Ladeprojekt OctoFlexBW geht mit 1.500 E-Autos in die nächste Phase
Die Idee des Pilotprojekts ist es, dass Elektroautos, die an heimischen Wallboxen hängen, vor allem dann aufgeladen werden, wenn es gerade besonders gut für das Netz verträglich ist und auch die Preise möglichst günstig sind. Die E-Auto-Fahrer haben dadurch eine finanzielle Entlastung, während die öffentlichen Stromnetze entlastet werden.
„Bei hoher Netzauslastung rufen wir verbindlich Kapazitäten von Octopus Energy ab, woraufhin Octopus die Ladevorgänge der Elektrofahrzeuge so verschiebt, dass es der Netzstabilität dient und die Kundinnen und Kunden von günstigeren Preisen ohne Komforteinbußen profitieren,“ erklärt Dr. Werner Götz, Vorsitzender der Geschäftsführung von TransnetBW. Dabei spricht man von einem „Redispatch“, der dazu dient, Netzengpässe zu vermeiden. „Wir zeigen, dass Elektrofahrzeuge eine wichtige Rolle für die Systemstabilität spielen können“, ergänzt Götz.
Octopus Energy ist an Bord, da es bereits reichlich Erfahrung mit zeitlich flexiblen Ladeverfahren hat: Das Unternehmen bietet bereits heute einen Tarif namens „Intelligent Octopus Go“ an, der ein von dem Unternehmen installiertes Smart Meter Gateway nutzt, um Elektroautos kostenoptimiert und möglichst sauber zu laden. Dabei geben die Kunden an, bis wann ihr E-Auto welchen Ladestand erreichen soll – zum Beispiel 90 Prozent Ladestand um 6 Uhr morgens. Octopus automatisiert und optimiert dann die Ladesteuerung und garantiert im Gegenzug einen Ladepreis von maximal 20 Cent pro kWh.
Während „Intelligent Octopus Go“ grundsätzlich günstige Preise an der Strombörse an die Kunden weitergibt, kommt im Pilotprojekt OctoFlexBW noch die Übertragungsnetzbetreiber-Ebene in Form TransnetBW hinzu. Und das mit dem Ziel, dass eben nicht nur E-Auto-Fahrer Geld sparen können, sondern dass die zeitlich flexible Aufladung der Autos auch die Stromnetze schon. TransnetBW spricht hier von „dezentralen Kleinstflexibilitäten“, durch die das für Netzdienstleistungen verfügbare Flexibilitätspotenzial erhöht wird.
Gestartet wurde das Projekt im vergangenen Juni. In der ersten Phase von OctoFlexBW stand vor allem die reibungslose Kommunikation zwischen den IT-Plattformen beider Firmen im Fokus, wobei ein Pool von rund 100 Elektrofahrzeugen verwendet wurde. Nachdem mittlerweile alle Prozesse sauber laufen, soll das Projekt auf rund 1.500 E-Autos erweitert werden. In dieser neuen Projektphase soll auch eine Bilanzierung umgesetzt werden, die alle energiewirtschaftlichen Prozesse berücksichtigt. Die gewonnenen Daten wollen TransnetBW und Octopus Energy verwenden, um Prozesse wie Baselining, Monitoring, aber auch ihre Prognosen zu verbessern.
Rahmenbedingungen fehlen noch – Politik ist gefragt
Gleichzeitig appellieren die Partner an die künftige Bundesregierung, einen Rahmen für den „Redispatch 3.0“ genannten Ansatz zu schaffen, der das bestehende kostenbasierte Redispatch-Regime in Deutschland um eine marktbasierte Komponente für dezentrale Kleinstflexibilitäten erweitern soll. „Jetzt brauchen wir die entsprechenden rechtlichen und regulatorischen Rahmenbedingungen für die Skalierung. Deshalb werte ich es als positives Signal, dass dem Thema Erschließung von Flexibilität im Rahmen der Koalitionsverhandlungen in Berlin ein hoher Stellenwert eingeräumt wird“, sagt TransnetBW-Chef Götz.
Bastian Gierull, CEO von Octopus Energy Germany, ergänzt: „Kleinstflexiblitäten haben ein enormes Potenzial. Zusammen mit TransnetBW als innovativem Partner zeigen wir heute schon, wie Elektromobilität intelligent ins Netz integriert werden kann. Das Ergebnis ist eine Win-Win-Win-Situation für die Endkundinnen und -kunden, die Netze und die Energiewende. Gleichzeitig ist OctoFlexBW auch eine klare Aufforderung an die Politik: Unsere innovativen Projekte stehen bereits in den Startlöchern – wir sind bereit, Lösungen für ein günstigeres und effizientes Energiesystem zu liefern. Aber dafür muss die kommende Regierung die Digitalisierung des Energiesystems, den Rollout von Smart Metern wieder in den Fokus rücken und damit den Rahmen für Innovation setzen.“
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