Investor will Flugtaxi-Entwickler Lilium wiederbeleben

Wenige Wochen, nachdem bei Lilium nach zwei Insolvenzen endgültig die Lichter ausgegangen sind, interessiert sich nun die Ambitious Air Mobility Group (AAMG) für die Überreste des bayrischen Flugtaxi-Entwicklers. Die relativ unbekannte Firma will angeblich 250 Millionen Euro Kapital in den Neustart investieren und später deutlich mehr nachschießen.

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Bild: Lilium

Die in den Niederlanden registrierte Firma AAMG gibt an, ein langjähriger Unterstützer von Lilium zu sein und in der Vergangenheit bereits 16 Flugtaxis bei dem einstigen Hoffnungsträger der deutschen Luftfahrt bestellt zu haben. Doch bekanntlich hat es Lilium nie geschafft, auch nur einen der elektrischen Senkrechtstarter (VTOL) an einen Kunden auszuliefern, was u.a. auch an den jahrelangen Zertifizierungsprozessen in der Branche lag, die es Neulingen schwer machen. Stattdessen ging Lilium vergangenen Oktober in Insolvenz. Und wurde zu Weihnachten von einem neuen Investor gerettet. Doch nur vermeintlich: Der Deal platzte und Lilium ging im Februar schließlich erneut in Insolvenz.

Danach wurde es still um Lilium, rund 1.100 Menschen verloren ihre Jobs. Der operative Betrieb soll im Juni endgültig eingestellt worden sein. Dass nun mit AAMG ein neuer potenzieller Investor an die Tür klopft, kommt für die ehemaligen Lilium-Mitarbeiter somit viel zu spät. Auch wenn die Firmengruppe 250 Millionen Euro zur Wiederbelebung des Unternehmens aufbringen will, stellen sich viele Fragen: Zum Beispiel, wie der operative Betrieb überhaupt wieder zum Laufen kommen soll, nachdem sich die meisten Lilium-Mitarbeiter längst neue Jobs gesucht haben dürften. Es würde vermutlich Jahre dauern, bis das Lilium-Flugtaxi wirklich marktreif ist.

Doch was plant AAMG überhaupt?  Das Unternehmen nennt in einer Pressemitteilung vier Punkte:

  • Aktivierung einer europäischen Lieferkette zur Unterstützung des Programms 
  • Erwerb des geistigen Eigentums (IP), der Vermögensgegenstände und der Testanlagen von Lilium 
  • Weiterbeschäftigung und Neueinstellung der wichtigsten Technik- und Zertifizierungsteams 
  • Fortführung der Entwicklung und Zertifizierung der Flugzeugplattform 

„Wir sind davon überzeugt, dass das, was hier in Bayern entwickelt wurde, wegweisend und sowohl technisch als auch wirtschaftlich machbar ist. Die Lilium-Plattform ist das Ergebnis jahrelanger Bemühungen von einigen der talentiertesten Ingenieuren der Welt. Wir sind begeistert von der Möglichkeit, diese Plattform voranzubringen, in sie zu investieren und ihr volles Potenzial auszuschöpfen“, sagt Dr. Robert Kamp, CEO & Senior Partner von AAMG. 

In der Pressemitteilung von AAMG heißt es weiter, neben der ersten Investitionszusage in Höhe von 250 Millionen Euro bestehe „Zugang zu weiteren 500 Millionen Euro Kapital für die Ausweitung des Betriebs in Europa und darüber hinaus“.

Geld aus Dubai?

Fragt sich bloß, wer hinter AAMG steckt. Die Firma ist bislang weitestgehend unbekannt, die im niederländischen Handelsregister genannte Geschäftsadresse verweist auf eine Villa im niederländischen Örtchen Boxtel. In den Kontaktdaten auf der Website werden zudem Dubai in den Vereinigten Arabischen Emiraten sowie Marbella in Spanien als Standorte genannt. Ein richtiges Impressum hat die Seite aber nicht.

Laut seiner Website arbeitet AAMG an diversen Flugtaxi-Projekten in Belgien, Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien sowie außerhalb von Europa auch in Marokko, den Vereinigten Arabischen Emiraten und der Karibik. Dabei soll es meist um feste Stadt-zu-Stadt-Verbindungen gehen, die größtenteils mit den Flugtaxis von Lilium geflogen werden sollen.

Die Pläne von AAMG sind also überaus ambitioniert – und die Gefahr ist groß, dass sich das Unternehmen verzettelt, wenn es gleichzeitig die Forschung, Entwicklung und Produktion des Lilium-Flugtaxis selbst übernehmen will und zugleich damit einen Linienbetrieb in diversen Ländern etablieren will.

Quelle: Pressemitteilung per Mail

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