Nach dem Cruise-Aus: General Motors setzt wieder auf das autonome Fahren

General Motors plant trotz des Scheiterns seiner Robotaxi-Tochter Cruise eine erneute Offensive in Sachen autonomes Fahren. Auch dank des Inputs des ehemaligen Tesla-Autopilot-Chefs Sterling Anderson sollen neue Funktionen für Privatfahrzeuge entwickelt werden. GM plant einen Personalaufbau, bei dem ein Teil der ehemaligen Cruise-Mitarbeiter zurückkehren soll.

Bild: Cruise

General Motors war bei der Entwicklung des autonomen Fahrens jahrelang vorne mit dabei. Vor allem die 2016 ins Leben gerufene „Cruise“-Division sorgte ungefähr bis zum Ende des Jahrzehnts für einen gewissen Vorsprung des US-Konzerns, der im Rahmen dieses Projekts unter anderem mit Microsoft und Honda zusammenarbeitete.

Im Herbst 2023 ereignete sich in San Francisco aber ein schwerer Unfall, bei dem eine Frau von einem fahrerlosen Fahrzeug aus dem Cruise-Programm mehrere Meter weit mitgeschleift wurde. Sie musste unter Einsatz von Spezialwerkzeug unter dem Auto befreit werden und wurde dabei schwer verletzt, wodurch das Image des Projekts schwer beschädigt wurde.

Doch das war nicht der einzige Vorfall. Vollautonome Robotaxis aus der Cruise-Flotte sollen in der kalifornischen Metropole mehrfach Rettungsfahrzeuge behindert und mit ruppigen Bremsmanövern mehrere Auffahrunfälle ausgelöst haben. Letztlich wurde Cruise die Genehmigung für die Tests in dem Bundesstaat entzogen, woraufhin auch der damalige CEO Kyle Vogt seinen Hut nahm.

In den darauffolgenden Monaten begann GM damit, die Ausgaben für die Entwicklung und Forschung in diesem Bereich deutlich zu kürzen, was die Verluste unter dem Strich nicht wirklich mindern konnte. 2023 kostete das Projekt den Autobauer laut einem Bericht der New York Times pro Quartal rund 600 Millionen Dollar, was umgerechnet etwa 516 Millionen Euro entspricht.

Ende 2024 zogen die Verantwortlichen auch aufgrund der erstarkenden Konkurrenz auf diesem Feld den Stecker und lösten die Cruise-Division auf. Allein im Laufe dieses Jahres wurden 1.000 Mitarbeiter entlassen und die Cruise-Belegschaft damit halbiert.

Wie Bloomberg berichtet, hat General Motors seine Pläne mitnichten aufgegeben. Im Gegenteil, der Konzern möchte seine Aktivitäten bei der Entwicklung des autonomen Fahrens wieder forcieren. Laut der Nachrichtenagentur möchte der Autobauer dafür auch ehemalige Cruise-Mitarbeiter zurückgewinnen. Der Fokus soll künftig aber nicht auf Robotaxis, sondern auf autonomen Fahrfunktionen für private Pkw liegen. Im ersten Schritt soll der Fahrer die Hände vom Lenkrad lassen und mit geschlossenen Augen in dem Fahrzeug unterwegs sein können, langfristig soll es aber ganz ohne einen Mensch auf dem Fahrersitz auskommen.

Am 6. August fand demnach eine Mitarbeiterversammlung statt, auf der Sterling Anderson die Details der Pläne erklärte. Anderson war in früheren Rollen bei Tesla für den „Autopilot“ zuständig und arbeitete für das Unternehmen Aurora Innovation, das sich auf autonom fahrende Lkw spezialisiert hat. Anfang des Jahres wechselte er als Produktchef zum Traditionskonzern General Motors. Anderson kündigte dabei auch an, dass GM Talente auf dem Gebiet anwerben werde. In diesem Zuge sollen auch einige ehemalige Cruise-Mitarbeiter zurückkehren und fortan im GM-Büro in Mountain View tätig sein.

Der Autobauer sammelt aktuell weiter Daten für die Entwicklung des autonomen Fahrens – allerdings mit von Menschen gesteuerten Fahrzeugen, die mit Lidar-Systemen ausgestattet sind. Laut der GM-Sprecherin Chaiti Sen sollen anhand diesen Simulationsmodelle erstellt werden, die als Grundlage für die Entwicklung dienen.

Die Konzernchefin Mary Barra bleibt trotz der herben Rückschläge in den vergangenen Jahren dem autonomen Fahren verschrieben – dies beweist die geplante Personalaufstockung. Auch bei der Vorstellung der Zahlen für das zweite Quartal 2025 bekräftigte sie dies. Neben dem Aufbau einer von China unabhängigen und nationalen Lieferkette für die Batterieproduktion gehöre das autonome Fahren ganz klar zu den Prioritäten des Unternehmens.

bloomberg.com

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