Siemens eröffnet Zentrum für E-Antriebe in Erlangen.

Der Technologie-Konzern Siemens ist endgültig zurück im Geschäft als Automobil-Zulieferer und bündelt ab sofort im mittelfränkischen Erlangen die Entwicklung und Fertigung von Umrichtern für Hybrid- und Elektrofahrzeuge. Dort ist auch der internationale Hauptsitz des Siemens-Geschäftsbereichs „eCar Powertrain Systems“ angesiedelt. Unser Redakteur Stefan Köller hat sich bei der offiziellen Eröffnung vor Ort umgesehen. Und dabei auch Fakten zur Expansion in China eingesammelt.

Siemens eCar Headquarter Erlangen / Siemens eCar headquarters Erlangen

Einen zweistelligen Millionenbetrag hat Siemens in den neuen Standort in Erlangen investiert, wo nun auf rund 2.500 Quadratmetern Umrichter für Elektro- und Hybrid-Pkw entwickelt, getestet und in Serie gefertigt werden. In Kombination mit der im September 2014 gestarteten Fertigung von E-Motoren in Bad Neustadt kann Siemens nach eigenen Angaben mehrere zehntausend Fahrzeuge pro Jahr mit Elektroantrieben ausstatten. Der erste große Kunde ist Volvo, der bei der gefragten Plug-in-Version seines SUV-Flaggschiffs XC90 auf die Siemens-Technik setzt.

Das Produktions-Center für die Motoren der Hybrid- und Elektro-Autos/Production center for hybrid and electric vehicle motors

Der neue Standort in Erlangen bietet Platz für rund 400 Mitarbeiter und verfügt neben einer skalierbaren Fertigungslinie und Prüfeinrichtungen für Umrichter auch über Testumgebungen für Elektromotoren sowie die elektromagnetische Verträglichkeit. Hinzu kommt ein Fahrzeug-Prüfstand, an dem Elektro- und Hybridantriebe bis zu einer Leistung von 170 kW und 2.500 Nm pro Rad getestet werden können. Noch im Aufbau befindlich ist die Entwicklung von induktiver Ladetechnik, die künftig ebenfalls in Erlangen stattfinden soll.

Mit seinen E-Antrieben für Pkw plant Siemens unterdessen bereits eine Expansion nach China. Ein Joint Venture mit dem chinesische Automobilhersteller BAIC wurde bereits im vergangenen Jahr auf den Weg gebracht und soll schon bald erste Früchte tragen: Das Gemeinschaftsunternehmen „Beijing Siemens Automotive E-Drive System Co. Ltd. Changzhou“ bereitet noch für dieses Jahr die Serienfertigung elektrifizierter Antriebe vor und peilt als Jahresproduktionskapazität ein Volumen von mehr als 100.000 Einheiten bis 2020 an.

Siemens2-s

Was hat Siemens bewogen, derart in seine Zukunft als Zulieferer für E-Antriebe zu investieren? Und das, obwohl die Absatzzahlen von Elektroautos bislang noch weit hinter den Erwartungen zurückbleiben? Der Konzern glaube an die Zukunft der Elektromobilität auch im Pkw-Bereich und wolle mit seinen Investitionen „ein klares Zeichen“ setzen, sagte Jörg Grotendorst, Chef der Sparte eCar Powertrain Systems. Bei seiner Eröffnungsrede in Erlangen verbreitete er erwartungsgemäß Aufbruchsstimmung. Die Bayerische Wirtschaftsministerin Ilse Aigner nannte die E-Mobilität beim Startschuss für den neuen Siemens-Standort gar ein „Megathema“. Der Landes-Fuhrpark spricht bekanntlich (noch) eine andere Sprache.

Bayerns Verkehrsminister Joachim Herrmann war ebenfalls vor Ort und wurde dann auch etwas konkreter, wie die Landesregierung gedenkt, ihren Beitrag dazu zu leisten, damit die Absatzzahlen endlich anziehen: mit einem Ausbau der öffentlichen Ladeinfrastruktur. Bayerische Behördenstandorte sollen in großem Umfang mit Ladepunkten ausgestattet werden. Ein Konzept werde im kommenden Monat vorgelegt, versprach Herrmann in Erlangen. Zudem werde der Aufbau von Schnellladestationen an den bundesweit rund 400 Autobahn-Raststätten der Betreibergesellschaft Tank & Rast „innerhalb der nächsten 12 Monate massiv“ Fahrt aufnehmen. Die Siemensianer in Erlangen werden das sicherlich mit Wohlwollen zur Kenntnis genommen haben.

Text & Fotos: Stefan Köller

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2 Kommentare

zu „Siemens eröffnet Zentrum für E-Antriebe in Erlangen.“
Wilhelm Herbi
29.04.2015 um 12:12
Wenn Siemens noch dazu seine Radnabenmotore an Heimwerker und Werkstätten verkaufen würde, ist das Ende der Erdöl- und Verbrennungsmotorenindustrie sehr schnell Wirklichkeit. Jeder Garagenschrauber kann dann einen bestehenden PKW mit Verbrennungsmotor umrüsten. In Deutschland 30 Millionen, weltweit 500 Millionen. Das wäre ein Segen für den blauen Planeten und seine Lufthülle und zusätzlich noch ein Milliardengeschäft.
Joaquin
30.04.2015 um 09:20
Das ist doch mal eine sehr erfreuliche Nachricht, denn mit Siemens ist nicht nur ein großer, sondern auch ein durch und durch erfahrenes Unternehmen in Sachen Elektromotoren und Zubehör, mit am Start. Wenn das so weiter geht, übernehmen am Ende noch Zulieferer und Branchenfremde, die Zukunft der Elektroautos.

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