Wie entwickelt sich die Elektromobilität in Österreich?
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In Österreich ist die Lage ganz ähnlich zu der in Deutschland. Schon zum Einstieg in das Interview wird klar: Die Euphorie der vergangenen Jahre hat sich 2024 merklich abgekühlt. Die Marktdynamik stagnierte, auch weil „einige dieser bisherigen Treiber – von Kaufprämien über steuerliche Vorteile bis hin zu attraktiven Dienstwagenregelungen – inzwischen verschwunden oder reduziert worden sind”. Trotz dieser Dämpfer steht Philipp Wieser der Entwicklung nicht pessimistisch gegenüber, sondern ruft zur realistischen Einordnung auf: „Ich bin jetzt nicht frustriert. Ich glaube, das war zu erwarten.” Denn auch in anderen Ländern wie Deutschland, Frankreich oder den Niederlanden sei die Kurve abgeflacht.
Allerdings zeigt sich Wieser überzeugt: Das ist nicht das Ende, sondern ein Übergang in eine neue Phase. Die Zuwachsraten seien in Ländern wie Belgien oder Dänemark geradezu „explodiert”, sobald dort einmal eine kritische Masse erreicht worden sei. Für Österreich bedeutet das: Jetzt heißt es „durchhalten”, auch wenn 2025 eher „ein Jahr der Weichenstellungen” sein dürfte als ein Jahr des Wachstums. Die Herausforderung: Geld vom klammen Staat gibt’s für die Fahrzeuganschaffung keines mehr. E-Auto-Fahrende müssen im Gegenteil sogar wieder die motorbezogene Versicherungssteuer zahlen. Bremst das den Markt und wie schaut es bei den elektrischen Nutzfahrzeugen aus?
Ein zentraler Punkt in der Diskussion ist die Ladeinfrastruktur – und hier gibt es aus österreichischer Sicht tatsächlich viel Positives zu berichten: „Das Ladenetz geht in Österreich massiv voran, sehr, sehr gut voran”, freut sich der Experte. Man sei mittlerweile auf dem Weg zu 30.000 Ladepunkten, aber wichtiger als bloße Zahlen sei „die Ladeleistung pro Fahrzeug und die heimliche Verteilung der Ladepunkte.” Besonders erfreulich: Der Anteil der sogenannten HPC-Ladepunkte – also Schnelllader mit mehr als 150 kW – liegt bei nur etwa zehn Prozent der Ladepunkte, liefert aber schon „ungefähr 50 Prozent der gesamten Ladeleistung.”
Doch der Ausbau muss gezielt und divers erfolgen, um alle „Lade-Use-Cases” zu bedienen. Nicht jeder brauche einen Schnelllader – entscheidend sei die richtige Infrastruktur am richtigen Ort. Förderprogramme wie das österreichische LADIN-Projekt haben hier Pionierarbeit geleistet, indem sie gezielt „Lücken in der öffentlichen Schnellladeversorgung” geschlossen haben. Das sei „relativ kompliziert zu berechnen” gewesen, aber sehr erfolgreich, da „die durchschnittliche Distanz um zwei Kilometer runtergebracht” werden konnte.
Auch langfristig denkt man in Österreich weiter: Mit der Plattform STELE entsteht eine vorausschauende Verbindung von Ladeinfrastruktur und Stromnetzplanung – vor allem mit Blick auf den Schwerlastverkehr. Denn „Lkw-Ladestandorte mit achtmal mindestens 350 kW quasi Dauerleistung” stellen hohe Anforderungen ans Netz. STELE bietet hierfür eine interaktive Karte, in die „geplante und tatsächliche Standorte” eingetragen werden – ein zukunftsweisender Ansatz, der zeigen soll, „wo es sehr gut funktioniert oder wo es gar nicht funktionieren wird.”
Ein weiteres Thema, das im Gespräch für Spannung sorgt: der Ausbau der Ladeinfrastruktur an den Autobahnen. In Deutschland ist dieser mit Tank & Rast sowie der Autobahn GmbH ein Daueraufreger – in Österreich liegt das Thema bei der ASFINAG, die grundsätzlich „eine gigantische Rolle” spielt, derzeit jedoch durch rechtliche Hürden ausgebremst wird. So verhindern sogenannte „Schutzzonen” der aktuellen Konzessionsnehmer, dass auf gewissen Grundstücken Ladeinfrastruktur errichtet werden darf. Dies seien „relativ komplexe Verfahren”, die derzeit viele Jurist:innen beschäftigten.
Und dann ist da noch das Thema, das wohl alle E-Mobilitätsnutzer:innen irgendwann betrifft: Ladetarife und Preistransparenz. Während in Deutschland die Stimmung bereits angespannt ist – Stichwort: „Lademarkt kaputt” – sieht man die Lage in Österreich noch etwas entspannter: „So krass wird noch nicht gesprochen bei uns.” Dennoch gibt es auch in den Alpen Kritik an „undurchschaubaren Druckpreisen” und dem „Kartenchaos”.
Hoffnung macht die Einführung der neuen Ladepunkt-Datenverordnung, durch die künftig alle relevanten Daten – wie Preise, Verfügbarkeit oder Ladeleistung – deutlich transparenter werden sollen. Das geschieht über das Ladestellenverzeichnis der e-Control, das umfassend modernisiert wird. Philipp Wieser ist zuversichtlich: „Allein dadurch entwickelt sich einfach bei Weitem bessere Transparenz.” Und das wiederum dürfte die dringend nötige Diskussion über faire und nachvollziehbare Tarife neu beleben.
Fazit
Österreich ist im Bereich der E-Mobilität weiterhin auf Kurs – mit spürbarem Realismus, aber auch viel Innovationsgeist. 2025 wird zum Jahr der Konsolidierung, der Systempflege und der strategischen Planung. Mit Initiativen wie STELE oder dem LADIN-Förderprogramm will Philipp Wieser heute das Fundament für ein echtes Hochlaufjahr legen, damit sich die Elektromobilität in Österreich weiterhin dynamisch entwickelt.
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