US-Verkehrsaufsicht NHTSA nimmt Teslas FSD genauer unter die Lupe

Die US-Verkehrssicherheitsbehörde NHTSA (National Highway Traffic Safety Administration) hat eine neue Untersuchung angekündigt, die in den Vereinigten Staaten etwa 2,88 Millionen Tesla betrifft, die mit der Software „Full Self-Driving” (FSD) ausgestattet sind.

Tesla model y facelift
Bild: Tesla

Der Grund für die neue Untersuchung ist der Verdacht, dass das System gegen Verkehrsregeln verstoßen könnte. Berichten zufolge sollen Teslas mit aktiviertem FSD-System rote Ampeln überfahren und beim Spurwechsel in die falsche Richtung gelenkt haben.

Aus dem Fall der National Highway Traffic Safety Administration (NHTSA) geht folgendes hervor: „Das Office of Defects Investigation eröffnet diese vorläufige Untersuchung, um Umfang, Häufigkeit und mögliche Sicherheitsrisiken von FSD-Fahrmanövern zu bewerten, die Verkehrsverstöße darstellen. Diese Untersuchung betrifft Versionen von FSD, die Tesla als FSD (Supervised) und FSD (Beta) bezeichnet.“

Der Fokus der Untersuchung liegt auf zwei Arten von Verkehrsverstößen, die bei aktiviertem FSD aufgetreten sind: Erstens das Überqueren einer Kreuzung trotz roter Ampel und zweitens der Spurwechsel in den Gegenverkehr. Bisher sind in diesem Zusammenhang 58 gemeldete Vorfälle registriert worden – darunter auch 14 Fahrzeugbrände und 23 Verletzte.

Darüber hinaus weist die NHTSA darauf hin, dass das System weder ordnungsgemäß warnt noch entsprechende Meldungen abgibt, wenn solche Manöver ausgeführt werden: „In den Beschwerden wurde außerdem angegeben, dass FSD keine Warnungen über das beabsichtigte Verhalten des Systems ausgegeben habe. Einige Beschwerden gaben an, dass mehrere dieser Fehler gleichzeitig auftraten – die Zahlen sind daher nicht kumulativ.“

Der Fall ist besonders brisant, weil er eine tiefe politische Spaltung in den USA verdeutlicht: Im Dezember des vergangenen Jahres hatte US-Präsident Donald Trump öffentlich erwogen, die Berichtspflicht der NHTSA für Verkehrsunfälle abzuschaffen – ein Schritt, der die staatliche Überwachung autonomer Fahrzeugunfälle und die Einführung von Sicherheitsvorschriften erheblich erschweren würde. Zuvor hatte die NHTSA bereits eine Untersuchung des FSD-Systems eingeleitet, nachdem es in den USA zu mehreren tödlichen Unfällen gekommen war.

Tesla arbeitet derzeit intensiv daran, sein sogenanntes „Self-Driving System“ weltweit auszurollen. Kürzlich erhielt der Hersteller die Genehmigung, das System in London zu testen – allerdings nur mit Fahrer am Steuer. In Frankreich wurde Tesla wegen irreführender Werbung öffentlich gerügt; die Behörden drohten mit Geldstrafen, sollte der US-Hersteller seine „täuschenden Geschäftspraktiken“ nicht einstellen.

electrek.coreuters.com

Dieser Artikel von Chris Randall erschien zuerst in der internationalen Ausgabe von electrive.

5 Kommentare

zu „US-Verkehrsaufsicht NHTSA nimmt Teslas FSD genauer unter die Lupe“
Dixi K
12.10.2025 um 09:48
Die NHTSA (National Highway Traffic Safety Administration) hat zahlreiche Untersuchungen zu Assistenzsystemen (Advanced Driver Assistance Systems, ADAS) von anderen Autobauern als Tesla durchgeführt. Diese Untersuchungen umfassen oft Level-2-Systeme, die teilautonome Funktionen wie Spurhalteassistenten oder adaptive Tempomaten bieten. Hier sind einige Beispiele:- Im Jahr 2021 eröffnete die NHTSA Untersuchungen zu Systemen von Volvo, Cadillac, Lexus und dem autonomen Anbieter Navya, neben Tesla. - Als Teil einer breiteren Untersuchung zu Tesla-Systemen forderte die NHTSA 2021 Daten von 12 anderen Herstellern an, darunter Audi (Driver Assistance Plus), Ford (Co-Pilot 360), General Motors (Super Cruise), Hyundai (Smart Sense) und Subaru (EyeSight). - Im Januar 2025 wurde die Untersuchung zu Fords hands-free-System BlueCruise auf eine Vorermittlung hochgestuft. - Die NHTSA hat zudem eine bundesweite Untersuchung zu autonomen Systemen in Millionen von Fahrzeugen eröffnet, ausgelöst durch einen tödlichen Unfall in San Antonio. - Allgemein verpflichtet ein Standing General Order der NHTSA alle Hersteller seit 2021, Crashes mit Level-2-ADAS-Systemen zu melden, was Untersuchungen zu Systemen von verschiedenen Marken einschließt. - Weitere Untersuchungen betrafen 2021 sechs weitere ADAS-Systeme von ungenannten Herstellern.Diese Aktivitäten zeigen, dass die NHTSA ein umfassendes Monitoring aller relevanten Systeme auf dem US-Markt betreibt, um Sicherheitsrisiken zu bewerten. Sie machen einfach nur ihren Job!
John
13.10.2025 um 14:01
"Darüber hinaus weist die NHTSA darauf hin, dass das System weder ordnungsgemäß warnt noch entsprechende Meldungen abgibt, wenn solche Manöver ausgeführt werden: „In den Beschwerden wurde außerdem angegeben, dass FSD keine Warnungen über das beabsichtigte Verhalten des Systems ausgegeben habe."Das ist doch lächerlich. FSD ist ein L2-System. Selbstverständlich passt hier die Performance nicht und das System macht Fehler. Der Fahrer muss den Fehler richten und eingreifen. Wie soll FSD auf die Fehler hinweisen oder vor den Fehlern warnen? Wenn diese Erkenntnis vorliegen würde, dann könnte man den Fehler auch vermeiden.Wenn dem Kunde FSD als L3 verkauft wird, dann sollte man die Kollegen von Tesla verklagen.
Beat Kohler
13.10.2025 um 17:11
Soweit korrekt. Allerdings habe ich selber schon erlebt wie resolut das System bei Tesla eingreifen kann. Leider (auch) in Situationen wo der Eingriff keinen Sinn machte, bzw. gegen die Verkehrslogik waren. Das kenne ich von anderen Autos soweit mir bekannt in der Form nicht. Von dem her traue ich FSD nicht.Oder anders gesagt: ich denke es braucht sicher 10x mehr Rechenleistung um das zu bewältigen was sie heute können wollen. …und wohl auch mehr Sensorik.
Dixi K
14.10.2025 um 06:02
Expertenlob: Cathie Wood (ARK) sieht FSD als 90% des Tesla-Werts (Robotaxis, Aktienziel 2.600 USD bis 2030); Jensen Huang (Nvidia) nennt es "magisch" und voraus; Sundar Pichai (Google) bestätigt Tesla als Leader, "extrem menschlich" vs. Waymo. Vision-Only-Hersteller: Tesla führt; in China folgen XPeng (F57 ab Q4 2025), Huawei (ADS 3.0), Baidu (JiYue 01), Li Auto – Shift zu skalierbarem, kostengünstigem Ansatz. Großer China-ADAS-Test (Juli 2025): In umfassendem Real-World-Test mit 36 EVs (15 Szenarien, 216 Kollisionen gesamt) schnitt Tesla (Model 3/X) am besten ab – 5/6 Punkte, top auf Highway (keine Kollisionen) und urban, trotz Datenschränkungen; übertraf Lidar-basierte Rivalen wie Xiaomi, Huawei, BYD.
Dixi K
14.10.2025 um 05:58
Nein, mehr Sensorik macht es unsicherer, mehr Fehlerquellen. Weckem sensor vertraut man? Auch Lidar hat viele Einschränkungen bei schlechtem Wetter, Verschmutzung usw. Elon Musl persönlich hat bei SpaceX Dragon Capsel Lidar mitentwickelt. Er weiss wovon er redet, genauso wie die tausend anderen Experten bei Tesla.

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