Wohnwagen mit E-Antrieb: Lightship startet die Produktion des AE.1 Cosmos

Das Gewicht und der Luftwiderstand von Wohnwagen schränken die Reichweite des elektrischen Zugfahrzeugs spürbar ein. Der von zwei ehemaligen Tesla-Mitarbeitern gegründete Hersteller Lightship stattet seine Modelle deswegen mit großen Batterien und einem zusätzlichen E-Antrieb aus, wodurch die Einschränkungen minimiert werden sollen.

Bild: Lightship

Viele Camper stehen dem Elektroauto noch skeptisch gegenüber. Wohnwagen-Besitzer befürchten, dass die Reichweite ihrer Fahrzeuge im Anhängerbetrieb aufgrund des höheren Gewichts und des höheren Luftwiderstands im Zeitraffer dahin schmilzt.

Das Startup Lightship möchte dem entgegenwirken: Die Campinganhänger des Herstellers sind nämlich nicht nur gezielt auf eine optimale Aerodynamik getrimmt, sondern auch mit einem zusätzlichen Elektroantrieb ausgestattet, der das Zugfahrzeug aktiv entlastet und dessen Verbrauch so im Rahmen hält. Und zwar unabhängig davon, ob es sich dabei um einen reinen Stromer, einen Hybridfahrzeug oder einen konventionellen Verbrenner handelt.

Das von den beiden ehemaligen Tesla-Mitarbeitern Ben Parker und Toby Kraus gegründete Unternehmen hat jetzt bekanntgegeben, dass das erste Serienmodell namens AE.1 Cosmos Edition ausverkauft ist und dessen Produktion im firmeneigenen Werk im US-Bundesstaat Colorado angelaufen ist. Im Spätsommer sollen die ersten Exemplare an die Kundschaft ausgeliefert werden. Im gleichen Zuge hat Lightship auch zwei etwas kostengünstigere Varianten seines futuristischen Wohnanhängers präsentiert.

Der AE.1 Atmos bildet vorerst die Mitte des Modellprogramms und kostet mindestens 184.000 Dollar, was umgerechnet rund 157.000 Euro entspricht. Diese Variante soll ab kommenden Frühling erhältlich sein und verfügt über Solarpanele mit einer maximalen Leistung von 1,8 kW. Gegen Aufpreis gibt es ein drittes Bett und eine elektrische Markise. Die 77 kWh große Batterie soll den Wohnwagen eine Woche autark mit Strom versorgen können. So taugt er auch für längere Ausflüge in die Wildnis.

Den Einstieg bildet der AE.1 Panos, den Lightship ab 151.000 Dollar, oder umgerechnet circa 129.000 Euro anbietet. Er soll erst ab Ende 2026 zu den nordamerikanischen Kunden rollen. Diese bekommen für das Geld eine Solaranlage mit einer Leistung von 840 Watt und einen deutlich kleineren 44-kWh-Akku. Auch hier sind optional ein drittes Bett und eine elektrische Markise lieferbar.

Die Amerikaner geben zwar keinen offiziellen cW-Wert an, laut Lightship sollen die selbst entwickelten Wohnwagen aber dreimal so aerodynamisch wie normale Trailer sein. Um dies zu erreichen, setzt das Unternehmen auf eine Bauweise, die denen der Hi-Lo Trailer ähnelt. Das Dach und die Außenwände werden im Stand per Knopfdruck nach oben ausgefahren, wodurch die Stirnfläche während der Fahrt deutlich niedriger gehalten werden konnte.

Das Leergewicht schränkt die Auto-Auswahl ein

Der kompakt bauende Antriebsstrang des Anhängers trägt den Namen „TrekDrive“ und kommt nur bei Bedarf, beispielsweise an Steigungen zum Einsatz. Sensoren an der Zugöse der Deichsel messen jede einzelne Zugbewegung und Entlastung. Anhand dieser Echtzeitdaten entscheidet das Antriebssteuergerät, ob und mit welcher Intensität der Motor des Wohnwagens das Zugfahrzeug unterstützen soll.

Mit der 77-kWh-Batterie soll sich der AE.1 Atmos bis zu 480 Kilometer selbstständig fortbewegen können. Da der Anhänger ihnen aktiv unter die Arme greift, sollen die Zugfahrzeuge trotz des viel höheren Gesamtgewichts fast dieselbe Reichweite wie im Normalbetrieb bieten, so das Unternehmen.

Der Haken: Tatsächlich kommen nicht besonders viele E-Autos als Zugfahrzeuge in Frage, da das Leergewicht der Cosmos Edition bei knapp 3,4 Tonnen liegt. Die anderen Versionen dürften nur unwesentlich leichter sein. In den USA bieten sich etwa SUV und Pickup von Rivian an, da ihre maximale Anhängelast bei stolzen 3,5 Tonnen liegt. Der R1S mit der größten Batterie soll 650 Kilometer Reichweite bieten. Mit einem der Wohnwagen von Lightship am Haken sollte sein Radius nur unwesentlich kleiner sein.

Die Idee für sein innovatives Wohnwagen-Konzept kam dem Lightship-Mitgründer Ben Parker während eines längeren Camping-Ausflugs durch die USA. Er störte sich an dem Lärm und den Abgasen, die herkömmliche Generatoren verursachen. Aber auf genau diese sind Camper eben immer noch angewiesen, wenn sie sich nicht auf ausgewiesene Campingplätze mit Stromanschluss beschränken wollen.

prnewswire.com, theautopian.com

8 Kommentare

zu „Wohnwagen mit E-Antrieb: Lightship startet die Produktion des AE.1 Cosmos“
Joha
13.08.2025 um 16:41
Bei der Überschrift habt ihr wohl an ein anders Startup gedacht, hoffen wir mal, dass es für diese Firma besser ausgeht ;)
E. Wolf
14.08.2025 um 07:55
Vom Prinzip eine gute Idee, nur was macht man mit der 77 kWh Batterie, wenn der Wagen nicht gerade rollt oder auf dem Cpl steht, sondern zu Hause vor der Tür im Herbst/Winter/Frühjahr ?Zum Beispiel als V2H Batterie einsetzen, dann hat sei etwas zu "tun" - in jedem Fall besser, als monatelang nichts zu tun.Die Technik ist vorhanden, regulatorisch gibt es keine Hürden (Drucksache 20/14985 vom 14.2.2025, 3. Seite - Mitte) - machen !!
Wolfbrecht
15.08.2025 um 19:07
"was macht man mit der 77-kWh-Batterie, wenn der Wagen nicht gerade rollt ..." –> Das ist ja einfach :) Keine Festeinbau-Akkus verwenden, sondern HAND-wechselbare (z. aus der lfd. Kooperation u.a. von Honda), die für 2-Räder und Leichtfahrzeuge entwickelt werden. Die lassen sich dann entweder mieten oder (ggf. im Eigentum) auch sonst (z.B. Solar-ergänzend) gut verwenden ... Da kann dann im vollelektrischen Hänger auch gleich der ganze "Gas-Zirkus" entfallen und der Hänger kann ohne Zugfahrzeug auf kleinstem Raum rangieren ... Der Hänger kann übrigens auch 2-3 Nummern kleiner sein, als die US-Teile. Dethleffs hat das Prinzip ja schon 2021 vorgemacht.
erFahrer
14.08.2025 um 08:20
Da ergeben sich viele Optionen. Gerade weil die Dinger noch ein Vielfaches länger stehen als PKW ist es erstaunlich welche vielfältigen Möglichkeiten mit Solarversorgung (mit weiteren Modulen) autarkes Wohnen hier ermöglicht. Was hat den der Cybertruck (optisch Anlehnung) für eine Zulassung der AHK?
Matthias U
14.08.2025 um 08:56
Der Cybertruck darf knapp 5 Tonnen ziehen (11'000 lbs).Interessiert mich aber ehrlich gesagt nicht die Bohne. Der wird in Europa eh nie fahren.
Udo
14.08.2025 um 10:40
Sorry aber die Idee hatte schon mal Detlefs gehabt Super leichter Wohnwagen +alku + e Maschine Separat laden und rangieren Sorry nicht Alltagstauglich Wohnwagen wiegt dann trotzdem 1,5 Tonnen Zugfahrzeug noch größeres Auto Habe selber MY von easy Caravan den Take Off Verbrauch bei 100 km/h 17,5 kWh Das ist alltagstauglich
Raimund Volk
14.08.2025 um 15:40
Vollelektrisches Camping geht schon jetzt und deutlich einfacher.Wir haben einen Fisker Ocean Extreme mit 106-kWh-Batterie (steht nur stellvertretend für PKWs mit großer Batterie) mit einem 1,2-t-Hymer Eriba Touring Troll kombiniert. Der hat für günstigen Luftwiderstand ein für die Fahrt absenkbares Dach. In diesem Sommer kam das Gespann bei Fahrten quer durch Deutschland und knapp 100 km/h auf eine Reichweite von 300 ± 30 km.Das Zugfahrzeug sollte idealerweise über eine permanente 230-V-Produktion verfügen, mit dem der Wohnwagen auch offroad komplett über mehrere Tage mit Strom zum Kochen, Kühlen, Heizung, Geschirrspüler und Beleuchtung versorgt werden kann (Bieten bisher nur wenige Hersteller). In unserem Fall verfügen beide, Wohnwagen und Auto, auch über Solaranlagen, die aber nur einen sehr geringen Teil des Strombedarfs decken können. Wichtiger ist, dass zu Hause das Auto für kürzere Touren komplett solar geladen werden kann.Hinsichtlich der Klimaziele ist diese Reichweiteneinschränkung akzeptabel, wobei die Zeit zwischen den Ladestopps bei der notwendigerweise geringen Geschwindigkeit ohnehin so lang ist, dass eine Pause angenehm ist. Optimierungspotential gibt es aber bei den Ladestationen, die meistens nicht genügend Platz für Auto + Wohnwagen bieten.
erFahrer
15.08.2025 um 10:14
Herr Volk, vielen Dank für diese richtig guten Punkte.

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