Serienproduktion des BMW iX3 ab Oktober in Ungarn

Im Oktober startet BMW die Großserienproduktion des iX3 in seinem neuen Werk in Debrecen. Bei der ungarischen Fabrik soll es sich um die modernste Fertigungsstätte des Konzerns handeln. Der Autobauer setzt nicht nur konsequent auf Grünstrom, sondern geht auch bei der Logistik und der Planung neue Wege.

Bmw ix3 debrecen
Bild: BMW Group

Der BMW iX3 war der Star der diesjährigen IAA Mobility in München. Das erste Mitglied der „Neue Klasse“-Modellfamilie überzeugt technisch auf ganzer Linie und auch die mit ihm debütierte neue Designsprache wurde großteils positiv aufgenommen. Bei den auf der Messe ausgestellten Exemplaren handelte es sich aber noch um Vorserienfahrzeuge, die der Hersteller seit Anfang des Jahres in kleinen Stückzahlen gefertigt hat. Jetzt hat BMW angekündigt, dass die Großserienproduktion des elektrischen Mittelklasse-SUV im Oktober starten wird.

Die modernste Fabrik des Konzerns

Dafür haben die Münchner echte Investitionen in die Zukunft getätigt. Die zweite Generation des iX3 wird nämlich nicht in einem altgedienten BMW-Werk, sondern in einer komplett neuen Fabrik im ungarischen Debrecen vom Band laufen. Der offizielle Baubeginn war im Sommer 2022, ab dem kommenden Herbst rollen dort dann die ersten Serienautos vom Band. Die Fabrik ist speziell auf die Fertigung von Elektrofahrzeugen ausgelegt und wohl die innovativste des Konzerns. Sie wurde laut Aussage des Herstellers digital geplant und hat insgesamt über zwei Milliarden Euro gekostet.

Der virtuelle Produktionsstart erfolgte bereits im März 2023 – so konnte vorab jeder Prozess in einer „virtuellen Fabrik“ getestet werden, wodurch die realen Fertigungsstraßen über eine besonders hohen Grad an Präzision verfügen sollen. Das soll sich vor allem bei der Karosseriefertigung bezahlt machen, da die rund 1.000 eingesetzten Roboter dank dieser Methode allesamt an ihren optimalen Standorten installiert wurden.

Dieser zweigleisige Ansatz mit der digitalen Zwillingsfabrik ermöglicht laut BMW eine frühzeitige Validierung der Prozesse und ein schnelleres Hochfahren der Produktion. Die Logistik erfolgt in den Debrecener Werkshallen komplett elektrisch – unter anderem mit Hilfe von smarten Transport-Robotern und autonomen Routenzügen. Letztere bringen beispielsweise die ebenfalls auf dem Werksgelände gefertigten Lithium-Ionen-Batterien an den Ort, an dem sie in die Karosserien der Autos eingesetzt werden.

Die Lackiererei wird mit Grünstrom betrieben

Während die Lackierereien der meisten Autofabriken aufgrund der hohen Temperaturen von bis zu 180 Grad meist mit Gas betrieben werden, setzt BMW auch in diesem Bereich ausschließlich auf Elektrizität. Diese soll zudem nur aus erneuerbaren Quellen stammen. Allein durch den Einsatz von Grünstrom in der Lackiererei sollen die jährlichen Emissionen an dem Standort um bis zu 12.000 Tonnen CO2-Äquivalente gesenkt werden können. In Kombination mit einer ausgeklügelten Wärmerückgewinnung aus der Druckluft, den Kühlsystemen und den Trockenöfen kann der Energiebedarf der Lackiererei um weitere zehn Prozent gesenkt werden.

Die erneuerbare Energie wird zu rund einem Viertel von der 50 Hektar großen Photovoltaik-Anlage auf dem Fabrikgelände erzeugt. Diese kann pro Jahr bis zu 45 GWh erzeugen. Wenn sich die Fertigungsanlagen nicht in Betrieb befinden, wird natürlich trotzdem Solarstrom erzeugt. Diese Energie wird in einem 1.800 Kubikmeter fassenden thermischen Speicher mit 130 MWh zwischengespeichert.

Die Umstellung der Lackiererei auf Grünstrom hat einen großen Einfluss darauf, dass bei der Fertigung des iX3 deutlich weniger CO2-Emissionen anfallen. Im Vergleich zu BMWs aktuellen Elektro-Modellen soll die Reduzierung bei bis zu zwei Dritteln liegen. Dank des geschrumpften CO2-Fußabdrucks erreicht der iX3 auch den Break Even-Point in Sachen Emissionen deutlich schneller. Im August veröffentlichte der Autobauer erste Zahlen bezüglich der Nachhaltigkeit des neuen Modells – das Elektro-SUV soll schon ab einer Laufleistung von 20.000 Kilometern klimafreundlicher als ein Verbrenner sein.

Modernisierung der Karosseriefertigung

Auch wenn es um die Produktion von Karosserieteilen geht, soll das Werk Debrecen betont modern sein. Die Presswerke sind mit servoangetriebenen Anlagen ausgestattet, die täglich bis zu 10.000 Teile fertigen können. Stahl- und Aluminiumrollen mit einem Gewicht von bis zu 30 Tonnen werden in Blechband-Linien eingezogen, dort mit bis zu 80 Hüben pro Minute zugeschnitten und anschließend mit bis zu 18 Hüben pro Minute zu Karosserieteilen geformt. Ein Kran an der Hallendecke übernimmt den Werkzeugwechsel, während Querträger-Feeder die zugeschnittenen Bleche automatisch zwischen den einzelnen Stationen transportieren.

Bei voller Auslastung fallen in der Presserei laut BMW bis zu 60 Tonnen Verschnitt pro Tag an. Dieses Material wird über ein 300 Meter langes Förderband abtransportiert, legierungsrein getrennt und im geschlossenen Kreislauf an die Zulieferer zurückgegeben, wo es zu neuen Stahl- und Aluminiumrollen eingeschmolzen wird. Die Qualitätskontrolle erfolgt mit hochauflösenden Kameras und KI-gestütztem Abgleich mit Referenzdaten, sodass Oberflächenrisse in Echtzeit erkannt werden können.

Im Karosseriebereich der ungarischen Fabrik arbeiten nahezu 1.000 Roboter, deren Positionen per Simulation optimal festgelegt wurden. Durch die digitale Planung konnte die Zahl der eingesetzten Fügeverfahren reduziert werden – das senkt die Komplexität und steigert zugleich die Effizienz. Die Struktur des iX3 integriert unsichtbare Türdichtungen und ein erweitertes Batteriegehäuse, um den Einbauraum bestmöglich zu nutzen und die Performance zu erhöhen.

Die Batterie-Packs werden vor Ort hergestellt

In der Montage setzt BMW auf ein sogenanntes „Fingerstruktur“-Layout, das die innerbetrieblichen Transportwege deutlich verkürzt. Rund 80 Prozent aller Teile gelangen direkt an ihren Einsatzort am Band. Hochvoltbatterien werden von vollelektrischen Routenzügen angeliefert, kleinere Komponenten übernehmen autonome Roboter. Das Logistiksystem ist dabei vollständig digital vernetzt – sowohl mit internen als auch mit externen Datenbanken – und ermöglicht so eine Überwachung und Analyse in Echtzeit.

Der iX3 wird mit der im österreichischen Steyr entwickelten Gen6-eDrive-Akkutechnik ausgestattet sein. Debrecen ist zudem das erste von weltweit fünf BMW-Werken, in dem Hochvoltbatterien der sechsten Generation gefertigt werden. Durch das neue Rundzellen-Layout steigt die Energiedichte um mehr als 20 Prozent, während das Gewicht des Batteriepacks um etwa zehn Prozent sinkt.

Der neue iX3 soll so Reichweiten von bis zu 805 Kilometern nach WLTP bieten und an 800-Volt-Schnellladestationen in nur zehn Minuten Energie für 372 Kilometer nachladen können. Wie schon bei den Vorgängergenerationen kommt ein fremderregter Synchronmotor (EESM) zum Einsatz, der jedoch gezielt auf die neue 800-Volt-Architektur optimiert wurde. Laut BMW wurden zudem die Öl- und Wasserkühlsysteme komplett neu konstruiert. Das Motorgehäuse ist leichter und zugleich steifer geworden. Die E-Aggregate werden seit August in größeren Stückzahlen in Steyr gebaut.

Nicht nur der iX3 profitiert von den Verbesserungen

BMW unterstreicht die Bedeutung des Werks für die Elektrifizierung der gesamten Modellpalette. Bis 2027 plant das Unternehmen, die „Neue Klasse“-Technologien in 40 komplett neue Modelle sowie Modellüberarbeitungen zu integrieren – neben den E-Autos sollen auch die Verbrenner von den Verbesserungen profitieren. Mit über 2.000 geschulten Mitarbeitern aus dem globalen BMW-Netzwerk dient Debrecen sowohl als Startpunkt für den iX3 als auch als Wissenszentrum für die weltweite Einführung der „Neuen Klasse“.

„Mit dem Start der Serienproduktion des BMW iX3 beginnt eine neue Ära der Automobilproduktion. Unser neues Werk in Debrecen haben wir vollständig nach unserem iFACTORY Zielbild geplant und aufgebaut. Von Beginn an digital bietet das Werk eine neue Dimension von effizienter Produktion und verzichtet dabei auf fossile Brennstoffe“, erklärte Milan Nedeljković, der Produktionsvorstand der BMW Group.

Hans-Peter Kemser, der Werksleiter von BMW in Debrecen, betonte die Herausforderung: „Wir haben uns der Herausforderung gestellt, in einem komplett neuen Werk gleich zum Anlauf auch ein komplett neues Fahrzeug zu bauen – und das so lean und effizient wie möglich. Wir haben Prozesse vereinfacht, Komplexität reduziert, jeden einzelnen Arbeitsschritt digital abgesichert und das Know-How in unserem weltweiten Netzwerk konsequent genutzt. Dieses Werk ist das Ergebnis: effizient in der Produktion, innovativ in den Prozessen und flexibel bei der Integration weiterer Modelle“.

bmwgroup.com

13 Kommentare

zu „Serienproduktion des BMW iX3 ab Oktober in Ungarn“
Manfred
17.09.2025 um 16:04
Alleine schon, weil die Kiste bei einem Diktator gefertigt wird, würde ich mir keinen kaufen! Da bleibt der i3 "Made in Leipzig" wahrscheinlich bis an mein Lebensende der Begleiter meiner Wahl!
Michael
21.09.2025 um 05:32
Ich kaufe keine Ideologie sondern ein Auto.Wenn du deine Käufe ideologisierst würdest du nackt herumlaufen , verhungern und erfrieren
Dixi K
18.09.2025 um 09:27
Muss ganz schön anstrengend sein, alles was man konsumiert vorher zu checken ob es ideologisch korrekt produziert wurde. Jedes Essen, Kleidung usw.
DerJens
17.09.2025 um 20:28
Sehe ich genauso. In Ungarn beschwert sich auch keiner über Wasserverbrauch oder sonstige Umweltbelastungen. Orban nein Danke - der ist noch schädlicher für Europa als Musk. Billig produziert und hier teuer verkauft. Man schaue nur mal in den Konfigurator.
M.
20.09.2025 um 13:16
Niemand ist schädlicher für Europa als Musk. Niemand mischt sich derartig in unsere Politik ein. Und den hat nicht einmal irgendjemand gewählt. Das soll nicht heißen, dass ich die Entscheidung zum Bau einer Fabrik in Ungarn billige. Die Möglichkeiten, zu vertretbaren Preisen zu produzieren, sind in Europa allerdings begrenzt.
Dixi K
18.09.2025 um 09:23
Elon Musk kritisiert die EU aus mehreren Gründen, die vor allem seine wirtschaftlichen Interessen und ideologischen Überzeugungen widerspiegeln:1. **Regulierungen und Bürokratie**: Musk sieht EU-Vorschriften, insbesondere den Digital Services Act (DSA), als übermäßig restriktiv und zensorisch an. Er glaubt, dass sie die Meinungsfreiheit auf seiner Plattform X einschränken, was er als Bedrohung für die Demokratie ansieht. Beispielsweise kritisierte er die EU für ihre Forderungen nach Inhaltsmoderation zur Bekämpfung von Desinformation. 6122. **Wirtschaftliche Interessen**: Als CEO von Tesla und SpaceX will Musk weniger regulatorische Hürden für seine Unternehmen in der EU. Er kritisiert die EU für hohe Zölle und komplexe Vorschriften, die den Marktzugang für Tesla (z. B. Elektrofahrzeuge) und Starlink (Satelliteninternet) erschweren. 10113. **Ideologische Haltung**: Musk unterstützt rechtspopulistische und EU-skeptische Bewegungen, da er die EU als bürokratischen Überbau betrachtet, der nationale Souveränität und Innovation behindert. Seine Unterstützung für Parteien wie die AfD oder Reform UK zeigt seinen Wunsch nach einer weniger zentralisierten EU. 0384. **Persönlicher Einfluss**: Musk nutzt seine Plattform X, um gegen EU-Politik zu agitieren, da er glaubt, dass seine Vision von freier Meinungsäußerung und Marktliberalismus mit der EU-Regulierung kollidiert. Er sieht sich als Gegengewicht zu einer seiner Meinung nach zu stark regulierenden EU. 57**Kurz gesagt**: Musks Kritik an der EU basiert auf seiner Ablehnung strenger Regulierungen, die seine Geschäftsinteressen und seine Vorstellung von Meinungsfreiheit einschränken, sowie auf seiner Unterstützung für EU-skeptische Bewegungen, die seine libertäre Weltsicht teilen.
Micha
21.09.2025 um 05:41
Oh je. Ich wohne in Grünheide und wir haben drei Teslas in der Familie. Autos aus einer sauberen modernen Fabrik. Und nun soll ich Schuld an der Abschaffung der Demokratie in Deutschland sein? Das ist Quatsch
Dixi K
18.09.2025 um 09:20
Weil ja alles so toll ist an der EU.
Ludwig
17.09.2025 um 16:34
Mindestlohn in Ungarn 2024: 4,02 € pro Stunde (nur Rumänien und Bulgarien stehen im EU-Vergleich noch schlechter da) Mindestlohn in Deutschland 2024: 12,41 € pro StundeWarum BMW den iX3 wohl in Ungarn produziert und nicht in Deutschland? Keine Ahnung... liegt bestimmt nicht daran, dass es Niedriglohnland ist.Quelle: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/37401/umfrage/gesetzliche-mindestloehne-in-der-eu/
Sven
17.09.2025 um 20:15
Dafür das er billig produziert wird, ist der Wagen dann verdammt teuer. Und wahrscheinlich ist dies der erste Schritt um zukünftig Werke in Bayern schließen zu können.
Matt
20.09.2025 um 13:20
Vielleicht mal mit den Gewerkschaften reden, wie wir die sinnlose Lohnspirale in Deutschland stoppen können. Die bringt ja nicht mal denen etwas, die mehr Geld bekommen. Das Mehr an Geld können die gleich am nächsten Tag beim Bäcker, Autohändler oder Vermieter wieder ausgeben, weil die entweder selbst durch steigende Löhne steigende Kosten haben, oder merken, dass ein paar Menschen sich nun etwas mehr leisten können.Was soll das alles bringen?
Stefan Klimpsch
18.09.2025 um 08:07
Ist es das einzige, über das ihr herziehen könnt, bei eine Artikel wie diesen? Es ist ein Europäisches Land. Ich mag Urban auch nicht. Aber das BMW in die Schuhe zu schieben, echt jetzt. Bei VW hat sich Jahre lang niemand daran gestört das und wo in China die Werke von VW entstanden. In der Vergangenheit haben westliche Konzerne, die in Osteuropa Werke errichteten den Mindestlohn in diesen Länder zum steigen gebracht . Ja es ist ein langwieriger Prozess, aber nur das verschafft der EU ein gleichwertiges zusammengehören. Wenn sich die Löhne in allen EU Ländern angleichen. Was BMW da vollbracht hat ist sensationell, da werden manchen chinesischen Autobauern die Fragezeichen in den Gesichtern stehen. Ich kann mir übrigens diese e Autos auch nicht leisten, aber die Technik wird so oder so ähnlich auch in preiswerteren Autos Einzug erhalten, oder eben Nachahmer finden, die diese Effizienz ebenfalls für ihre Autos wollen/brauchen um im Markt bestehen zu können. LG Stefan
erFahrer
18.09.2025 um 08:42
Bravo BMW aufgewacht? Vielleicht noch etwas unausgeschlafen aber wohl 40 MW PV ist ein Anfang und einmalig in der Unternehmensgeschichte. Waren bis dato nur elektrische Feigenblätter montiert und die Werksleiter geübt in umstrittenen Ausreden, ist diese Anlage nun wirklich nennenswert. Genug saubere Energie um den Jahresbedarf einer Kleinstadt zu decken. Kein klimaüberhitzendes Erdgas! Geht doch wenn man will (Frau Reiche) Großwärmespeicher, da wurde mitgedacht. Und Grünstrom, klar ist ja der Billigste. Dieser Bericht zeigt wie Rückständig alle Werke der Group in Bayern auch 2025 immer noch sind. Dort werden die Fahrzeuge teils mit Erdgasstrom geladen je nach dem was gerade am billigsten ist. Stapler fahren ebenfalls mit Gas Das Alles hier passt jetzt viel besser zusammen. Jetzt noch die Liefer-Logistik elektrifizieren und all die andern Versäumnisse abschaffen, dann könnte der Konzern noch zukunftsfähig werden. Danke für die Meldung, hoffe electrive kann sich die Zeit nehmen für eine kritischen Werksbesuch vir Ort beim „modernsten Werk der EU“.

Schreiben Sie einen Kommentar zu Matt Antwort abbrechen

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert