Britische Regierung erwägt höheren Schwellenwert für „Luxussteuer“ auf E-Autos
Die „Luxussteuer“ wird offiziell Expensive Car Supplement (ECS) genannt und gilt bereits seit Jahren für Verbrenner-Autos. Sie sorgt dafür, dass Käufer eines Autos mit einem Listenpreis von über 40.000 Pfund (ca. 47.500 Euro) im zweiten bis sechsten Jahr nach dem Kauf jeweils 425 Pfund pro Jahr an zusätzlicher Kfz-Steuer zahlen müssen. In Verbindung mit dem regulären Kfz-Steuersatz von 195 Pfund (der für E-Fahrzeuge ab dem zweiten Jahr gilt) bedeutet dies, dass Elektroautos mit einem Preis von über 40.000 Pfund nun in den ersten sechs Jahren mit einer Steuerrechnung von 3.100 Pfund (rund 3.700 Euro) zu Buche schlagen.
Die britische Regierung hatte bereits 2022 angekündigt, die Kfz-Steuerbefreiung von E-Autos im Jahr 2025 aufzuheben. Die Aufhebung dieser Befreiung ging damit einher, dass Halter von E-Autos mit einem Neupreis von über 40.000 Pfund seit dem 1. April nicht nur die reguläre Kfz-Steuer von 195 Pfund zahlen müssen, sondern auch den besagten Luxusauto-Aufschlag von 425 Pfund.
Jedoch setzt sich nun in der britischen Regierung offenbar die Erkenntnis durch, dass dies dabei schaden könnte, die Ziele des „ZEV-Mandats“ mit fest vorgeschriebenen und jährlich steigenden Elektro-Quoten (2025 müssen 28 Prozent des UK-Absatzes elektrisch sein, 2030 schon 80 Prozent) zu erreichen. Denn einerseits war die bisherige Steuerbefreiung von E-Autos ein wichtiger Anreiz für deren Anschaffung. Und andererseits stellt sich nun heraus, dass aktuell ein Großteil der E-Auto-Neukäufe unter den Luxusauto-Aufschlag fallen.
Durchschnittspreis von 50.000 Pfund für E-Autos
Denn laut einem Bericht von „Autocar“ soll der durchschnittliche Preis von E-Autos im Vereinigten Königreich aktuell bei rund 50.000 Pfund liegen. Das ist auch nicht verwunderlich, schließlich kämpft die Branche seit Jahren damit, „erschwingliche“ E-Autos auf den Markt zu bringen, doch noch sind die meisten Fahrzeuge in deutlich höheren Preissegmenten angesiedelt. So startet beispielsweise der BMW i4 in Großbritannien bei 51.280 Pfund und der VW ID.7 Tourer beginnt bei 51.795 Pfund. Vergleichbare Verbrenner-Modelle kosten um die 10.000 Pfund weniger.
Aktuell liegt das Jahresziel des ZEV-Mandats bereits in weiter Ferne: Im April lag der Anteil der E-Fahrzeuge an den Neuzulassungen bei nur 20,4 Prozent und damit sogar unter dem 2024er ZEV-Ziel von 22 Prozent. Noch im März – und damit im letzten Monat vor der Einführung der Kfz-Steuer für E-Autos – war deren Anteil an den Neuzulassungen auf 25,3 Prozent nach oben geschnellt. Doch danach brach die Nachfrage ein.
Die Ministerin für die Zukunft der Straßen, Lilian Greenwood, schrieb in einem Brief an einen lokalen Abgeordneten, der von „Autocar“ eingesehen werden konnte, dass Maßnahmen in Erwägung gezogen werden, die das Erreichen des vorgeschriebenen Absatzmixes in den kommenden Jahren erleichtern sollen.
Schwellenwert könnte angehoben werden
„Wie im Herbsthaushalt 2024 angekündigt, erkennt die Regierung die unverhältnismäßigen Auswirkungen des derzeitigen Schwellenwerts für den Steuerzuschlag für teure Autos für diejenigen an, die ab dem 1. April 2025 emissionsfreie Autos kaufen“, schrieb sie. „Wir werden eine Anhebung des Schwellenwerts für emissionsfreie Autos erst bei einem zukünftigen Steuerereignis in Betracht ziehen, um den Kauf von Elektroautos zu erleichtern.“ Wann dieses Steuerereignis sein soll, ließ die Ministerin aber offen.
Autohersteller würde ein solcher Richtungswechsel freuen. Eurig Druce, Chef von Stellantis UK, sagte gegenüber Autocar: „Wir würden es begrüßen, wenn diese neue Besteuerung überarbeitet und der Schwellenwert angehoben würde, damit die britischen Autofahrer weniger Hindernisse haben, um auf Elektroautos umzusteigen“. Ford wiederum kritisierte die Entscheidung der Regierung, die Kfz-Steuer für Elektroautos zu einem Zeitpunkt einzuführen, an dem sie die Hersteller für zu geringe Verkaufszahlen bestraft: „Die Einführung der Kfz-Steuer für Elektroautos ab April birgt die Gefahr, dass die Akzeptanz zu einem für die Branche entscheidenden Zeitpunkt gebremst wird.“
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