Dataforce: Eigenzulassungen treiben E-Auto-Zahlen
Dass der Juni 2025 der stärkste Monat bei den Elektroauto-Neuzulassungen in Deutschland seit dem abrupten Umweltbonus-Aus Ende 2023 war, ist seit der Veröffentlichung der KBA-Zahlen Anfang des Monats bekannt. Und auch, dass die Elektroautos um 8,6 Prozent zugelegt haben, während der Gesamtmarkt im Jahresvergleich zum Juni 2024 13,8 Prozent verloren hat. Das lag allerdings auch an einem Sondereffekt im Vorjahr: Das Inkrafttreten der EU-Cybersicherheitsverordnung hatte im Sommer 2024 zu einem massiven Anstieg taktischer Zulassungen geführt, mit denen nicht-konforme Modelle (Dataforce nennt etwa den Fiat 500 oder VW Transporter) noch auf den Markt gebracht wurden.
Im ersten Halbjahr hat der Gesamtmarkt um 4,7 Prozent oder rund 70.000 Fahrzeuge verloren – auf etwa 1,4 Millionen Neuzulassungen. Die mit Abstand größten Verluste entfallen dabei auf den Flottenmarkt, der laut der Analyse der Marktspezialisten von Dataforce „mit den starken Zulassungen vom letzten Jahr nicht mithalten kann“. Mit einem Rückgang um 60.000 Fahrzeuge oder -12,2 Prozent hat der Flottenmarkt nicht nur den stärksten Rückgang aller Segmente verzeichnet, sondern auch im Alleingang für den Großteil des Verlustes im Gesamtmarkt gesorgt. Das Privatkunden-Segment war mit -1,0 Prozent nahezu stabil, bei Autovermietern und im Fahrzeughandel gab es mit -7,5 und -8,6 Prozent ebenfalls leichte Verluste.


„Die Aufschlüsselung nach Marktsegmenten macht deutlich, wo die taktischen Zulassungen des Vorjahres gelandet sind: primär auf den Höfen der Autohändler“, schreibt Dataforce. In Zahlen ausgedrückt ist der Marktanteil des Fahrzeughandels mit den taktischen Neuzulassungen im Juni 2024 sprunghaft von 15 auf 20 Prozent gestiegen. Daher verwundert es nicht, dass bei den Händler-Zulassungen die Anteile von Benzinern und Dieseln im Juni 2025 massiv gesunken sind: Die ausgelaufenen Modelle, die 2024 noch schnell zugelassen wurden, waren allesamt Verbrenner.
Dataforce hält aber auch fest, dass „neuere Modelle“ ebenfalls von den hohen Eigenzulassungen betroffen sind – und das wohl vor allem von den Herstellern selbst. So lag der E-Auto-Anteil im Segment Fahrzeugbau im Juni bei 27 Prozent, also deutlich über den 18,4 Prozent bei den gesamten Neuzulassungen. Das sei „ein Zeichen dafür, dass Hersteller selbst ihre E-Autos zulassen, wenn der Markt sie noch nicht genug abnimmt“.
Ein offenes Geheimnis ist, dass rund um die deutschen Hochburgen der Autoindustrie tendenziell mehr Elektroautos unterwegs sind, da die Dienstwagenfahrer zunehmend mit elektrischen Modellen ausgestattet werden – ob nun aus Absatz-Gründen, Marketing-Überlegungen oder einer Mischung daraus, sei offen gelassen. In den KBA-Statistiken hat sich im ersten Halbjahr zum Beispiel der VW ID.7 als Dienstwagen-Klassiker in der Passat-Größe hervorgetan, wobei das Unternehmen immer wieder betont hat, wie gefragt das Modell sei. Der ein oder andere ID.7 wird dennoch mit Wolfsburger Kennzeichen unterwegs sein. Interessant wird, ab wann und zu welchem Preis diese Ex-Dienstwagen dann als junge, elektrische Gebrauchte angeboten werden – und wie dann die Nachfrage ist.
„Ein durch Sondereffekte beeinflusstes starkes Minus im Juni lässt das erste Halbjahr noch schlechter aussehen. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass die Nachfrage momentan schlecht ist“, sagt Julian Litzinger, Automotive Analyst. „Um den Markt zu stabilisieren, drücken Hersteller besonders E-Fahrzeuge in den Markt und das als Eigenzulassungen. Ohne diese, wären die Zahlen noch einmal schlechter.“
Quelle: Info per E-Mail
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