Renault verrät weitere Details zu seinen ersten Flexis-Transportern
Seit der Vorankündigung im Januar war schon bekannt, dass alle Modelle mit 800-Volt-Technik ausgestattet sein werden, die für schnelle Ladezeiten sorgen soll. Hier spricht Renault nun konkret davon, dass sich die Batterie an DC-Schnellladestationen in weniger als 20 Minuten von 15 auf 80 Prozent aufladen lässt.
Was bislang fehlte, waren aber Informationen zum Antrieb. Renault teilt nun mit, dass ein neuer Elektromotor zum Einsatz kommen wird, der in Europa entwickelt wurde und produziert werden soll. Er weist eine Leistung von 150 kW und ein Drehmoment von 345 Nm aus und zeichnet sich durch seinen hohen Wirkungsgrad aus: 95 Prozent der elektrischen Energie werden in mechanische Energie umgewandelt, so das Unternehmen.
Trafic, Goelette und Estafette E-Tech werden mit zwei Batterielösungen auf den Markt kommen: Einem Langstreckenakku mit NMC-Chemie für WLTP-Reichweiten von rund 450 km und einer LFP-Batterie für rund 350 km Reichweite, mit der sich Renault in erster Linie an Gewerbekunden richtet, die vor allem in städtischen Gebieten unterwegs sind und ein kleineres Budget haben. Konkrete Angaben zur Kapazität der Akkus macht Renault nicht.
Die Batterien können in allen drei Modellen für Vehicle-to-Load (V2L) genutzt werden. Damit können externe Geräte wie zum Beispiel Werkzeuge oder Computer mit Strom aus der Fahrzeugbatterie versorgt werden. Dafür gibt es Steckdosen im Fahrerhaus und im Laderaum.
Renault hat außerdem den Anteil an recycelten Materialien, die für das Äußere und Innere aller drei Fahrzeuge verwendet werden, auf 22,5 Prozent erhöht, wobei 80 Prozent dieser Materialien am Ende ihrer Lebensdauer recycelt werden können. In diesen Zahlen ist jedoch die Batterie nicht enthalten.




Der Renault Trafic E-Tech ist in zwei Varianten erhältlich, dem L1 und dem L2, die für unterschiedliche Ladekapazitäten ausgelegt sind. Der L1 bietet ein Ladevolumen von 5,1 Kubikmetern bei einer Länge von 4,87 m und einer Breite von 1,92 m, während der L2 ein Ladevolumen von 5,8 Kubikmetern bei einer Länge von 5,27 m und einem um 40 cm längeren Radstand aufweist. Die Fahrzeughöhe ist bei allen Varianten auf 1,90 m begrenzt, so dass sie noch in eine Tiefgarage passen. Im Innenraum des Trafic wurde ein „disruptiver Designansatz“ verfolgt: Das Fahrzeug verfügt über ein robustes, röhrenförmiges Armaturenbrett, das von einer Seite der Kabine zur anderen verläuft.




Der Goelette E-Tech von Renault hebt sich von den anderen Transportern durch seine verstärkten Achsen ab, die eine Zuladung von bis zu 1,4 Tonnen ermöglichen, und durch ein hohes Maß an Anpassungsfähigkeit. Der französische Hersteller schreibt, dass die Umbauten im Werk oder „durch Qstomize oder sein Netzwerk von zertifizierten Aufbauherstellern“ durchgeführt werden können. Das Design erinnert an den Trafic, aber dieser Transporter ist mehr auf Individualität ausgelegt und bietet ab Werk mehrere Ausstattungsvarianten, wie z. B. ein Fahrgestell-Fahrerhaus, einen 10 Kubikmeter großen Kasten oder ein verlängertes Fahrerhaus.






Der Estafette E-Tech schließlich ist für den Einsatz in der City gedacht. Renault gibt an, dass es sich um das erste Fahrzeug handelt, das von Anfang bis Ende auf die Anforderungen und die Erfahrungen der Fahrer in einem bestimmten Geschäftsfeld zugeschnitten ist: dem Stadtverkehr. Das Fahrzeug ist mit 2,60 m höher als seine Vorgänger, so dass ein bis zu 1,90 m großer Fahrer aufrecht im Fahrzeug stehen kann. Bei einer Länge von 5,27 m verfügt die Estafette über eine Ladekapazität von 9,3 Kubikmetern. Der Estafette ist mit seitlichen Schiebetüren und einem hinteren Rolltor ausgestattet, um die Arbeit der Fahrer zu unterstützen. Die Türen sollen sich nach Angaben von Renault besonders leicht öffnen lassen: „Um den Fahrern die Arbeit zu erleichtern, sind die Außengriffe so konstruiert, dass sie sich allein mit dem Ellbogen öffnen lassen, so dass die Fahrer die Ware fest im Griff haben.“ Der Elektrotransporter verfügt über das gleiche röhrenförmige Armaturenbrett wie die anderen Modelle, wurde aber mit einem niedrigeren, vereinfachten Layout angepasst.
Software und Anwendungen spielen eine zentrale Rolle beim Design
„Renault erneuert seinen Bestseller im Segment der mittelgroßen Transporter. Die drei neuen Elektrofahrzeuge stehen an der Spitze der Technologieentwicklung und definieren die Marktstandards neu“, sagt Alessandro de Rinaldis, Family Revenue Leader für Renault Trafic, Estafette und Goelette. „Die Fahrzeuge sind um Software herum entwickelt und können während ihres gesamten Lebenszyklus durch Software- und Hardware-Upgrades aktualisiert werden, um Gewerbetreibende und Kommunen bei ihrer Energiewende so effektiv wie möglich zu unterstützen und ihnen eine breite Palette an umweltfreundlichen Lösungen zu bieten. Dank ihrer Kompaktheit, Ergonomie und Energieeffizienz eignen sie sich perfekt für die härtesten städtischen Bedingungen und senken gleichzeitig die Betriebskosten.“
Das äußere und innere Design ist nicht das, was Renault in seiner Ankündigung am meisten begeistert, denn der Hersteller behauptet einen Durchbruch im Bereich SDV (Software Defined Vehicle). „Die Software ist nicht mehr peripher und auf bestimmte Funktionen beschränkt, wie in früheren Architekturen, sondern zentral für das gesamte Fahrzeug. Diese zentralisierte Software-Architektur kann während der gesamten Lebensdauer des Fahrzeugs aktualisiert werden, ähnlich wie bei einem Telefon oder einem Laptop“, schreibt Renault. Auf diese Weise können die Funktionen des Fahrzeugs, zum Beispiel als Lieferfahrzeug, Feuerwehrfahrzeug oder Krankenwagen, zentral in das Fahrzeug integriert werden, so dass sogar kundenspezifische Betriebssysteme implementiert werden können. Dies sei auch ein Vorteil für Flottennutzer, die über eine zentrale Management-Software Fahrerprofile verwalten können.
„Das Fahrzeug ist mit Supercomputern ausgestattet, die wie ein Gehirn mit zwei Hälften oder Hemisphären arbeiten“, erläutert Antoine Vuillaume, SDV Programme Director bei Ampere. „Die rechte Hemisphäre verwaltet die Schnittstellen mit dem Fahrer, also Infotainment, Apps, Sprachsteuerung, 3D-Browsing und Zeichenerkennung. Die linke Hemisphäre ist das Nervensystem des Fahrzeugs. Sie steuert alle Aktuatoren für die verschiedenen Funktionen, vom Bremsen bis zum Verriegeln, und speichert die von den Sensoren gelieferten Daten.“
Der neue elektrische Trafic, Goelette und Estafette sollen ab 2026 im Renault-Werk in Sandouville in Frankreich gebaut – zusammen mit dem Trafic mit Verbrennungsmotor, der weiterhin im Angebot bleibt. Was die drei Elektro-Transporter kosten werden, verrät Renault bislang nicht.
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