preismodell von Cariqa täglich Millionen von Datenpunkten analysieren, um Nutzungstrends frühzeitig zu erkennen. „So kann für jede Station eine nachfrageorientierte Preisgestaltung vorgenommen werden. Dabei fließen mehr als 20 Faktoren wie die Auslastung der Ladestation, die zeitliche Nachfrage und die Verkehrslage in der Umgebung ein“, erklärt Mer in der Mitteilung. Bei geringer prognostizierter Nachfrage senkt das System die Preise automatisch – es wird aber nicht erwähnt, wie weit. Bei Mer sind das aktuell im „chargeME“-Tarif 0,49 €/kWh an AC-Ladepunkten, 0,57 €/kWh an DC-Ladesäulen und 0,69 €/kWh im HPC-Tarif.
Mer gibt an, dass die Kunden die aktuellen Ladepreise „immer in Echtzeit“ abrufen können sollen – also wohl über die „Mer Connect ME“-App. Weitere Einschränkungen wie das Laden über die App (wie etwa bei Electra) werden nicht erwähnt – die dynamisch angepassten Ladepreise scheinen also auch für die Ad-hoc-Zahlung zu gelten. Neben dem dynamischen Pricing soll die Zusammenarbeit mit Cariqa auch „individuelle Angebote und attraktive Konditionen an ausgewählten Standorten“ ermöglichen, so Mer.
„Durch unser Pilotprojekt mit Cariqa möchten wir für unsere Kund*innen eine weitere Möglichkeit testen, um kosteneffizient und nachhaltig in unserem Ladenetz zu laden“, so Anton Achatz, Geschäftsführer bei Mer. „KI-basiertes Smart Pricing ermöglicht es uns, noch mehr Erfahrungen im Bereich dynamische Preisgestaltung und Auslastungssteuerung zu sammeln, sodass jeder E-Fahrer und jede E-Fahrerin von flexiblen und gerechten Ladepreisen profitieren kann.“
„Die Ära von Einheitspreisen beim Laden von E-Autos geht zu Ende“, so Issam Tidjani, Mitgründer und CEO von Cariqa. „Gemeinsam mit Mer führen wir einen intelligenteren Ansatz ein – einen, der sich in Echtzeit an Nachfrage, Nutzungsmuster und lokale Gegebenheiten anpasst. Unsere KI-basierte Preis-Engine ermöglicht ein transparenteres und faireres Ladeerlebnis für Fahrerinnen und Fahrer und unterstützt Betreiber wie Mer dabei, effizienter im großen Maßstab zu arbeiten. Diese Zusammenarbeit ist ein entscheidender Schritt hin zu einer intelligenteren, profitableren und nutzerzentrierten Ladeinfrastruktur.“
mer.eco (PDF)
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