Hamburg: Cambio-Carsharing in der östlichen HafenCity

In den autoarmen Stadtteilen Baakenhafen und Elbbrücken der HafenCity Hamburg startet im Herbst dieses Jahres ein neuartiges Carsharing-Angebot. In insgesamt 30 Tiefgaragen der dortigen Wohn- und Geschäftshäuser stellt Anbieter Cambio Bewohnern und Beschäftigten eine größtenteils elektrische Flotte zur Verfügung.

Das stationsbasierte und gleichzeitig quartiersübergreifende Konzept überzeugte in einem Wettbewerb um den Betrieb des Carsharings in der östlichen HafenCity, den die Gesellschaft zur Koordination für nachhaltige Mobilität (GKNM), eine Tochter der HafenCity Hamburg GmbH, ausgelobt hatte. Die Station Baakenalle 52 ist bereits geöffnet. Offiziell startet das Cambio-Carsharing aber erst im Herbst – und zwar mit einer Flotte von 13 Fahrzeugen an sechs Stationen.

Im Verlauf der Quartiersentwicklung ist nach Angaben der Initiatoren ein Fahrzeugbestand von rund 100 Carsharing-Fahrzeugen verschiedener Fahrzeugtypen vorgesehen, darunter sowohl Klein- und Kompaktwagen als auch Nutzfahrzeuge. Und: „Zu Beginn besteht die Flotte zu 60 Prozent aus Elektroautos – dieser Anteil erhöht sich bis 2025 auf mindestens 90 Prozent“, teilt Cambio mit. Dafür würden schon jetzt alle Carsharing-Plätze mit Ladesäulen ausgestattet.

Geplant ist ein engmaschiges Netz mit 30 Stationen, das heißt: Fast jedes Gebäude erhält seinen eigenen Fuhrpark, wobei alle Nutzer im Quartier auf das gesamte Angebot zugreifen. „Sollte also in der eigenen Tiefgarage mal kein Fahrzeug zur Verfügung stehen, kann ein Cambio-Auto an der benachbarten Station genutzt werden“, heißt es in einer begleitenden Mitteilung. Geladen werde zu 100 Prozent zertifizierter Strom aus erneuerbaren Energiequellen.

Das Konzept ist primär auf die zukünftig rund 8.000 Bewohner und rund 13.000 Beschäftigten der östlichen HafenCity ausgerichtet, aber nach Angaben der Initiatoren auch für externe Personen zugänglich. Kunden können je nach Nutzungshäufigkeit zwischen verschiedenen Tarifmodellen (mit und ohne Grundgebühr) wählen. Buchung und Zugang zu den Fahrzeugen erfolgt per App. Der digitale Ansatz garantiere auch „den flächendeckenden Zugang zu den 30 digital integrierten privaten Tiefgaragen sowie die Aus- und Einfahrtsdokumentation der Fahrzeuge“, so Cambio. Zu diesem Zweck werde ein einheitliches Zugangssystem installiert, das sowohl die Zu- und Ausfahrt der Carsharing-Fahrzeuge als auch den fußläufigen Zu- und Ausgang der Angebotsnutzenden aus anderen Gebäuden in die Tiefgarage dauerhaft ermöglicht.

Grundsätzlich werden für das Carsharing mindestens 30 Prozent der privaten und fünf Prozent der gewerblichen Stellplätze in den Tiefgaragen genutzt. Einen Teil der erforderlichen Infrastruktur stellen die Grundstückseigentümer zur Verfügung, neben den Stellplätzen in den Tiefgaragen sind das unter anderem die Ladeinfrastruktur sowie die WLAN- und Mobilfunkanbindung zur Übertragung von Buchungs- und Abrechnungsdaten.

Die Elektrifizierung haben die Initiatoren dabei fest im Blick: In der Erstausstattung sollen mindestens 40 Prozent aller Stellplätze für Wohn- und Bürogebäude in den Quartieren Elbbrücken und Baakenhafen mit Ladepunkten ausgestattet werden. Alle weiteren Stellplätze erhalten Vorinstallierungen. Bis 2027 sollen nach dem Willen der Verantwortlichen dann voraussichtlich rund 1.500 Tiefgaragenstellplätze mit einem Typ2-Ladepunkt ausgestattet sein.

Der Mobilitätsvertrag zwischen der GKNM und Sharinganbieter Cambio wird bis zum 31. Juli 2028 laufen und sich danach automatisch um weitere zwei Jahre verlängern, wenn keine der beiden Parteien kündigt. Vertraglich fixiert ist unter anderem, dass die GKNM für Stationen, die bis 2023 in Betrieb genommen werden, eine anteilige temporäre Innovationsprämie zahlt. Dies soll ein voraussichtliches Überangebot an Carsharing-Fahrzeugen während der anfänglichen Entwicklungsphase auffangen.

Eingebettet ist das Carsharing in ein Smart Mobility Konzept der östlichen HafenCity, das es Bewohnenden und Beschäftigten erleichtern soll, von einem privaten Fahrzeug auf eine alternative Fortbewegung umzusteigen. „Das Smart-Mobility-Konzept vereint eine zukunftsweisende und herausragende ÖPNV-Anbindung der Quartiere, Stadtstruktur mit aktiver Mobilität und ein komplementäres Angebot des motorisierten Individualverkehrs mit maximal 0,4 Stellplätzen pro Wohneinheit“, präzisiert Prof. Jürgen Bruns-Berentelg, Vorsitzender der Geschäftsführung der HafenCity Hamburg GmbH. Es entstehe ein Reallabor zur Erprobung neuer komplexer Mobilitätsansätze auf Stadtteilebene, das zugleich als das größte Innovationsprojekt für Carsharing und Elektromobilität im Rahmen eines Stadtentwicklungsvorhabens in Europa gelten könne.

Joachim Schwarz, Geschäftsführer der Cambio-Gruppe, attestiert Hamburg in jüngster Vergangenheit deutlich dynamischer in Richtung Verkehrswende unterwegs zu sein. „Eine autoarme Innenstadt, die Radverkehrsförderung und Verbesserungen im öffentlichen Verkehr sind ein guter Start. Nun kommt mit dem Baakenhafen ein städtebaulicher Impuls hinzu. Autoreduziertes Wohnen ist eines unserer Steckenpferde. Schon lange arbeiten wir mit zukunftsorientierten Wohnungsbauunternehmen zusammen. Dass wir das jetzt für ein ganzes Quartier, und zudem mit einem hohen Anteil reiner, kleiner Elektroautos, längerfristig realisieren können, macht uns glücklich. Gerne mehr davon.“
hafencity.com, cambio-carsharing.de, cambio-carsharing.de (Kurzbeschreibung)

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