Börsen-Hickhack: Auch Justiz klopft bei Tesla an

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Der von Elon Musk via Twitter angekündigte und inzwischen wieder aufgegebene Plan, Tesla von der Börse zu nehmen und zu privatisieren, wird nach der Börsenaufsicht nun offenbar von der Justiz untersucht: Das US-Justizministerium hat eine Untersuchung wegen Betrugsverdachts eingeleitet.

Tesla gibt sich in einem Statement aber gelassen: „Letzten Monat, nach der Ankündigung von Elon, das Unternehmen eventuell zu privatisieren, erhielt Tesla eine Anfrage des DOJ (Department of Justice, Anm. d. Red.), freiwillig Dokumente einzureichen – worauf das Unternehmen kooperativ einging. Wir haben keine Vorladung, keinen Antrag auf Aussage oder andere formelle Aufforderungen erhalten. Wir respektieren den Wunsch des DOJ, Informationen zu erhalten und sind der Ansicht, dass die Angelegenheit bei der Überprüfung der erhaltenen Informationen rasch zu lösen sein wird.“

Wie die „Automobilwoche“ berichtet, kann die Anfrage des Justizministeriums, freiwillig Dokumente vorzulegen, in einem strafrechtlichen Ermittlungsverfahren münden – muss es aber nicht. Tesla hofft wie oben erwähnt, dass sich die Sache durch die eingereichten Informationen erledigt.

Die Börsenaufsicht SEC weitet derweil laut „New York Times“ ihre Untersuchungen aus und hat Dokumente bei der Bank Goldman Sachs und der Investmentfirma Silver Lake angefordert. Mit Vetretern beider Konzerne hatte Elon Musk zusammengesessen, um zu besprechen, welche Auswirkungen eine Privatisierung auf Tesla haben würde. Die SEC will herausfinden, ob und ab wann der Verwaltungsrat vom angepeilten Börsen-Rückzug erfuhr und was es genau mit der Finanzierungszusage auf sich hatte. Wir erinnern uns alle an den Twitter-Halbsatz: „Finanzierung gesichert“, den der Tesla-Chef in Verbindung mit dem potenziellen Börsen-Aus in Umlauf gebracht hatte – und der auf Zusagen des saudischen Staatsfonds PIF basierte. Der hat übrigens gestern bekannt gegeben, nun Tesla-Konkurrent Lucid Motors mit 1 Mrd Dollar zu unterstützen. Aber das nur am Rande.

Die SEC könnte Musks Tweet im Worst Case als Kursmanipulation werten. Dann nach der auf Twitter abgesetzten Ankündigung eines Börsen-Rückzugs Anfang August schoss der Aktienkurs zunächst auf die Marke von 380 Dollar und fiel im Laufe der Zeit zurück auf rund 280 Dollar. Sollten die Behörden zu dem Ergebnis kommen, dass die Ankündigung nicht ernst gemeint war oder die Finanzierung nicht wirklich gesichert, könnten sie den Tweet als Versuch einer Kursmanipulation interpretieren.
automobilwoche.de, wiwo.de, bloomberg.com

1 Kommentar

zu „Börsen-Hickhack: Auch Justiz klopft bei Tesla an“
Jakob
19.09.2018 um 13:56
Liebe Frau Werwitzke,Sie kennen sich offenbar in der Materie aus, lassen aber den Rückschluss zu hier bewusst ein gewisses Bild vermitteln zu wollen.Es gibt ein entscheidendes Wort was aus dem Tweet so von ziemlich allen Journalisten weggelassen wird, also auch von so ziemlich jedem Shortseller. Am Anfang des Tweets stand das Wörtchen "Considering", zu Deutsch "Ich ziehe in Erwägung" oder "Ich ziehe in Betracht". Es gibt hier also keinen Betrug, Kursmanipulation, oder sonstige "böse" Absichten von Elon Musk. Denn genau das hat er getan. Er hat es geprüft, für nicht sinnvoll erachtet und das ganze Vorhaben wieder eingestampft.Das Saudi-Arabien nun auch in LucidMotors investiert hat (wo sie mehr Mitspracherecht haben als bei Tesla), ändert nichts daran, dass sie weiterhin bei Tesla investiert sind. Der Artikel weckt den Eindruck, Saudi-Arabien hätte sich GEGEN Tesla gestellt und wäre dort wieder ausgestiegen.Wann der Kurs welchen Wert hatte, vor allem den von 280 Dollar, hatte rein gar nichts mehr mit dem Going Privat Tweet zu tun, sondern mit Abgängen bei Tesla und weiteren "bedrohlichen Meldungen" seitens CNBC und Bloomberg.Können Long-Investoren eigentlich auch Schadensersatz fordern, durch stetige Falsch- und Fehlmeldungen bezüglich Tesla, die den Kurs fallen lassen?Viele Grüße, Jakob

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