Vom Diesel zur Kilowattstunde – Christoph Rohner, Pfalzwerke
Rohner betonte, dass der Hochlauf der E-Lkw zwar im vollen Gange sei – Fahrzeuge kommen in Serie, werden bestellt und geliefert – doch ohne die passende Infrastruktur bleibe das Potenzial ungenutzt: „Es macht keinen Sinn, wenn das Fahrzeug auf dem Hof steht und nicht laden kann.“ Die Pfalzwerke empfehlen ihren Kunden daher meist ein hybrides Modell: Die Kombination aus Depotladung, Ladung unterwegs und am Zielort.
Drei Säulen des E-Lkw-Ladens
Im Detail erklärte Christoph Rohner die drei zentralen Ladeszenarien:
1. Depotladung: Die meisten Fahrzeuge stehen nachts mehrere Stunden im Depot. „Über Nacht problemlos mit relativ geringer Ladeleistung vollzuladen, ist hier möglich.“ Die Pfalzwerke empfehlen dabei DC-Ladestationen mit mindestens 60 kW, um Flexibilität bei Zwischenladungen zu gewährleisten.
2. Laden unterwegs: Besonders im Regionalverkehr – bei Fahrstrecken von 100 bis Kilometern – kann oft während der Lenkpausen geladen werden. Dabei sei eine Ladeleistung von 400 kW und mehr erforderlich. Wichtig sei jedoch die Verfügbarkeit und Planbarkeit: „Ich will nicht irgendwo noch mal um den Block fahren, um einen anderen Ladepunkt zu suchen.“
3. Zielort-Ladung: Gerade in Gewerbegebieten oder bei Supermärkten könne bestehende Ladeinfrastruktur nachts mitgenutzt werden. Rohner schilderte das Beispiel eines Logistikdienstleisters, der kleine Lkw (<7,5 Tonnen) für nächtliche Filialbelieferungen nutzt. „Diese Fahrzeuge laden außerhalb der Ladenöffnungszeiten – es gibt also kein Gedränge, kein Warten, keine Konflikte.“
Kollaboration statt Insellösungen
Ein zentrales Anliegen Rohners ist die Zusammenarbeit zwischen Logistikern, Kommunen und Energieversorgern. Besonders Mittelständler mit Flotten von 25 bis 100 Fahrzeugen stehen vor Herausforderungen bei der Planung. Die Pfalzwerke unterstützen sie mit Beratung, Netzanalyse und dem Aufbau gemeinschaftlicher Ladepunkte in Gewerbegebieten.
„Warum willst Du alles selber nutzen?“, fragt Christoph Rohner rhetorisch und rät: „Tu Dich mit Deinen Nachbarn im Gewerbegebiet zusammen.“ So könne etwa die Gemeinde Grundstücke bereitstellen, die dann gemeinsam genutzt werden – ein Modell, das sowohl Flächen als auch Kosten spart.
Ein pragmatischer Weg: Mit Niederspannung starten
In der Diskussion um Netzanschlüsse warnt Rohner vor überambitionierten Planungen. Statt sofort „die dicke Leitung“ zu bestellen, empfiehlt er einen zweistufigen Ansatz: „Wir würden tatsächlich versuchen, mit Niederspannung den Grundbedarf zu decken, wirklich klein zu starten. Das geht einfach am schnellsten.“ So könnten die typischen Wartezeiten von 12 bis 24 Monaten überbrückt werden, bis größere Anschlüsse verfügbar seien.
Die Pfalzwerke setzen dabei nicht nur auf Beratung, sondern auch auf konkrete Lösungen – vom dynamischen Lastmanagement bis zur Integration von PV-Erzeugung. Ziel ist es, die Betriebskosten für elektrische Lkw in Richtung „Dieselparität“ zu senken. „Der magische Wert liegt unter 40 Cent pro Kilowattstunde“, erklärt Rohner.
Fazit: Der Markthochlauf beginnt im Regionalverkehr
Rohner sieht großes Potenzial im regionalen Lieferverkehr – immerhin entfallen 87 Prozent aller Lkw-Fahrten auf diesen Bereich. Der Einstieg in die E-Mobilität gelingt hier schneller, wirtschaftlicher und mit vorhandener Infrastruktur. Entscheidend sei, so sein Appell, nicht zu zögern: „Starten Sie mit dem, was verfügbar ist. Und denken Sie das Laden intelligent – nicht entweder oder, sondern sowohl als auch.“
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