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V2G-Projekt “Utrecht Energized”: Bidirektionales Laden mit 50 Renault 5 E-Tech

Es ist Freitag, der 13. – aber das ist kein Grund für schlechte Laune oder Vorsicht. Denn wir beglücken Sie auch heute mit News zur Elektromobilität! In dieser Ausgabe widmen wir uns einem Thema, das nicht weniger als ein Gamechanger für die Energiewende sein könnte: dem bidirektionalen Laden – und einem Vorzeigeprojekt in den Niederlanden, das gerade in den Realbetrieb gegangen ist.

Stellen Sie sich vor, Ihr Elektroauto ist nicht nur ein Fortbewegungsmittel, sondern auch ein mobiler Stromspeicher. Es lädt nicht nur Energie aus dem Netz, sondern kann auch Strom zurückgeben – sei es für Ihr Zuhause oder sogar zur Stabilisierung des öffentlichen Stromnetzes. Diese Technologie nennt sich Vehicle-to-Grid, kurz V2G. Obwohl die Technik seit Jahren in Pilotprojekten getestet wird, hat es bisher keine europäische Stadt geschafft, ein echtes, funktionierendes Ökosystem rund um das bidirektionale Laden aufzubauen – bis jetzt. In Utrecht, einer der innovativsten Städte der Niederlande, soll das nun gelingen. Das Projekt trägt den Namen „Utrecht Energized“ und wird von dem Unternehmen We Drive Solar gemeinsam mit Partnern wie MyWheels, Renault und Mobilize umgesetzt. Der Startschuss fiel mit fünfzig Renault 5 E-Tech Electric, die vom Carsharing-Anbieter MyWheels betrieben werden. Sie sind anders als die meisten herkömmlichen Elektroautos in der Lage, Strom aus ihren Batterien über spezielle bidirektionale Ladesäulen in das öffentliche Stromnetz zurückzuspeisen. Perspektivisch soll „Utrecht Energized“ sogar auf bis zu 500 Fahrzeuge erweitert werden. Aber was macht Utrecht anders als andere Städte? Zunächst einmal: Die Rahmenbedingungen. Bereits 35 Prozent der Dächer in Utrecht haben Photovoltaikanlagen, die bei Sonnenschein mehr Strom liefern als unmittelbar verbraucht werden kann. Diesen Überschuss einfach ins Ausland zu verkaufen, ist eine verpasste Chance. Viel besser wäre es, diesen Strom lokal zu speichern – etwa in den Akkus von E-Autos. Denn wenn diese bidirektional laden können, dann kann die in den Batterien der Elektroautos zwischengespeicherte Energie abends, wenn der Strombedarf steigt, wieder ins Netz zurückgespeist werden. Die eigens entwickelten Ladesäulen von We Drive Solar sind raffiniert: Eine kleine LED zeigt durch ihre Drehrichtung an, ob das Auto gerade lädt – oder entlädt. Und das funktioniert im Alltag erstaunlich einfach: Nutzer müssen nur das mitgelieferte Kabel einstecken, mehr ist nicht nötig. Die Software im Hintergrund übernimmt dann die Steuerung, optimiert den Ladezeitpunkt, die Energiemenge und die Rückspeisung – je nachdem, wann das Fahrzeug das nächste Mal von einem Carsharing-Nutzer benötigt wird oder wie die Netzlast gerade aussieht. Kritisch dabei: Das Zusammenspiel zwischen Fahrzeug, Ladesäule, Carsharing-Buchungssystem und dem Energiemarkt muss perfekt funktionieren.

7 Kommentare

zu „V2G-Projekt “Utrecht Energized”: Bidirektionales Laden mit 50 Renault 5 E-Tech“
Roland Ruffing
13.06.2025 um 23:27
Es ist traurig dass in Deutschland frühestens ab 2027 bidirektionales laden möglich sind . Mit dieser Möglichkeit und mit den entsprechenden Fahrzeugen, könnte die fehlende Großspeichermöglichkeit effizient ergänzt werden. Leider fehlen in Europa die PKWs die das können.....außer Renault R5
Wolfgang
14.06.2025 um 09:19
Bin gespannt, auf wieviel Prozent der Strom zurück fließen darf, damit sich der Benutzer des Autos nichts ärgert, dass der Trip in die nächste Stadt mit einem Ladestopp unterbrochen wird. Und dann das störanfällige Internet. "Es muss alles zu hundert Prozent aufeinander abgestimmt sein." Wird es nicht. Manche Ladeanbieter kriegen ihre Ladegeräte kaum normal am laufen. Es wäre ungemein wichtig mal zu überlegen, ob große Speicher nicht einfacher, billiger und vor allem ohne Störungen funktionieren.
Joopie
14.06.2025 um 15:16
Welches störanfällige Internet? Wir haben in Utrecht, generell in NL, absolut nie Probleme mit 5G oder 4G. Die Säulen sind extra für V2G ausgelegt und können nur von V2G-fähigen BEV genutzt werden. Große Batteriespeicher wären vielleicht günstiger, jedoch kann man diese nicht als Carsharing-Fahrzeug benutzen. Die V2G-fähigen BEVs haben den Vorteil über die ganze Stadt verteilt das Stromnetz zu stabilisieren; ein Batteriespeicher steht womöglich suboptimal am Stadtrand an einem Umspannwerk. .... Denken, nochmal Denken, und besser sich den Kommentar bei viel Meinung und wenig Ahnung sparen.
Lutz Busko
14.06.2025 um 09:35
Ich erinnere mich, als das Crowdfunding Projekt Sion, noch zu "hoffnungsvollen" Zeiten ein Abkommen zu V2G mit der Stadt Utrecht verkündet hat. Wären mit dem Projekt Sion seinerzeit nicht so viele Fehler einhergegangen, dann hätte Utrecht schon seit 2 Jahren V2G. Aber wie heißt es so schön: Hätte, hätte... Die Realität hat Sono Motors dann aber doch schnell eingeholt. Schade für Utrecht, schade für die Community, schade für die Investoren und eben auch schade für den Sion.
Stefan
16.06.2025 um 13:17
Prima, so geht es endlich voran, danke Utrecht. Leider sind in Deutschland noch so viele Bedenkenträger unterwegs, dass wir Innovationen oft erst aus dem Ausland zukaufen müssen. Dafür haben wir Beschäftigungswachstum in Verwaltung, Prüfung und Kontrolle - kurz Bürokratie. Wir müssten nicht mehr arbeiten, Herr Bundeskanzler, sondern an den richtigen Themen arbeiten. Zum Glück gibt es auch noch Pioniere wie ev-pay, E3/DC, ...
Dhia Dridi
18.06.2025 um 13:38
Utrecht zeigt eindrucksvoll, dass Vehicle-to-Grid (V2G) im Zusammenspiel mit Carsharing und erneuerbarer Energie technisch realisierbar ist – vorausgesetzt, die Interoperabilität zwischen Fahrzeugen, Ladeinfrastruktur, Energiemarkt und digitalen Systemen funktioniert reibungslos. Doch die zentrale Frage bleibt: Wie übertragbar ist dieses Modell auf Städte mit geringerer PV-Abdeckung und weniger digitaler Infrastruktur? Die Zukunft von V2G hängt nicht nur von Technologie, sondern auch von lokal angepassten Rahmenbedingungen ab.
Thomas
19.06.2025 um 10:33
Ein gutes Projekt. Die Frage ist was bekommt im Realbetrieb der Pkweigentümer für den Dienst am Staat? Jeder weiß doch das die Ladung und Entladung eines Akkus zur Zeit endlich ist. Bei den Feststoffakkus soll das besser werden ( bitte um Korrektur falls das zu vernachlässigen ist ).Für einen großen Akku im Auto können wir gut 50000 Euro ausgeben. Wenn ich dem Staat die Möflichkeit gebe diese Summe zu benutzen und im Wert auf 0 zu bringen .... was bekomme ich dafür?Ich denke damit wird der Erfolg oder Misserfolg dieser guten Variante stehen und fallen.Wie denkt ihr darüber?

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