Wie die neue BEV-Generation Fuhrparks effizient macht – Gianluca Roth, Alphabet
Alphabet Fuhrparkmanagement, eine Tochter der BMW Group und nicht zu verwechseln mit dem Google-Mutterkonzern Alphabet, verwaltet weltweit rund 760.000 Fahrzeuge, davon 39 Prozent elektrisch. Mit dem jährlich erscheinenden European Fleet Emission Monitor untersucht das Unternehmen die größten Hürden der Elektrifizierung. „Knapp 42 Prozent der Flottenmanager nennen Reichweite als größte Herausforderung“, berichtete Roth. Auch Ladeinfrastruktur bleibe ein Thema – wenn auch mit leicht sinkender Tendenz.
Die Reichweite wächst – und zwar rasant
Wie weit Elektrofahrzeuge tatsächlich kommen, zeigte Roth in seinem Vortrag auf unserer Online-Konferenz mit beeindruckenden Zahlen: 2013 lag die durchschnittliche WLTP-Reichweite in Deutschland bei gerade einmal 190 Kilometern. Zehn Jahre später, 2023, waren es bereits 495 Kilometer, 2025 sogar 540. „Von 190 auf 540 Kilometer – das ist eine Revolution“, so Roth.
Er verwies auf Modelle wie den BMW i7 mit rund 620 Kilometern oder den Audi A6 e-tron mit bis zu 700 Kilometern. Auch Kleinwagen wie der kommende VW ID. Polo sollen 450 Kilometer schaffen. „Das Thema Reichweite ist kein K.O.-Kriterium mehr“, meinte Roth. Vielmehr sei die Entwicklung bei Ladezeiten noch spektakulärer.
Ladezeiten halbiert, Leistung verdoppelt
Während der BMW i3 im Jahr 2018 noch 45 Minuten brauchte, um von 10 auf 80 Prozent zu laden, schafft der neue iX3 das in rund 21 Minuten – bei dreifacher Akkukapazität. „Die Ladeleistung ist explodiert – von 50 auf 400 Kilowatt“, erklärte Roth. Damit rücke das vollelektrische Fahren auch für Langstreckenfahrer und Fuhrparks mit hohem Nutzungsgrad in greifbare Nähe.
Dennoch bleibt die Infrastruktur ein neuralgischer Punkt. In Deutschland gibt es derzeit etwa 180.000 öffentliche Ladepunkte. Das Ziel der Bundesregierung – eine Million bis 2030 – sei ambitioniert. „Fast jede zweite Kommune hat noch keinen einzigen Ladepunkt“, warnte Roth und verwies auf ein aktuelles Gutachten des Verkehrsministeriums.
Ohne Analyse kein Erfolg
Alphabet empfiehlt daher eine Machbarkeitsanalyse für jeden Fuhrpark. „Die wichtigste Frage ist: Wie gut kenne ich das Fahrprofil meiner Nutzer?“, so Roth. Wer wisse, wie viele Kilometer gefahren und welche Lademöglichkeiten vorhanden seien, könne gezielt auf BEVs umstellen.
Roth unterscheidet drei Stufen: Bei Nutzern mit einfacher Ladeoption am Firmenstandort und unter 66.000 Kilometern Laufleistung kann der BEV-Einsatz bereits funktionieren.. Wer zusätzlich zu Hause laden kann, bei dem wird es wahrscheinlich funktionieren. Und wer auch beim Kunden oder öffentlich lädt, der sei „ein sicherer Kandidat für den BEV-Einsatz“.
Wirtschaftlicher als gedacht
Dass E-Mobilität nicht nur ökologisch, sondern auch finanziell attraktiv ist, zeigte Roth mit Zahlen aus einer TCO-Analyse. Beim Vergleich zwischen einem BMW iX3 und einem Verbrenner-SUV spare das Unternehmen trotz höherer Leasingrate monatlich rund 19 Euro. Beim BMW i5 Touring liege die Ersparnis schon bei 25 Euro, beim elektrischen Mini Countryman gar bei 223 Euro im Monat. „Das hat mich selbst überrascht“, gab Roth zu.
Auch Dienstwagennutzer profitieren: Dank der 0,25-Prozent-Versteuerung liegen die monatlichen Kosten eines BEV häufig nur bei einem Viertel eines vergleichbaren Verbrenners. „Nach elf Monaten ist der Break-even erreicht“, so Roth. Selbst die Anschaffung einer Wallbox amortisiere sich schnell.
Plug-in-Hybrid verliert an Bedeutung
Auf die Frage von Moderator Peter Schwierz, ob Plug-in-Hybride noch eine Zukunft hätten, antwortete Roth klar: „Der Plug-in-Hybrid war eine gute Zwischenlösung – mehr aber nicht.“ Mit Reichweiten von bis zu 800 Kilometern bei reinen Elektroautos sei das Konzept überholt. Viele Hybrid-Fahrer wechselten nach der Leasinglaufzeit ohnehin zu einem vollelektrischen Fahrzeug. „Man sieht oft, dass das Ladekabel nach drei Jahren noch originalverpackt im Kofferraum liegt“, sagte Roth mit einem Schmunzeln.
Die Zukunft sei daher eindeutig elektrisch. „Der Kurs auf E ist der richtige“, betonte der Fuhrpark-Berater. Jetzt sei der Moment gekommen, den Umstieg entschlossen zu gestalten – mit Daten, Konzept und Mut.
„Jetzt gibt es keine Ausreden mehr“
Zum Schluss wurde Roth noch einmal deutlich: „Ein K.O.-Kriterium für Elektroautos gibt es nicht mehr.“ Reichweite, Ladezeit und Kosten seien längst keine Hindernisse mehr – höchstens fehlende Infrastruktur oder Zögern. Wer heute seine Flotte elektrifiziert, handele nicht nur nachhaltig, sondern auch ökonomisch klug. Oder, wie Roth es formuliert: „Wenn die Batterie voll ist, sollte auch der Mut vollgeladen sein.“
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