Gründer Andreas Haller übernimmt insolvente Quantron AG

Andreas Haller, Gründer und Gesicht des insolventen E-Nutzfahrzeug-Spezialisten Quantron, hat mit seiner Holding zum 1. April die Wirtschaftsgüter und das Team der zahlungsunfähigen Augsburger Firma übernommen. Das teilt der zuständige Insolvenzverwalter mit. Quantron selbst meldet lediglich, „gestärkt aus der Insolvenz hervorzugehen“.

Bild: Quantron

Quantron tauchte Ende 2019 als neuer Akteur im E-Nutzfahrzeug-Markt auf — ins Leben gerufen vom Gersthofener Iveco-Vertragspartner und Nutzfahrzeugspezialisten Haller. Und Andreas Haller ist es auch, der das Unternehmen nun weiter am Leben hält: Zum 1. April wurden die verbleibenden Quantron-Wirtschaftsgüter und die auf 35 Mitarbeiter geschrumpfte Belegschaft von der Andreas Haller Holding GmbH übernommen – im Rahmen einer übertragenden Sanierung. Die Quantron AG ist damit Geschichte, das Unternehmen geht in einer neuen Gesellschaft auf, die abermals zur Haller-Group gehört. Der einstige Gründer kauft Quantron sozusagen neu.

Blicken wir zurück: Quantron verortete sich in seiner Startup-Phase ab 2019 in der Umrüstbranche, wandelte sich aber schnell zu einem Systemintegrator mit auch international rasant wachsenden Ambitionen. Immer häufiger wiederholte die Leitung, dass Quantron kein OEM werden wolle, sondern ein Plattform-Anbieter im Bereich von E-Nutzfahrzeugen. Das Geschäftsmodell bestand also stets weniger aus der Produktion und dem Verkauf von E-Trucks, sondern auf dem Betrieb eines Ökosystems. Doch bei der Finanzierung dieses Geschäftsmodells gab es zunehmend Probleme, im vergangenen Jahr spitzte sich die Lage enorm zu. Ende Oktober 2024 musste Quantron dann Insolvenz anmelden, nachdem eine Finanzierungsrunde geplatzt war. Das daraufhin vorläufige Insolvenzverfahren mündete zum Jahreswechsel in ein reguläres Verfahren unter Insolvenzverwalter Constantin Graf Salm-Hoogstraeten . Von den im Oktober noch über 100 Mitarbeitenden blieb daraufhin nur noch ein Kernteam übrig.

Laut Graf Salm-Hoogstraeten hat der Gläubigerausschuss dem Aufkauf durch die Haller-Holding im Vorfeld zugestimmt. Eine ursprünglich von Andreas Haller angestrebte Insolvenzplan-Lösung, die den Erhalt des Rechtsträgers „Quantron AG“ ermöglicht hätte, erwies sich laut dem Insolvenzverwalter derweil „als nicht zeitnah umsetzbar“. Die Marke Quantron bleibt aber: „Es ist erfreulich, dass wir nunmehr mit der Andreas Haller Holding GmbH eine kurzfristig umsetzbare Lösung zum Erhalt der innovativen Marke Quantron finden konnten, die unter den gegebenen Umständen auch die bestmögliche Gläubigerbefriedigung garantiert“, so Graf Salm-Hoogstraeten in einem kurzen Statement.

Andreas Haller, der im Herbst einen schweren Herzinfarkt publik machte, koppelt sein eigenes Comeback derweil mit dem von Quantron („das Herzstück meines beruflichen Lebens“). Auf Linkedin postete er zum 1. April ein emotionales Statement. Ein Auszug: „In den dunkelsten Stunden – sowohl persönlich als auch beruflich – schöpfte ich Kraft aus meinen Wurzeln. Ich komme aus einem Familienunternehmen, das ich mit Stolz in der fünften Generation führe. Ein Unternehmen, das zwei Weltkriege überlebt hat. Und daraus habe ich vor allem eines gelernt: Man darf niemals aufgeben. Dieser Glaube hat mich durchgebracht. Er hat uns alle getragen. Und heute kann ich mit tiefer Ergriffenheit sagen: Wir haben es geschafft. Quantron ist frei. Die Insolvenz ist vorbei. Wir sind lebendig. Wir sind zurück.“

Haller soll es in Vorbereitung auf den Aufkauf nach eigenen Angaben gelungen sein, neue internationale Aufträge zu akquirieren, die jedoch nicht im Rahmen des laufenden Insolvenzverfahrens hätten abgeschlossen werden können. Auch deshalb wurde laut dem Insolvenzverwalter nun ein Asset Deal zum 1. April 2025 als schnelle Lösung umgesetzt. „Ich hoffe im Sinne der Beschäftigten, dass Herr Haller auf dieser Basis in der Lage sein wird, die neue Quantron dauerhaft zum Erfolg zu führen“, gibt Graf Salm-Hoogstraeten dem Käufer noch mit auf den Weg.

Quantron selbst verschickte gestern übrigens eine Pressemitteilung zu seinem Comeback mit dem Titel „QUANTRON startet nach Insolvenz neu – nachhaltig, gestärkt und zukunftsorientiert“. Diese liegt uns per E-Mail vor. Zu den Hintergründen des Aufkaufs verliert das Unternehmen darin keine Silbe. Die neuen und alten Verantwortlichen der Marke sagen aber immerhin zu, „in den kommenden Wochen über weitere Entwicklungen informieren“ zu wollen. Dazu soll im zweiten Quartal 2025 eine Pressekonferenz stattfinden, in der es um Details zur zukünftigen Strategie und neuen Projekten geht.

Quelle: Infos per E-Mail, bbl-law.com

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