polisMOBILITY: Wie Städte die Mobilitätswende anpacken

Während in manchen Städten die Verkehrswende schon im vollen Gange ist, prüfen andere Kommunen noch, wie sie diese am besten umsetzen können. Und auch wenn es keine Blaupause gibt – von Vorreitern kann man bekanntlich lernen. Das ist auch der Ansatz der polisMOBILITY, die Ende Mai in Köln stattfand. electrive.net-Redakteurin Carla Westerheide war vor Ort.

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Es war bereits die zweite Ausgabe der polisMOBILITY. Der Veranstalter beschreibt das Messe-Event als interdisziplinäre Dialogplattform der Mobilitätswende. So gab es neben rund 160 Ausstellern und Partnern eine Konferenz mit drei Bühnen und insgesamt 200 Speakern. „E-Mobilität ist der treibende Anker für alles, was mit Antriebsfragen im öffentlichen Raum zu tun hat“, sagt Prof. Dr. Johannes Busmann, verantwortlich für die inhaltliche Ausrichtung der Konferenz auf der polisMOBILITY. Dennoch sind noch einige wichtige Fragen ungeklärt: Was muss die Wirtschaft tun und was die Politik, damit die Verkehrswende gelingt? Wer kümmert sich beispielsweise um die Bereitstellung der Infrastruktur?

„Verkehrspolitik bestimmt die Schlagzeilen“, stellt denn auch NRW-Umweltminister Oliver Krischer fest. Und ergänzt: „Wir müssen anerkennen, dass so, wie wir mobil sind, es nicht klimafreundlich ist.“ Auch er sieht die Elektromobilität als wichtigen Treiber. Denn es brauche die Antriebswende, um die Klimaschutzziele kurzfristig zu erreichen. Zumal er nicht glaubt, dass das Auto von der Straße verschwinden wird. Trotzdem müsse mehr Fokus auf die Gestaltung und Verteilung des Verkehrsraums gelegt werden. Also welcher Teil ist für den ÖPNV, für den Pkw- oder für den Rad- und Fußverkehr bestimmt.

Förderung ist zunehmend obsolet

Krischer ist Teil des Panels „Team up for Verkehrswende: Wie gelingt die Dekarbonisierung?“, bei dem auch die Förderung von Elektromobilität unter die Lupe genommen wird. Die Panel-Teilnehmer – Wiebke Zimmer vom Thinktank Agora Verkehrswende, Johannes Wieczorek, Leiter der Unterabteilung Klimaschutz in der Mobilität, Umweltschutz beim Bundesverkehrsministerium, und Ludwig Fazel von Volkswagen Group Components – sind sich einig, dass es diese nicht mehr braucht. „Mehr Förderung bringt nichts, weil die Nachfrage das Angebot übertrifft“, so Krischer. Zumal Stromer schon jetzt nicht unbedingt teurer seien als vergleichbare Verbrenner-Modelle.

Zimmer merkt an, dass die derzeitigen Maßnahmen nicht ausreichten, um das Ziel von 15 Millionen elektrischen Pkw bis 2023 zu erreichen. Zudem seien sie ungerecht verteilt, da nur Leute profitierten, die sich ohnehin ein neues Auto leisten könnten. Klimaabgaben in Form von einer CO₂-Besteuerung und auch die Abschaffung des Dienstwagen-Privilegs könnten zielführender sein – auch wenn letzteres wichtig für den Gebrauchtwagenmarkt ist.

E-Fuels bleiben Diskussionsthema

Auch das Thema E-Fuels steht in Köln auf der Tagesordnung. Und auch hier herrscht – zumindest beim Großteil der Teilnehmer – Einigkeit: E-Fuels haben ein Kommunikationsproblem! Fazel beklagt etwa, dass die Effizienz dabei nicht ausreichend diskutiert werde. Immerhin seien Elektroautos um ein Vielfaches effizienter, selbst wenn E-Fuels mit erneuerbaren Energien hergestellt würden. Zudem sei nicht deutlich genug kommuniziert worden, dass man mit E-Fuels eben nicht den Verbrenner einfach weiterfahren kann.

Die Zukunft ist also elektrisch – ein Tenor, der sich auch durch andere Panels der Konferenz zieht. Beim Thema Sektorenkopplung wird beispielsweise deutlich, wie einfach E-Autos durch intelligentes Laden in die Stromnetze von Mehrfamilienhäusern und sogar von neuen Quartieren integriert werden können – und zudem noch helfen, das Netz zu stabilisieren. Dennoch werde es eine Weile dauern, bis alle Kommunen die Verkehrswende flächendeckend und zur Zufriedenheit aller Verkehrsteilnehmer auf die Straße bringen, so Rafael John Santiago, Verkehrswende-Koordinator bei der Stadt Dortmund.

Doch die Weichen sind gestellt. So war es kein Zufall, dass die polisMOBILITY 2023 zeitgleich mit der Hauptversammlung des Deutschen Städtetages stattfand. Zudem wurde am Pfingstwochenende das sogenannte „camp“ in der Kölner Innenstadt rund um den Hohenzollernring errichtet. Dort konnten Bürgerinnen und Bürger mit Mobilitätsexperten ins Gespräch kommen und auch ihre eigenen Themen und Sorgen platzieren.

„Die Mobilitätswende kann nicht auf dem Reißbrett entworfen werden“, meint Oliver Frese, Geschäftsführer der Koelnmesse. „Das Konzept muss auch in den Köpfen der Bevölkerung verankert werden.“ Aber der Wille der Kommunen, der Politik und der Wirtschaft sei da – und wo der ist, ist bekanntlich auch ein Weg.

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