Skoda installiert Ladesäule mit kinetischer Batterie

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Das Škoda Auto DigiLab hat in Prag mit dem Pilotbetrieb einer besonders innovativen Schnellladestation begonnen. Die von Chakratec entwickelte Ladetechnologie basiert auf kinetischer Schwungradtechnik und stellt doppelt so viel elektrische Leistung bereit wie vom Stromnetz zur Verfügung gestellt wird.

Die Ladestation namens Kinetic Power Booster auf dem Messegelände Prag-Letňany ist die erste ihrer Art in Tschechien und erst die dritte weltweit. Chakratec, ein 2013 gegründetes israelisches Startup, hat die Technologie kreiert und hebt hervor, dass sie größere Investitionen in Hochspannungsnetze überflüssig macht. Konkret speichert das System bei Stromüberschuss Energie und entlastet zu Spitzenzeiten das Netz. Anders als bei batteriebasierten Ladesäulen bleibt die Kapazität aber konstant hoch.

Was es mit dem Schwungrad-Konzept genau auf sich hat, erläuterte Mitgründer Ilan Ben-David bereits zu einem früheren Zeitpunkt mit einem Vergleich, der zum Schmunzeln anregt. Der Ladeprozess kann demnach mit dem Spülkasten einer Toilette verglichen werden: „Wenn ein starker Wasserfluss benötigt wird, wird ein Hebel betätigt und der Spülkasten leert sich schnell und füllt sich danach wieder auf. Ähnlich verhält sich unsere Batterie.“ Auf das Ladesystem übertragen bedeutet das: „Wenn ein Auto zur Ladestation kommt, wird die kinetische Batterie entladen und überträgt die Energie in kurzer Zeit auf das Auto und füllt sich dann wieder auf.“ Chemische Batterien können nach Meinung von Ben-David für diesen Prozess nur ineffizient verwendet werden. „Die zahlreichen Zyklen mit hoher Leistung reduzieren die Nutzungszeit chemischer Batterien enorm und machen sie langfristig unwirtschaftlich“, äußert er. Die kinetische Batterie erziele dagegen „enorm hohe Ladezyklen bei höchster Leistung über eine Lebensdauer von 20 Jahren“.

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Chakratec spricht von rund 200.000 Schnelllade- und Entladungszyklen, die der rein mechanische Kinetic Power Booster schafft. Technisches Herzstück der Ladestation sind zehn Schwungräder in einem Container, die dort in einem Vakuum rotieren. Wird Netzstrom zugeführt, beschleunigen die Schwungräder. Sobald ein Fahrzeug geladen wird, produzieren sie selbst Strom und verlieren dabei an Drehzahl. Nach dem Ladevorgang benötigen die Schwungmassen Zeit, um wieder auf Drehzahl zu kommen. Bei der 100-kW-Säule in Prag dauert dieser Vorgang nach Angaben von Škoda etwa 45 Minuten.

Zu der Zusammenarbeit zwischen dem tschechischen Autobauer und dem israelischen Startup ist es über die Tochter Škoda Auto DigiLab Israel gekommen. Auf dem Smart Mobility Summit in Tel Aviv gab der Autobauer Ende Oktober neue Partnerschaften mit innovativen Startups und Tech-Firmen bekannt – darunter auch mit Chakratec.

„Mit unserer Entscheidung, den weltweit dritten Kinetic Power Booster nach Prag zu bringen, zeigen wir deutlich, dass wir konsequent an einem umfassenden Serviceangebot für unsere Kunden in der E-Mobilität und integrierten Mobilitätsdienstleistungen arbeiten“, äußert Andre Wehner, Chief Digital Officer von Škoda. Betrieben wird die Station vom Energieversorger PRE Group. Derzeit können Fahrer von Elektrofahrzeugen an der Station kostenlos Strom laden, um die Technik kennenzulernen. Preise und Zahlungsmethoden für den Regelbetrieb sollen später bekannt gegeben werden. Je nach Verlauf der Testphase erwägen die Partner auch „den Bau weiterer Schnellladestationen nach dem Chakratec-Prinzip in Tschechien und weiteren Ländern“.

Es ist aber nicht die erste Installation einer solchen Ladestation von Chakratec: Am Flughafen Wien testet der Energieversorger „Wien Energie“ eine solche Ladesäule, die auf einen Schwungmassenspeicher setzt. Obwohl die Netzanschlussleistung dort nur 40 Kilowatt beträgt, kann ein E-Auto an dieser Ladestelle mit bis zu 100 Kilowatt Leistung geladen werden. „Damit können wir auch dort High-Speed-Ladestellen anbieten, wo nur eine niedrige Netzanschlussleistung vorhanden ist“, sagte Michael Strebl, Geschäftsführer von Wien Energie, bei der Bekanntgabe im Juni dieses Jahres.
skoda-media.de

7 Kommentare

zu „Skoda installiert Ladesäule mit kinetischer Batterie“
Michel
15.11.2019 um 23:10
Ist das möglicherweise eine Entwicklung, die vom der KERS-System der Formel 1 inspiriert wurde?
Christoph
16.11.2019 um 18:48
Nein, Schwungradspeicher gibt es für elektrische Energie schon länger. In Jülich bei Aachen gibt es auch eine vergleichbare Firma, Stornetic, die vorher mit Uranzentrifugen gelernt haben, wie man sowas baut. Jetzt muss sowas nur noch für Wallboxen Zuhause sinnvoll und erschwinglich werden.
Stefan
18.11.2019 um 09:42
Also nur mal angenommen... Die Schwungräder haben lt. Webseite des Herstellers 10kWh Kapazität bei einer Leistung von 3kW. Wenn die Anschlussleistung angenommener weise bei 50kW liegt, müssen die restlichen 50kW von den 10Stk. Schwungrädern kommen. Bei einer 15min Ladung sind dann 12,5kWh verbraucht. Das „Aufladen“ also beschleunigen der Schwungradspeicher dauert dann 45 min. Das bedeutet einen Leistungsbedarf von rund 16,7kW. Die Leistung der Säule während dieser Zeit ist also nurmehr ca 33,3kW wenn nicht das Laden hinausgezögert wird. Ganz zu schweigen davon, wenn die Speicher ganz leer sind - also nach 30 min laden... Versteht mich nicht falsch, das ist mit Sicherheit eine umweltfreundlichere Art die Anschlussleistung zu begrenzen aber für einen „Dauerbetrieb“ in ein paar Jahren wenn es hoffentlich mehr Autos auf der Strasse gibt ist das zumindest nur bedingt geeignet. - denke ich.... Als Schnelllader irgendwo abseits einer Hauptverkehrsstraße ist das Ding vielleicht aber doch eine Alternative.
r. reichel
18.11.2019 um 11:01
Interessant, dass Skoda das aufgreift. Ich hatte vor einiger Zeit eine Präsentation von Chakratec auf einer Messe gesehen und fand das Konzept sehr interessant. Könnte was werden dort, wo man es braucht, also an Stationen, die weitab vom Kraftwerkt oder der nächsten Umspannstation liegen und daher nur eine begrenzte Leistung bekommen. In größerem Maßstab, also im MW-Bereich, macht man was ähliches bei den Ostseefähren. Diese bekommen ihre Kurzzeitladung an den Landstationen von einem Akku, der dann später wieder langsam nachgeladen wird.Andere und ähnliche Entwicklungen? Ja, Kreisel und Porsche hatten das auch mal vorgestellt. Und vor mehr als 20 Jahren hatte es schon mal einen Hyphe um Schwungräder gegeben. American Flywheel Systems und so. Die alten Veröffentlichungen muss ich mal in meinem Archiv suchen. Und googeln, was aus denen und anderen damaligen Firmen geworden ist.
Michael Martin
03.02.2020 um 16:26
Schau mal bei Beacon Power nach. https://beaconpower.com
Philipp Herbert
18.11.2019 um 12:54
Das System der Schwungradspeicher ist nicht neu, dazu gibt es auch den Wikipedia-Artikel "Gyrobus". Damals wie heute ist das Problem, dass damit mobile Speicher ersetzt werden sollen. Und ein Schwungradspeicher ist nun mal ein Gyroskop und verhindert damit Richtungsänderungen zumindest in einer Achse. Aber als stationärer Speicher kann das schon was sein. Leider steht da nichts von der Effizienz. Schließlich muss der Strom in eine Drehbewegung umgewandelt werden, danach wieder zurück in Strom. Wie viel Energie braucht der Speicher, wenn er voll und bereit ist? Lagerverluste gibt es ja auch noch. Der Luftwiderstand sollte durch das Vakuum gegen Null gehen.
Bartholomäus Steiner
18.11.2019 um 19:40
interessant

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