Opel Mokka-e: Der mit dem gefälligen Hut auf

Der Mokka-e ist der jüngste Wurf auf Basis von Stellantis‘ e-CMP-Plattform. Vor allem die Optik gilt als Garant für die starke Nachfrage. Ergänzend dazu liefert Christoph M. Schwarzer jetzt ausführliche Fahreindrücke. Nach dem Bestellengpass zu Jahresanfang heißt es nun übrigens aus der Opel-Zentrale: Wer den Mokka-e jetzt bestellt, bekommt ihn noch in diesem Jahr.

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Ferdinand Piëch nannte es Hüte. Der geniale Ingenieur brachte die Plattformstrategie in die Großserie. Volkswagen Golf IV, New Beetle und Audi TT hatten die gleiche technische Basis, nur die Karosserieformen waren unterschiedlich. Das Ziel: Kosten senken durch Gleichteile in hohen Stückzahlen. Skaleneffekte erwirtschaften. Die Variabilität ist bei Batterie-elektrischen Antrieben noch größer. Und was im Volkswagen-Konzern der MEB ist, ist bei Stellantis, dem neuen Zusammenschluss aus der Groupe PSA und FCA, die Plattform e-CMP: Eine Einheitsbasis für Elektroautos, die sich äußerlich stark voneinander abgrenzen. Jüngster Spross dieser Familie ist der Opel Mokka-e. Ein SUV-artiges Fahrzeug, das direkt mit dem Hyundai Kona Elektro und letztlich auch mit dem VW ID.3 konkurriert.

Die Rahmendaten sind bekannt. Der Elektromotor des Opel Mokka-e leistet 100 Kilowatt (kW). Ebenfalls bei 100 kW liegt die maximale – und im Praxistest tatsächlich erreichbare – Ladeleistung an Gleichstrom-Ladesäulen (DC). AC-seitig ist serienmäßig ein dreiphasiges Ladegerät mit elf kW verbaut. Ausnahme: Die Basisausstattung Edition (ab 34.110 Euro vor Innovationsprämie), die lediglich einphasig lädt. Eine Wärmepumpe gehört dagegen bei allen Modellen zum aufpreisfreien Umfang. Der Testwagen wiederum kam in der ab 41.220 Euro erhältlichen Ausstattungslinie Ultimate. Der Bruttolistenpreis nach Abzug der Subventionen von Staat und Hersteller: 31.650 Euro beziehungsweise die entsprechende Leasingrate.

Breiter und flacher als der Vorgänger

Die zweite Generation des Opel Mokka ist in der Formensprache kaum wiederzuerkennen. Der hochbeinige Look des Vorgängers weicht dem breiten Auftritt. Das ist nicht nur ein optischer Eindruck, weil die Scheinwerfer vorne und hinten nun quer statt hochkant eingebaut sind. Es ist auch objektiv so: Der Mokka-e ist mit 1,79 Meter breiter und mit 1,53 Meter flacher als der Ur-Mokka. Den Designelementen eines SUVs zum Trotz ist er also niedriger als ein ID.3.

Das Platzangebot innen ist großzügig und fühlt sich weiträumiger an als zum Beispiel im Corsa-e. Der Grund ist die Armaturentafel, die weit nach vorne gerückt ist, statt die Menschen zu bedrängen. Ein Raumwunder ist hier allerdings ähnlich wie beim Hyundai Kona Elektro nicht entstanden: Die Tatsache, dass er auch mit Otto- und Dieselmotoren angeboten wird, erzwingt den Frontantrieb. Das hat Abstriche bei der Platzökonomie und der Traktion zur Folge.

Mit Vollstrom beschleunigt der Mokka-e in neun Sekunden auf 100 km/h. Im Sportmodus stehen nicht nur die vollen 100 kW und 260 Nm zur Verfügung (Normal: 80 kW/220 Nm, Eco: 60 kW/180 Nm), zudem ist die Fahrpedalkennlinie nachgeschärft. Was bei trockener Straße noch halbwegs funktioniert, ist bei feuchtem Asphalt vorbei. Dann ringen die Reifen nach Halt.

Let it roll

Ein Elektroauto bleibt der Opel Mokka-e trotzdem. Er ist also in den meisten Lebenslagen schneller als die Versionen mit Verbrennungsmotor, und die Kraft ist leichter abrufbar. Die Laufkultur ist wie üblich überlegen, alles ist geschmeidig und gelassen. Unterstrichen wird dieses Gefühl von der komfortablen Fahrwerksabstimmung und einer im Vergleich zum Corsa-e verbesserten Geräuschdämmung. So lässt sich der Sound aus der hochwertigen Anlage noch besser genießen.

Und so werden es auch viele Käufer:innen mögen. Ein bequemes Elektroauto mit hoher Sitzposition und im Fall des Ultimate erstklassiger Materialauswahl und Verarbeitungsqualität. Ein ID.3 Max fällt hier ab. Der Opel Mokka-e eignet sich ideal zum täglichen Cruisen. Ein Eindruck, den wir bereits bei einer ersten kleinen Testrunde im Februar gewonnen hatten – und der sich nun bestätigt.

Im Stadt- und Überlandbetrieb reicht der Energieinhalt der brutto 50 Kilowattstunden (kWh) fassen Batterie – netto sind es nach übereinstimmenden Berichten rund 45 kWh – bei einem Stromverbrauch von circa 15 kWh / 100 km für etwa 300 km (WLTP-Normwert: 313-323 km). Auf Winterreifen, wohlgemerkt. Hier ist also mehr drin als die Pendelstrecke oder die Tour zu Schule, Shopping oder Sportplatz.

Zu hoher Autobahnverbrauch

Dieses Bild ändert sich leider drastisch auf der Autobahn. Alle Batterie-elektrischen Fahrzeuge leiden hier, wenn die Stirnfläche dem Wind zu viel Widerstand bietet. Und so steigt der Stromverbrauch des Opel Mokka-e bei Richtgeschwindigkeit stark an. Im Bestfall (Windstille, milde Temperaturen) waren es 23,3 kWh / 100 km, was gut 190 km Reichweite entspricht. Bei immer noch norddeutsch flacher Topografie und zwei Grad plus blieben trotz warmgefahrener Batterie nur 153 km, weil der Konsum auf 29,4 kWh / 100 km stieg.

Das macht die längere Tour mühselig. Immerhin konnte die versprochene Ladeleistung bis zu 100 kW bei niedrigen SoC, die sich stufenweise über 75 kW auf 50 kW reduziert, durchgehend abgerufen werden. Es war frühlingshaft im Testzeitraum, und überhaupt hat sich die e-CMP bei mehreren Elektroautos als tendenziell eher kälte- als hitzeempfindlich herausgestellt.

Herausragendes LED-Licht im Ultimate

Der Mokka-e ist wieder lieferbar. Zu Beginn der Vermarktungskampagne hatte Opel die Nachfrage unterschätzt und durch sehr attraktive Leasingangebote zusätzlich angekurbelt. Die Pressestelle sagt klar: Wer jetzt bestellt, bekommt den Mokka-e in diesem Jahr.

Es ist leicht zu verstehen, was den Opel Mokka-e für viele Kund:innen interessant macht. Die Mischung aus problemloser Handhabung, hohem Komfort und der gefälligen Form ist ein ideales Paket. Er ist ein besonders schicker Hut, um es frei nach Piech zu sagen. Bereits die Basisausstattung enthält vieles, was man braucht. Der Mokka-e Ultimate setzt sich durch zwei Features von den anderen Versionen ab: Den wirklich herausragenden Intellilux LED-Matrix Scheinwerfern und dem von sieben auf zwölf Zoll gewachsenen Cockpitdisplay. Angenehme Begleiter sind sie alle.

2 Kommentare

zu „Opel Mokka-e: Der mit dem gefälligen Hut auf“
Martin Leitner
30.04.2021 um 14:34
Der Mokka-e mit 64kWh-Batterie und Allrad wäre schön! Leider gibt es reine E-Autos mit Allrad derzeit nur in der höheren Fahrzeugklasse und immer nur zur Performancesteigerung.
sigi
09.06.2021 um 09:14
einfach 10 cm zu hoch, wie der BMW i3. Schrankwand bleibt Schrankwand, egal welcher Antrieb

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