„Wir denken in die Zukunft und wir arbeiten an der Zukunft.“

Mit der „World of eMobility“ findet am 4. und 5. November 2017 in Rheinland-Pfalz erstmals eine Großveranstaltung für Elektromobilität statt. Ins Leben gerufen wird sie vom regionalen Energieversorger EWR. Ministerpräsidentin Malu Dreyer kommt zur Eröffnung. Wir haben mit EWR-Vorstand Günter Reichart über die Premiere und das Geschäft mit Elektromobilität gesprochen.

Herr Reichart, wenn ich Rheinhessen höre, denke ich zunächst an guten Wein. Warum sollte ich bei diesem Begriff künftig auch an Elektromobilität denken?

Sie können ruhig weiter Rheinhessen mit gutem Wein verbinden. Vielleicht denken Sie aber zukünftig auch an uns als Energieunternehmen in der Region. Wir sind hier verwurzelt, weshalb wir uns in der Verantwortung sehen, Themen voranzubringen. Dazu gehört aus unserer Sicht auch die Elektromobilität als eines der wichtigsten Zukunftsthemen, das natürlich weit über unser Einzugsgebiet hinaus strahlt. Wir wollen bei unseren Kernkompetenzen sichtbar sein.

Steht das elektrische Fahren bei Ihren Kunden und in der Region schon auf der Agenda?

EWR verfolgt das Thema schon seit geraumer Zeit. Seit 2010 sind wir in diesem Bereich besonders aktiv. Derzeit bauen wir ein E-Mobilitätscenter, dass während der Messe eröffnet wird. Dort können sich Interessierte beraten lassen, aber auch PKW, Roller oder Transporter leihen, die dann mit 100 % Herzstrom, also grünem Strom, fahren. Vor ein paar Wochen haben in einer Sonderaktion von 500 EWR-Mitarbeitern 72 ein E-Auto bestellt. Das sind fast 15 % der Belegschaft. Wir können also sagen, dass wir nicht nur über E-Mobilität sprechen, sondern sie vorleben. Deshalb veranstalten wir auch die Messe.

Die EWR schickt sich nun an, das Thema in Worms mit der Großveranstaltung prominent zu adressieren. Was hat Sie zu diesem Schritt bewogen?

Wir sehen uns als Vorreiter für Zukunftsthemen. Als deutlich wurde, dass regenerative Energien die Zukunft sind, haben wir in Windkraftanlagen in der Region investiert. Sie liefern bis heute und sind wirtschaftlich. Damals gab es Zweifler, so wie es die auch heute nach wie vor zum Thema E-Mobilität gibt. Wir hingegen gehören zu den „Machern und Umsetzern“, wie ich uns einmal nennen würde. Soll heißen: Wir machen logischerweise zuerst wirtschaftliche, nachhaltige und politische Analysen und entscheiden danach den nächsten Schritt. Wir halten deshalb E-Mobilität für unbedingt geboten. Als Energieunternehmen sehen wir es für uns als wichtigen strategischen Schritt, uns mit dem Thema zu verzahnen.

Welches Signal wollen Sie von der „World of eMobility“ senden?

Wir wollen zeigen, dass wir als EWR etwas tun, dass wir handeln, dass wir hinter unseren strategischen Botschaften stehen und sich das auch in der Praxis ausdrückt. Deshalb auch das Motto „EWR macht die Zukunft erFAHRbar“. Man muss E-Mobilität erleben. Wer jemals ein E-Auto fuhr, wird begeistert sein. Autofreaks schwärmen von der Beschleunigung. Wir wollen nicht nur über Neuerungen sprechen, wir wollen sie zeigen und auf der Messe kann man die E-Fahrzeuge auch anfassen. Nur so wird die Mobilitätswende breit umsetzbar.

Über 40 Aussteller haben sich zur Premiere angemeldet. Hand aufs Herz: Hat Sie der hohe Zuspruch überrascht?

Ja und nein. Wir wussten, dass wir ein aktuelles Thema anpacken. Der Dieselskandal war in aller Munde. Am Anfang hatten wir aber keine Vorstellung davon, wie gut die Resonanz sein würde. Zwischenzeitlich mussten wir die Ausstellungsfläche um fast 1.000 m² vergrößern. Mittlerweile sagen wir Ausstellern ab. Es gibt einfach nicht genug Platz. Die Reaktion der Aussteller ist eindeutig: „Wir wollen so eine Messe. Wir brauchen eine Plattform für unsere Produkte. Wir wollen unsere Produkte zeigen.“ Insofern sind wir guter Dinge.

Bisher sind München, Hannover, Frankfurt und Stuttgart auf der Messe-Landkarte für Elektromobilität fett gedruckt. Müssen wir auch für Worms dauerhaft die dicken Buchstaben reservieren?

Wir planen mit der Messe im Erfolgsfall längerfristig, d. h. auch eine Wiederholung in Worms ist vorstellbar. Es liegen uns aber auch schon Anfragen aus anderen Städten vor, ob wir die Messe nicht auch dort durchführen könnten. Das würden wir auch machen, denn das Know-how dazu haben wir nun und können es gerne auch weitergeben. Außerdem liegt uns das Thema am Herzen und wir werden es weiterentwickeln, natürlich auch gerne mit weiteren Partnern. Der E-Mobilitätsmarkt ist derzeit sehr dynamisch und wir freuen uns darüber, dass wir darin ein aktiver Player sind.

Wird sich Elektromobilität Ihrer Ansicht nach zuerst bei privaten oder eher bei gewerblichen Kunden durchsetzen?

Diese Prognose ist schwer. Die Post hat vorgemacht, dass es ein großes gewerbliches Interesse an E-Fahrzeugen gibt. Aber letztendlich müssen die Privatnutzer mitziehen. Ich glaube, das ist eine „Henne-Ei-Frage“, denn wir müssen komplex umdenken. Die Lösung ist ja nicht der Individualverkehr mit E-Fahrzeugen. Es geht darum, neue Mobilitätslösungen zu entwickeln, die alle Teile der Gesellschaft mittragen müssen. Wir werden uns in Zukunft anders bewegen und es wird neue Angebote geben. Was übrigens kaum jemand weiß: Es gibt in Deutschland mittlerweile rund 7.500 öffentliche Ladesäulen, Tendenz steigend. Tankstellen gibt es 14.500, Tendenz fallend.

Die EWR ist vor zwei Jahren als hundertster Roaming-Partner ins RWE-Ladenetz (heute innogy) eingestiegen. Was hat sich seitdem vor Ort in Rheinhessen getan?

Der Ausbau von Ladesäuleninfrastruktur in Zusammenarbeit mit der innogy ist seitdem deutlich in Rheinhessen voran geschritten und wird weiter in den nächsten Jahren ausgebaut werden.

Können Sie schon nennenswerte Absatzzahlen für Ihre clewrmobility-Produkte vermelden?

Wir stehen erst am Anfang der gezielten Vermarktung von passenden Produkten. Wie erwähnt, eröffnen wir beispielsweise im Rahmen der Messe unser erstes Vermietcenter. Insofern bewegen sich die Umsatz- und Absatzzahlen derzeit noch auf einem überschaubaren Niveau.

Was kann die EWR, was kann ein regionales Energieunternehmen mit der Elektromobilität denn gewinnen? Geld lässt sich damit vermutlich ja auf mittlere Sicht noch nicht verdienen.

Wir denken in die Zukunft und wir arbeiten an der Zukunft. Deshalb sind wir diesen Schritt gegangen. Zum ersten Mal findet so etwas in Rheinland-Pfalz statt und wir freuen uns, dass Ministerpräsidentin Malu Dreyer gerne die Schirmherrschaft übernommen hat. Eine solche Messe sehen wir als Investition in eine neue Ära. Als Energiedienstleister versorgen wir die Menschen hier mit Strom, Wasser, Gas und Internet. Das sind die Grundlagen unseres Lebens. Mobilität gehört für uns auch dazu. In der Region haben wir bereits über 20 Ladesäulen gebaut. Mindestens 10 weitere werden wir 2018 zusätzlich in Betrieb nehmen. Wir möchten Rheinhessen zeigen: Zukünftig kümmern wir uns auch um eure Fortbewegung! Die Menschen vertrauen uns. Und wir möchten uns für dieses Vertrauen bedanken. Auch in Form von so einer Messe mit E-Mobilität zum Anfassen.

Herr Reichart, vielen Dank für das Gespräch!

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