Tests in den Alpen: Daimlers H2-Trucks funktionieren auch im Hochsommer

Daimler Truck hat den Brennstoffzellen-Lkw Mercedes GenH2 unter Sommerhitze und dünner Höhenluft in den Schweizer Alpen getestet. Auf 10.000 Kilometern mussten die Prototypen die Zuverlässigkeit ihres Antriebssystems beweisen. Ab 2026 soll sich eine Kleinserie von 100 Fahrzeugen im Alltagseinsatz behaupten.

Mercedes genh2 truck
Bild: Daimler Truck

Mercedes batterieelektrisch angetriebener Sattelschlepper, der eActros 600, hat nicht nur seine Serienreife bewiesen, sondern ist in mehr als 15 Ländern bereits im realen Einsatz. Derweil wurde das Wasserstoff-Modell Mercedes GenH2 Truck im Zuge des im Juli angekündigten Sparkurses um mehrere Jahre verschoben. Trotzdem wollen sich die Schwaben bei der Dekarbonisierung ihrer Modellpalette nicht komplett auf BEV beschränken und arbeiten im gedrosselten Tempo weiterhin am Lkw mit Brennstoffzelle.

Nachdem die Prototypen bereits im vergangenen März bei eisigen Temperaturen und Schnee ihre Wintertauglichkeit unter Beweis gestellt hatten, kehrten diesen Sommer vier Testfahrzeuge in die Schweizer Alpen zurück. Genauer gesagt im Wallis, wo die perfekten Bedingungen für Tests dieser Art vorherrschen. Durch den im Süden des Landes gelegenen Kanton schlängeln sich mehrere Passstraßen, auf denen man zwischen 600 und 2.478 Meter über dem Meeresspiegel unterwegs ist. Dort treffen Außentemperaturen von 35 Grad auf eine dünne Höhenluft.

Mercedes genh2 truck
Bild: Daimler Truck

So bieten sich ideale Testbedingungen, unter denen einige Komponenten, speziell des Wärmemanagements und des Kühlsystems, an ihre Grenzen kommen. Über mehrere Wochen haben die Prototypen in der Region im Verlauf von mehreren Wochen insgesamt 10.000 Kilometer zurückgelegt und dabei 146.000 Höhenmeter überwunden. Einen besonderen Fokus legten die Testingenieure bei den Erprobungen auf die Elektromotoren, das Thermomanagement und das Zusammenspiel zwischen der Brennstoffzelle, der Pufferbatterie und dem H2-Tanksystem.

Außerdem musste sich die “Predictive Powertrain Control” (PPC) auf dem schwierigen Terrain beweisen. Dank Geodaten weiß das Assistenzsystem schon einige Kilometer im Voraus, wann und wo eine Steigung ansteht und passt die Antriebsleistung vorab an. So lädt die Brennstoffzelle beispielsweise die Batterie, damit bergauf ausreichend Energie zur Verfügung steht. So wird die Effizienz des gesamten Antriebsstrangs optimiert.

Daimler Truck zeigt sich von den Ergebnissen des Tests zufrieden – Das Antriebssystem habe seine Zuverlässigkeit bewiesen und insgesamt eine stabile Leistung zur Verfügung gestellt. Von den gewonnenen Erkenntnissen soll jetzt die weitere Entwicklung profitieren. Bevor der H2-Lkw mit Stern in der kommenden Dekade wirklich in den regulären Verkauf kommt, muss er aber noch bei ausgewählten Kunden einen Feldversuch absolvieren und seine Alltagstauglichkeit unter Beweis stellen.

Dafür soll im Laufe des nächsten Jahres eine Kleinserie von 100 Fahrzeugen gebaut werden, die ab Ende 2026 im Logistik-Alltag zum Einsatz kommen soll. Bis sich die Brennstoffzelle im Fernverkehr durchsetzt, wird es nach Ansicht des Unternehmens noch einige Jahre dauern – in Europa rechnen die Schwaben erst für Anfang der Dreißigerjahre mit einer Großserienproduktion und einem breitflächigen Einsatz von Brennstoffzellen im Schwerlastverkehr. Wenn es überhaupt dazu kommt: Auch bei Lkw geht der Trend aktuell eher zum batterieelektrischen Antrieb.

www.daimlertruck.com

8 Kommentare

zu „Tests in den Alpen: Daimlers H2-Trucks funktionieren auch im Hochsommer“
SepulNation
19.09.2025 um 12:32
Hm, bin mal in der Schweiz mit einem Hyundai NEXO am Pass stehengeblieben. Immer kam die Schildkröte, und ich vermute, er überhitzte bei der Hochfahrt. Gut wenn das sich nun verbessert hat, aber es bleibt das Problem mit den Tankstellen...
Ebikethoemmel
19.09.2025 um 13:53
Technologisch ist ein H2-LKW ja um ein mehrfaches komplexer als ein BatterieLKW. Wo liegen denn die Vorteile? Gewicht? Reichweite? Ich kann nicht nachvollziehen, warum daran noch weiter gewerkelt wird.
Pete
19.09.2025 um 14:03
Top! Wie ist der aktuelle Stand bei den Holzvergasern? Ernsthaft, die H2-Trucks werden bald nebenan im Museum stehen, es gibt doch wirklich NULL Grund, warum irgendjemand ohne saftigste Subventionen sich gegen BEV und für Wasserstoff entscheiden sollte. Tankinfrastruktur, Effizienz, Kosten, laufende Kosten, Langlebigkeit, man weiß gar nicht, wo man anfangen soll!
Saniplus
19.09.2025 um 16:01
Warum soll H2 nicht weiter entwickelt werden. Mehrere Alternativen sind immer vorteilhaft. Bin mir beim Elektrofahrzrugen für die Zukunft nicht so sicher. Sihe nur die Politiker je nach Wind dreht die Meinung.
Frank B.
19.09.2025 um 16:32
H2-Trucks werden NIEMALS kosteneffizient betrieben werden können, während BEV-Trucks immer günstiger im Unterhalt werden. Liebe Entscheidungsträger: Seht ein, dass ihr auf die falsche Technologie gesetzt habt und stellt umgehend die Entwicklung dieser künstlich induzierten Technologie ein. Wenn ihr und eure Abteilung überleben wollt, dann setzt konsequent auf BEV! Gleiches gilt für die Investor:innen und Anteilseigner: macht euch endlich klar, dass mit Wasserstoff auf der Straße nur Verluste eingefahren werden.
Hans K.
25.09.2025 um 16:41
Sind Sie Hellseher oder woher kommt Ihre Gewissheit bzgl. der Kostensituation in vielen Jahren. In einem vollständig erneuerbaren Energiesystem kann H2 billiger werden als BEV, weil die Netze für BEV-Schnellladungen extrem ausgebaut werden müssen und im worst-case wird H2 in Kraftwerken verbrannt zur Spitzenlastdeckung. Nach merit-order zahlen Sie dann für die kwh den höchsten Preis, nämlich den aus der H2-Verstromung. Da ist es wirtschaftlicher und effizienter H2 aus Netzenergie- Überschusszeiten gespeichert, direkt zu vertanken. Die Börsenpreise sind schon dieses Jahr über hunderte Stunden negativ - lukrativ für Elektrolyseure.
Arndt Schäffler
30.09.2025 um 18:45
Es besteht ein breiter wissenschaftlicher Konsens darüber, dass Wasserstoff als sekundärer Energieträger im direkten Vergleich zur Elektrizität unter Kostenaspekten grundsätzlich unterlegen ist. Diese Einschätzung behält ihre Gültigkeit selbst unter der Annahme einer vollständigen Deckung der Bruttostromerzeugung durch erneuerbare Energien. Der Versuch, dieses Verhältnis mittels eines merit-order-Arguments umzukehren, ist von vornherein verfehlt. Die verbleibenden Ausführungen Ihres Beitrags sind in ihrer Gesamtheit als sachlich unzutreffend zurückzuweisen. Schauen Sie sich die Anzahl der offziellen Anträge bei der BNA für Batterie- vs H2-Speicherkraftwerke an. Raten Sie mal, welche Anzahl gegen Null und welche in die 1000de geht.
Peter Kass
23.09.2025 um 00:05
Ich kann es nicht fassen! Wie lange will Daimler noch Geld für H2-Technologie verbrennen? Ich könnte es ja noch irgendwie nachvollziehen, wenn sie keinen markttauglichen Batterie-elektrischen LKW hätten, aber gerade der eActros 600 ist einer der besten und effizientestens LKWs und wird schon in Serie produziert ? Was ist los bei Daimler ??

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