VW könnte Teile von Robotaxi-Einheit verkaufen

Volkswagen erwägt offenbar eine „größere Kapitalerhöhung“ für die Einheit ADMT/Moia, die das Robotaxi-Programm verantwortet – wohl auch mit externen Investoren. Auch für andere Geschäftsbereiche sucht VW wohl Partner – aber noch nicht im Batterie- und Autobereich.

Bild: Volkswagen

Über die „größere Kapitalerhöhung“ samt des Verkaufs eines Minderheitsanteils an ADMT hat das Manager Magazin berichtet. Die Suche nach einem strategischen Partner aus der Branche oder einem Finanzinvestor habe bereits begonnen, so der Bericht. Das Geschäftsmodell – VW liefert Fahrzeuge wie den ID. Buzz AD, Flottensteuerung, Sensoren und die Software für die autonomen Taxis – sei „eine Story, wie gemacht für Investoren“. ADMT-Chef Christian Senger, der zuvor die Softwaretochter Cariad geleitet hatte, spreche von Milliarden-Einnahmen für den Konzern, wenn die Robotaxis in Metropolen weltweit ausgerollt würden.

Wie mehrere Beteiligte an der Kapitalerhöhung gegenüber dem Wirtschaftsmagazin bestätigt haben sollen, sei die von VW-CEO Oliver Blume vorgegebene Linie, „man solle die Kontrolle über ADMT und damit über Moia behalten. Aber der Einstieg eines strategischen Partners und eventuell auch von Finanzinvestoren wäre gut.“

Allerdings geht es bei den Überlegungen wohl nicht nur um ADMT und die Marke Moia, auch wenn die Robotaxis das wohl zukunftsträchtigste Projekt ist, für das Partner gesucht werden. Das Manager Magazin schreibt etwa wörtlich, dass bei Europas größtem Autobauer „der große Ausverkauf begonnen“ habe. Denn auch für andere Geschäftszweige sucht VW Abnehmer oder Teilhaber wie etwa für die Porsche-Tochter MHP (IT-Beratung) oder auch für IAV (Entwicklungsdienstleister). Und auch bei den in Deutschland weniger bekannten Beteiligungen wie dem Großmotorenanbieter Everllence oder dem (über Porsche) getätigten Investment in das US-Software-Unternehmen Applied Intuition gibt es demnach Gespräche mit potenziellen Käufern. Bei Everllence werde aber „intern noch so heftig um die Modalitäten gerungen, dass Interessenten und Investmentbanker schon wieder die Geduld verlieren“, heißt es. Andere Beteiligungen wie das Fahrradtechnik-Portfolio (Porsche ist u.a. am E-Bike-Antriebshersteller Fazua beteiligt) sind so geringfügig, dass sie im VW-Konzern „eher unter der Rubrik verlustträchtiges Randgeschäft“ laufen.

Vorerst keine Investoren für PowerCo

Zwei Bereiche hat das VW-Management aber von den Überlegungen rund um Kapitalerhöhungen mit externen Investoren oder strategischen Partnern bewusst ausgenommen: Die Automarken und das Batteriegeschäft des Konzerns. Gerade bei der Batteriezelltochter PowerCo mit Sitz in Saltzgitter hatte es immer wieder Gerüchte gegeben, dass VW Dritte an Bord holen könnte, um die hohen Investitionen zu teilen. Das ist aber – zumindest vorerst – nicht der Fall. Bei PowerCo wollen der VW-Chef und seine Vertrauten offenbar noch warten, bis die Produktion zuverlässig läuft. Denn dann könnte man potenziellen Partnern gegenüber belegen, dass man die Technologie im Griff hat und PowerCo ein attraktives Investment ist – und nicht eine Wette auf eine florierende Batterieproduktion, die dann nicht läuft. Siehe Northvolt.

Und auch Teilverkäufe von Automarken stehen derzeit wohl nicht zur Debatte, namentlich genannt werden vom Manager Magazin Audi und Cupra. Konkurrenten wie Stellantis haben schon einzelne, image- und renditeträchtigen Marken wie Ferrari an die Börse gebracht, um einen Teil des Unternehmens am Aktienmarkt zu Geld zu machen. Im Falle des VW-Konzerns wäre auch die Audi-Tochter Lamborghini ein möglicher Kandidat, erwogen wird das aber wohl aktuell nicht.

Mit den Einnahmen aus den sich anbahnenden Teilverkäufen will die Konzernspitze demnach einen Teil der strategischen Investitionen decken, da auf absehbare Zeit Milliarden-Beträge in die Entwicklung des autonomen Fahrens, die Batterietechnologie und die Fahrzeuge fließen – Elektroautos und Verbrenner. Denn während die Zukunftsinvestitionen nicht aufgeschoben werden können, erodieren Absatz und Gewinne von den einst zuverlässigen Marken wie Audi und Porsche, die regelmäßig Milliarden-Überschüsse erzielt haben.

Die Überlegungen an sich wurden schon vor Monaten von Blume selbst bestätigt. Im April hatte er im Interview mit dem Manager Magazin noch angekündigt, unter der Leitfrage „Was wollen wir in Zukunft noch selbst besitzen?“ die Beteiligungen des Konzerns auf den Prüfstand zu stellen. Jetzt wird der Prozess wohl konkret – mit einem eigenen Team aus Ex-Investmentbankern und Ex-Beratern.

Der aktuelle Bericht legt zudem nahe, dass auch die vorzeitige Trennung von VW-Personalvorstand Gunnar Kilian im Juli mit den geplanten (Teil-)Verkäufen zusammenhängt. Kilian habe als Aufsichtsratschef von Everllence vier Jahre an dessen Sanierung gearbeitet und angesichts einer Rendite von neun Prozent in 2023 auf einen Verbleib des Motorenbauers im Konzern gepocht. Durchsetzen konnte er sich offenbar nicht: Everllence steht zur Debatte und Kilian musste gehen. Und in der offiziellen Konzernmitteilung zu seinem Abgang wurden „unterschiedliche Vorstellungen bei der Steuerung von Beteiligungsgesellschaften“ als Grund für die Trennung genannt.

manager-magazin.de (Paywall)

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