Vom Bergwerk zum Hafen: CharIN informiert über seine Fortschritte
Die „Charging Interface Initiative“ (CharIN) hat sich die globale Standardisierung von Ladeschnittstellen zur Aufgabe gemacht. Jetzt informiert die Organisation über den Stand ihrer Aktivitäten auf dem Gebiet des Megawatt Charging Systems, speziell in den Anwendungsbereichen Bergbau, Seefahrt und dem Flugverkehr. Vor allem auf den ersten beiden Feldern werden nach Angaben des Vereins große Fortschritte gemacht, die dabei helfen, die CO2-Emissionen der Industriezweige deutlich zu reduzieren.
Die Elektrifizierung im Bergbau gewinnt an Tempo, vor allem bei Muldenkippern, die zwischen 30 und 80 Prozent des Energiebedarfs einer Mine verursachen. Um das Laden der schweren Fahrzeuge zu harmonisieren, arbeitet CharIN gemeinsam mit dem Bergbauverband ICMM an einheitlichen Standards.
Zu den wichtigsten Ergebnissen zählen das Dynamic Charging Interface, ein Konzept für das Laden, während sich die Fahrzeuge in Bewegung befinden. So werden Ausfallzeiten reduziert und die Effizienz im Tagebau wie Untertage deutlich gesteigert.
Neue Ladestandards für den Bergbau
Ergänzt wird es durch zwei neue Megawatt-Ladesysteme: R-MCS, eine besonders robuste Variante für extreme Bedingungen, und X-MCS, das für die größten und schwersten Maschinen mit einem besonders hohen Energiebedarf entwickelt wurde. Da Muldenkipper einen Großteil der Emissionen im Bergbau verursachen, ist ihre Elektrifizierung zentral für die Klimaziele.
Die Branche steht jedoch vor technischen und organisatorischen Herausforderungen, etwa bei der Ladeinfrastruktur, der Fähigkeit unterschiedlicher Systeme miteinander zusammenzuarbeiten und der Integration von Elektrofahrzeugen in bestehende Abläufe.
Die Initiative „Innovation for Cleaner, Safer Vehicles“ bringt Betreiber, Hersteller und Technologiepartner zusammen, um an Lösungen für diese Probleme zu arbeiten. Durch gemeinsame Pilotprojekte und einheitliche Standards soll so die Elektrifizierung beschleunigt, die Betriebseffizienz erhöht und der Weg zu emissionsfreien Flotten im Bergbau geebnet werden.
MCS-Anschlüsse für die Schifffahrt
Die Marine Task Force von CharIN arbeitet daran, einheitliche CCS- und MCS-Standards auch im maritimen Bereich zu etablieren. Aufbauend auf dem erfolgreichen MCS-Vessels-Projekt mit Crowley, Black & Veatch und ABS, das von der US-Maritime-Administration unterstützt wurde, definiert sie derzeit die technischen Anforderungen für MCS-fähige Landstromanschlüsse. Diese sollen batterieelektrische und hybride Schiffe versorgen können und zugleich eine kosteneffiziente, weltweit skalierbare Infrastruktur ermöglichen.
Im Mittelpunkt steht die Harmonisierung der Schnittstellen, damit Lade- und Landstrom-Systeme unterschiedlicher Anbieter problemlos zusammenarbeiten. Dafür kooperiert die Task Force eng mit Werften, Häfen und Energieversorgern und nutzt bestehende technische Grundlagen wie Ethernet 10Base-T1S, um Entwicklungsaufwand und Kosten zu reduzieren. Standardisierte Anschlüsse gelten dabei als Schlüssel, um Hürden bei der Integration zu senken und den Ausbau maritimer Ladelösungen zu beschleunigen.
Um die Arbeit zu bündeln, hat die Marine Task Force erste spezialisierte Untergruppen eingerichtet – etwa für die elektrische Sicherheit, die Elektrifizierung der Häfen, Einsatzszenarien, Kommunikation sowie Tests und Klassifikation. Diese Teams bearbeiten die zentralen technischen und betrieblichen Anforderungen und sollen die Einführung der CCS- und MCS-Standards im Schiffsverkehr gezielt voranbringen.
Die Initiative widmet sich verstärkt der Luftfahrt
Für die Erprobung und Validierung des Megawatt Charging Systems veranstaltet CharIN die sogenannten Testivals. Nachdem in deren Rahmen anfangs vor allem Controller getestet wurden, konzentrieren sich die Veranstaltungen inzwischen auf vollständig integrierte MCS-Systeme, um Interoperabilität, Zuverlässigkeit und Leistungsfähigkeit unter realen Bedingungen zu prüfen.
Im Juni 2025 konnten gemeinsam mit Advantics, Scania und Stäubli umfassende MCS-Tests für schwere Nutzfahrzeuge erfolgreich durchgeführt werden. Dies stellt einen Meilenstein für die Initiative dar. Seitdem gehört MCS fest zum Kern der CharIN-Interoperabilitätstests, die bei kommenden Testivals weiter ausgebaut werden.
Gleichzeitig bereitet CharIN den Einstieg in die Luftfahrt vor. Mit dem Aufkommen elektrisch betriebener VTOLs, die senkrecht starten können, wächst der Bedarf an standardisierten Hochleistungsladesystemen. CharIN will CCS und MCS als globalen Standard für die Luftfahrt etablieren, bestehende Lücken in den Normen schließen und klare Implementierungsleitfäden entwickeln, um die Einführung elektrifizierter Luftfahrtanwendungen zu beschleunigen. Damit möchte die Initiative Grundlagen für ein interoperables, skalierbares Lade-Ökosystem schaffen.





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