VW steigt mit Pilotanlage in Batteriezellproduktion ein

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Volkswagen wird nun doch eine eigene Batteriezellproduktion aufbauen – und zwar in Salzgitter. Das gab der Konzern soeben bekannt. Im Rahmen des Zukunftspakts erfüllt der Vorstand damit eine Kernforderung des Betriebsrats und wird „eine Pilotanlage für Batteriezellen und Zellmodule“ einrichten, wie es in der Pressemitteilung heißt.

Konzernchef Matthias Müller hatte eine eigene Zellfertigung zuletzt noch als „Witz“ abgetan. Der Zukunftspakt spricht nun eine andere Sprache. Demnach werden die deutschen Leitwerke von VW fit für die Elektromobilität gemacht – und teilen sich die Zukunftsthemen wie folgt auf: Braunschweig wird weiterhin das Batteriesystem für den Modularen Querbaukasten (MQB) fertigen und zusätzlich das Batteriesystem für den neuen Modularen Elektrifizierungsbaukasten (MEB) entwickeln und produzieren. In Kassel wird derweil der MEB-Antrieb entwickelt und neben der E-Getriebefertigung auch der Zusammenbau des Gesamtsystems erfolgen. Salzgitter soll MEB-Antriebskomponenten produzieren und zuliefern. Dort werden zudem die Kompetenzen für die Batterie gebündelt – und die Pilotanlage für Zellen und Zellmodule aufgebaut. Die neuen Elektroautos sollen derweil am Stammwerk in Wolfsburg und in Zwickau vom Band laufen. Insgesamt will Volkswagen in Deutschland 3,5 Mrd Euro in den Umbau des Unternehmens investieren. In den Zukunftsfeldern Digitialisierung und Elektromobilität sollen an den verschiedenen Standorten rund 9.000 zusätzliche Arbeitsplätze entstehen. Bluten muss dagegen die Produktion konventioneller Automobile: In dem Bereich werden bis zu 23.000 Jobs „sozialverträglich“ abgebaut, betriebsbedingte Kündigungen soll es aber nicht geben.

„Wir bauen die gesamte Marke um, wir machen sie fit für den großen Wandel in unserer Branche“, wird Volkswagen-Markenvorstand Dr. Herbert Diess in der Mitteilung zitiert. Betriebsratschef Bernd Osterloh, der sich mit seiner Forderung nach einer eigenen Batterproduktion gegen den Vorstand durchgesetzt hat, ergänzt: „Mit dem Zukunftspakt schaffen wir den Einstieg in die E-Mobilität der nächsten Generation. Mit den neuen Autos auf MEB-Basis und Elektrokomponenten aus unseren Standorten werden unsere deutschen Werke Vorreiter bei der Elektrifizierung im Volkswagen Konzern sein.“ Offen bleibt allerdings die Frage, wie viel Output die Pilotanlage wirklich liefern kann. Angesichts der Hochlauf-Pläne für reine Elektroautos bräuchte Volkswagen eigentlich schnellstmöglich eine eigene Gigafactory. Es ist also zu erwarten, dass die Pilotanlage vor allem dem Kompetenz-Aufbau dient – und eine Investition in eine großvolumige Zellfertigung erst mit einem Technologie-Sprung etwa hin zu Feststoffbatterien erfolgt. Das Gros der Zellen für die ersten MEB-Modelle wird demzufolge wohl von asiatischen Zulieferern kommen.

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9 Kommentare

zu „VW steigt mit Pilotanlage in Batteriezellproduktion ein“
Dumdi Didum
18.11.2016 um 12:33
Hmm, "Pilotanlage". Hätten sie nicht neulich noch eine gebraucht kaufen können, von Mercedes?
Edgar Steinauer
18.11.2016 um 12:53
Super, aber leider fast 5 Jahre zu spät
Peter
18.11.2016 um 13:50
Jetzt kommt das große Erwachen. Was Andere schon längst können muss in De mühsam nachgeholt werden. Preiswerte Akkus können hierzulande aber nicht produziert werden. Meine Prognose für die Zukunft: Die deutschen Hersteller werden Autos mit geringer Reichweite bauen, auch wenn die Akkus kleiner und leistungsfähiger werden. Mit dem geplanten Ladestellennetz können die Kunden dann mit teurem Strom abgezockt werden. Gegen große Akkus gibt es genug Argumente, man spart Gewicht, und das Auto ist nicht so teuer. Kassiert wird dann an der "Zapfsäule".
Dumdi Didum
18.11.2016 um 14:08
Um nicht falsch verstanden zu werden - das ist eine erfreuliche Nachricht. Aber wie andere schon schrieben, ist Zellproduktion ja allem Vernehmen nach (z.B. Mercedes, wie gesagt) absolut unwirtschaftlich hierzulande. Könnte die Pilotanlage auch eine Alibi-Aktion für die Betriebsräte sein?
Kai Mauer
18.11.2016 um 14:18
Warum von Daimler gebraucht kaufen? Man kann doch die gleichen Fehler nochmal machen!
GünterB
18.11.2016 um 18:55
Stimmt nicht ganz, das mit Daimler. Die Tochterfirma Accumotive baut sogar ein zweites Akku-Werk - Bericht von Ende Okt. : Daimler baut noch eine Akkufabrik Daimler investiert in Elektromobilität: Der Konzern baut eine neue Akkufabrik, wo unter anderem Akkus für die Elektroautos der künftigen Modellreihe EQ hergestellt werden sollen. Betrieben wird sie unter anderem mit Solarstrom. http://www.golem.de/news/accumotive-daimler-baut-eine-weitere-akkufabrik-1610-123992.html
PeterSchwierz
19.11.2016 um 23:27
Gemeint war hier sicher die Li-Tec, welche tatsächlich Zellen produziert hat. Die Accumotive macht aus den Zellen die Module bzw. fertige Batteriepakete.
Jürgen Kohl
19.11.2016 um 09:00
Die brauchen eine Gigafactory und keine Pilotanlage. Die haben es immer noch nicht verstanden. Die ersten 30.000 Arbeitsplätze kostet es ja schon.
Jürgen Kohl
19.11.2016 um 09:08
Wahrscheinlich ist es ein Projekt wie der XL1, von dem genau 165 gebaut wurden. Reine Show, sonst nichts.

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