Qualifizierungs-Initiative für Batterie-Fachkräfte

Northvolt, Customcells, das Fraunhofer ISIT-Institut und weitere Partner schieben die Qualifikation und Weiterbildung von Fachkräften entlang der Batterie-Wertschöpfungskette an. Der Bund bezuschusst die Initiative mit gut 20 Millionen Euro. Der Fokus liegt zunächst auf Schleswig-Holstein.

Foto: Customcells

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hat in Itzehoe mit der Übergabe eines Förderbescheids das Startsignal für den Aufbau eines Qualifikationszentrums für Batterie-Fachkräfte gegeben. Der Bund unterstützt das Projekt mit gut 20 Millionen Euro. Ab 2026 sollen in Itzehoe pro Jahr bis zu 900 Fachkräfte qualifiziert werden. Die Aus- und Weiterbildungsinitiative wird von fünf gleichberechtigten Partnern umgesetzt: den beiden Batterieherstellern Northvolt und Customcells, dem Fraunhofer-Institut für Siliziumtechnologie (ISIT), dem Branchennetzwerk Erneuerbare Energien Hamburg (EEHH) und dem Weiterbildungsunternehmen Heinze Akademie GmbH. Träger des Projekts ist die VDI/VDE Innovation + Technik GmbH mit Sitz in Berlin.

Die Batteriezellproduktion hat sich aus Sicht der Initiatoren in Deutschland zu einem Schlüsselsektor entwickelt, doch der europaweite Fachkräftemangel drohe das hohe Innovationstempo und die Wachstumschancen der Branche auszubremsen. Deshalb will die fünfköpfige Konsortial-Gruppe des Batterie-Clusters nun aktiv werden – und zwar zunächst an der schleswig-holsteinischen Westküste. „Das Konsortium analysiert den Fachkräftebedarf der Batterieindustrie und entwirft passgenaue Qualifikationsprofile und Qualifizierungskonzepte. Vor allem die fortschreitende Digitalisierung, Nachhaltigkeit und der Einzug von Technologien wie künstlicher Intelligenz in die Produktion erfordern einen ganzheitlichen Ansatz in der Aus- und Weiterbildung“, heißt es dazu in einer begleitenden Mitteilung. Im Fokus stehe dabei die „grüne Batterie“, die möglichst wenig Ressourcen verbraucht und effizient recycelt werden kann.

Am Fraunhofer-Institut entsteht eine „Lernstraße“

Zum Hintergrund: Nach Schätzungen der Bundesregierung entstehen allein in Deutschland in den kommenden Jahren mehr als 10.000 Arbeitsplätze in der Batterieproduktion, -verwendung sowie im -recycling. Mit der Ankündigung neuer und künftiger Projekte – vor allem im Bereich der Elektromobilität auf der Straße oder in der Luft – könnte diese Zahl nochmals deutlich steigen. Auch im hohen Norden, der innovativen Energieküste: Anlässlich der geplanten Ansiedlung der Northvolt-Batteriezellfabrik in Heide im Jahr 2026 und der Expansionspläne von Customcells – Batterie-Premiumhersteller für die Auto- und Luftfahrt-Industrie aus Itzehoe – benötigt allein der Standort im Bundesland Schleswig-Holstein bis 2030 mehrere tausend Arbeitskräfte in diesem Bereich.

Ausgeschrieben wurde das Projekt vom Bund vor zwei Jahren, die Kompetenz-Gruppe aus Norddeutschland beteiligte sich und gewann. Innerhalb der nächsten eineinhalb Jahre entsteht somit am Standort des Fraunhofer-Instituts für Siliziumtechnologie (ISIT) ein Kompetenzzentrum mit einer „Lernstraße“, die alle Prozessschritte der Produktionswertschöpfungskette vermittelt. Pro Jahr sollen dort ab 2026 600 bis 900 Fachkräfte auf verschiedenen Niveau-Stufen des Deutschen Qualifikationsrahmens (DQR) weitergebildet werden – von Angeboten auf dem Level von gewerblich-technischen Ausbildungen bis hin zu fachlicher Expertise auf akademischem Niveau.

Laut Bundesminister Habeck ist die Batterietechnologie enorm wichtig für die Mobilität der Zukunft, die Energiewende und damit für den Wirtschaftsstandort Deutschland insgesamt. „Gut ausgebildete Fachkräfte haben dafür eine immense Bedeutung. Wir fördern deshalb bundesweit unter anderem sechs Projekte zur Fachkräftesicherung im Batteriebereich. Hier in Itzehoe wird greifbar, wie diese Umsetzung gelingen kann. Damit kann das Projekt auch als Blaupause dienen überall dort, wo der Bedarf an Fachkräften auf dem derzeitigen Arbeitsmarkt nicht gedeckt werden kann. Gemeinsam kommen wir so einem nachhaltigen und hochinnovativen Batterie-Ökosystem in Deutschland entscheidend näher.“

Dirk Abendroth, CEO von Customcells äußert, dass Batteriezellen in hoher Qualität nur durch Spezialistinnen und Spezialisten entstehen könnten, die auf den aktuellsten Anlagen ausgebildet werden. „Unser Projekt ist daher ein Meilenstein für die Fachkräftesicherung am Batteriestandort Deutschland und ein wichtiger Schritt in Richtung einer nachhaltigen Zukunft.“

Christofer Haux, Geschäftsführer Northvolt Deutschland betont, dass die Suche nach Fachexpertise über den lokalen Markt hinaus gehen muss und vor allem einheitliche Standards benötigt. „Die europäische Batteriezellindustrie ist eine Industrie im Aufbruch. Während in anderen Branchen bereits feste berufliche Rollenbilder und Ausbildungswege existieren, müssen wir diese Grundlagen erst schaffen. Dabei wird die Trainings-Kooperation mit unseren Partnern am Standort von Fraunhofer in Itzehoe eine Schlüsselrolle einnehmen.“

Jan Heinze, geschäftsführender Gesellschafter des Konsortialführers Heinze Akademie GmbH, ergänzt: „Für die gesamte Region und für Deutschland als Wirtschaftsstandort ist das Projekt eine sehr große Chance und wir sehen uns in der Verantwortung, diese Chance unternehmerisch zu nutzen. Das heißt, wir werden nicht nur innovativste und maximal skalierbare Fachkräftetrainings entwickeln, sondern diese auch zum frühestmöglichen Zeitpunkt großmaßstäblich umsetzen.“

customcells.de

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