BANULA: Erstmals E-Lkw per Durchleitungsmodell geladen
Besagter Test-Ladevorgang fand auf einem Gelände der Vector Informatik GmbH statt, also einem assoziierten Mitglied des BANULA-Projekts. BANULA steht für „BArrierefreie und NUtzerfreundliche LAdemöglichkeiten schaffen“ und ist ein seit dem vergangenen Jahr laufendes Projekt von acht Partnern, um das sogenannte Durchleitungsmodell zu erforschen und marktreif zu machen. Die Besonderheit bei dem aktuellen Ladevorgang war nicht nur, dass ein E-Lkw statt einem E-Auto geladen wurde. „Anders als an bisherigen Standorten erfolgte die Demonstration des Ladevorgangs im Durchleitungsmodell nicht auf Initiative eines BANULA-Projektpartners, sondern aus privatem marktwirtschaftlichem Interesse von Vector“, teil das Fraunhofer IAO mit.
Der BANULA-Projektpartner OLI Systems, bei dem im Mai erstmals ein Ladevorgang mit dem Durchleistungsmodell an einer öffentlichen Ladesäule demonstriert wurde, hat auch in diesem Fall das Abrechnungssystem für die Fahrstromlieferung nach dem Durchleitungsmodell bereit gestellt. Im Unterschied zu etablierten Abrechnungsmodellen wird im Durchleitungsmodell der Betrieb der Ladeinfrastruktur und die Beschaffung des Ladestroms getrennt. Normalerweise ist der Betreiber des Ladepunkts (Charge Point Operator, CPO) auch derjenige, der den Ladestrom an seiner Säule entweder direkt an Endkunden oder an andere Mobility Service Provider (MSP) verkauft. Im Durchleitungsmodell ist das nicht der Fall, hier sollen sich die CPO „auf den optimalen Betrieb sowie das Management ihrer Ladeinfrastruktur“ konzentrieren, wie es das Fraunhofer IAO ausdrückt – sie stellen ihre Ladesäulen gegen ein Infrastrukturentgelt zur Verfügung, sind aber nicht mehr für die Beschaffung der Ladeenergie verantwortlich. Denn die Kundinnen und Kunden bringen ihren Stromvertrag an alle teilnehmenden Ladesäulen mit – und laden zu den bekannten Konditionen. Eine tiefere Erklärung des Bezahlmodells sowie das Pro und Contra hat Christoph M. Schwarzer erst vor einigen Wochen in einem Hintergrundartikel auf electrive erläutert.
Laut der Mitteilung haben Vector und BANULA nichts weniger als „eine Blaupause für andere Firmen“ geschaffen wie das Durchleitungsmodell an Firmenstandorten und Betriebshöfen umgesetzt werden könne. Noch wird die Ladeinfrastruktur am Standort von Vector im Rahmen des Forschungsprojekts und zur Erprobung des E-Lkw-Ladens betrieben. Nach dem Projektende wird das Forschungsprojekt in den kommerziellen Betrieb überführt werden und bei Unternehmen können die Vorteile für Laden am Arbeitsplatz genutzt werden.
Der Anwendungsfall bei Vector ähnelt dem Depotladen von E-Lkw auf dem eigenen Betriebshof. Bisher ist es aber so, dass sich die Ladekosten im Depot (zu den Konditionen des eigenen Stromvertrags) teilweise deutlich von denen entlang der Route an (halb-)öffentlichen Ladesäulen (zu den Konditionen des CPO oder MSP) unterscheiden können. Mit dem Durchleitungsmodell wäre es möglich, auch auf der Route zu dem gleichen Strompreis wie im Depot zu laden – zuzüglich der noch nicht bekannten Infrastrukturabgabe an den CPO für die Nutzung der Ladesäule. Und auch überschüssiger Strom, der etwa von der eigenen PV-Anlage im Depot erzeugt wird, kann auf der Route genutzt bzw verrechnet werden.
„Mit dem Durchleitungsmodell von BANULA haben wir eine vielseitige Lösung geschaffen, die an vielen Stellen einsetzbar ist. Zum Beispiel erfüllt sie zentrale Anforderungen der Ausschreibung für eine Lkw-Schnellladeinfrastruktur an Autobahnen“, sagt Ole Langniß, Geschäftsführer von OLI Systems.
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