Regionaler Bio-Lieferdienst elektrifiziert seine Flotte

Der Bio-Lieferdienst GröGo aus Schleswig-Holstein will CO2-neutral werden. Und hat im ersten Schritt einen Nissan e-NV200 angeschafft, der nun drei von sechs Ausliefertouren übernimmt. Bis Ende 2023 will das kleine Unternehmen nur noch mit E-Autos unterwegs sein. Wir haben uns vor Ort mal umgeschaut.

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Anfang 2022 haben Dominik Otto und Jonas Köhler das Gemüseabo der Unternehmerin Birgit Graf übernommen, die den Bio-Lieferdienst mehr als 20 Jahren zuvor gegründet hatte. Inzwischen heißt die Firma GröGo Bio-Lieferservice und ist in der Gemeinde Nusse im Kreis Herzogtum Lauenburg in Schleswig-Holstein ansässig. Sie beschäftigt neben den beiden Geschäftsführern sechs Fahrer, drei Packerinnen und zwei Mitarbeiterinnen, die sich um Internetauftritt, wöchentliche Vorschau und Newsletter kümmern.

GröGo liefert regionale und saisonale Bio- oder Demeter-Lebensmittel der in der Nähe gelegenen Bio-Höfe bis nach Hause. Den Weg des Produkts vom Feld bis auf den Teller will das Unternehmen möglichst kurz halten. Produkte, die in der näheren Umgebung nicht wachsen oder erzeugt werden, bezieht es über den Naturkost-Großhandel von anderen Produzent:innen aus Deutschland. Die Waren werden Dienstag bis Donnerstag geliefert, tagesaktuell in die Pfandkisten gepackt und über Nacht in die Kühlung gestellt. Die Fahrer beladen jeweils am anderen Morgen das Fahrzeug und starten ihre Touren.

„Wir wollen langfristig CO2-neutral werden und spätestens Ende 2023 unsere Obst- und Gemüsekisten nur noch mit E-Autos ausliefern“, sagt Dominik Otto, einer der beiden Geschäftsführer. Der regionale Lieferdienst versorgt wöchentlich 350 bis 390 Kunden mit Bio-Waren. Derzeit finden sechs Touren in flacher Topografie statt, zwei mittwochs, zwei donnerstags und zwei freitags, mit momentan zwei Fahrzeugen. „Seit ein paar Wochen ist auf drei dieser Touren ein Nissan e-NV200 unterwegs, den wir nun statt eines herkömmlich angetriebenen Citroën Berlingo einsetzen“, fügt er hinzu.

Für den e-NV200 hat sich der Bio-Lieferservice entschieden, weil dieser schon seit Jahren am Markt etabliert ist. Überzeugt haben weiterhin die geringen Betriebskosten und die vergleichsweise hohe Kilometerleistung. „Der Hersteller gibt diese zwar mit 210 Kilometern an, in unserem Arbeitsalltag schafft er jedoch, wenn er voll beladen startet, zwischen 160 und 170 Kilometer“, so Otto. Das sei für die kleinen Liefertouren völlig ausreichend. Sobald der Fahrer zurückkommt, stöpselt er das Auto an die in der kleinen Halle installierten Wallbox des Herstellers Easee. Diese verfügt über sechs Kilowatt (kW) Leistung und lädt die 40-Kilowattstunden-Batterie des e-NV200 in rund vier Stunden. „Ist die Batterie zu 80 Prozent gefüllt, lädt die Wallbox langsamer. Diese Funktion lässt sich aber ausschalten,dann geht’s auch schneller“, sagt Otto.

Da der Lieferdienst die Produkte temperiert ausfährt, hat GröGo das Fahrzeug vom Hamburger Autohaus Günther, einem Nissan-Händler, mit dem elektrischen Kühlaggregat ECO-100RT ESC des polnischen Unternehmens Hwasung Thermo ausstatten lassen. Der Lieferwagen hat somit zwei Akkus an Bord, einen zum Fahren und einen zum Kühlen des Laderaums. Beide werden getrennt geladen: der Fahrakku über die Wallbox, der Kühlakku über einen separaten Hausanschluss. Den Ökostrom dafür bezieht der Lieferdienst vom regionalen Energieversorger. Beide Akkus sind zwischen Fahrerkabine und Laderaum verbaut. Das Aggregat auf dem Dach ragt etwas in den Laderaum, beeinträchtige aber weder bei der Beladung noch in Sachen Ladevolumen. Auch die durch die Akkus etwas reduzierte Nutzlast reiche völlig aus. „Wir beliefern nicht weniger Kunden als vorher“, betont der Geschäftsführer.

Derzeit sind die Jungunternehmer noch auf der Suche nach einem weiteren E-Transporter, der ebenfalls ein Kühlaggregat bekommen soll und durch den sie ihren dieselbetriebenen Mercedes-Sprinter ersetzen wollen. „Wir benötigen eine Größe zwischen Caddy und Sprinter, sind aber noch nicht recht fündig geworden“, erzählt er. Infrage kommen beispielsweise der kompakte e-Expert von Peugeot oder der Fiat E-Scudo. Noch seien sich die Partner aber nicht ganz einig, welches Auto angeschafft werden soll, wohl aber darüber, dass sie spätestens bis Ende 2023 ihre Kunden ausschließlich CO2-neutral beliefern wollen.

Für den e-NV200 hat GröGo über den Nissan-Händler die Förderung des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) von 6.000 Euro bekommen. Für die Wallbox ist GröGo mit der KfW-Förderung im Kontakt, die zu Gerät und Montage 1.300 Euro dazu gibt. „Wir hätten das möglicherweise auch ohne Zuschuss geschafft, aber der Anreiz, die Autos zu elektrifizieren, ist somit natürlich größer und wir konnten das Vorhaben schneller umsetzen“, sagt Otto.

Auch die Lieferungen von den Bio-Bauern und Großhändlern würde GröGo am liebsten CO2-neutral halten. „Wir sind im Gespräch mit allen Erzeugern und Lieferanten, ob sich die Transportwege nicht auch emissionsfrei und möglicherweise auch kürzer gestalten lassen“, sagt er. In puncto Nachhaltigkeit sei jedoch bereits etwas erreicht worden: Ein Großhändler verwende für seine Rollwagen keine Folie mehr, sondern schützt die Waren vor dem Herausfallen mit wiederverwendbaren Kunststoffplatten. „Wir haben diese Idee sofort an einen weiteren Großhändler übermittelt, der seither auch keine Folie mehr zur Sicherung der Waren verwendet.“

1 Kommentar

zu „Regionaler Bio-Lieferdienst elektrifiziert seine Flotte“
Wolfgang
29.09.2022 um 15:16
Schöne Geschichte, sollte eigentlich heute gar nichts besonderes mehr sein. Der Betrieb spart mittelfristig sogar Geld bei dem Streckenprofil, von daher ist das auch ökonomisch.CO2 neutral ist aktuell aber leider noch kein Auto in der Herstellung.

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