Mercedes glb weltpremiere
Bild: Mercedes-Benz

Weltpremiere des Mercedes GLB: Die praktische Nummer drei

Schon zu Verbrenner-Zeiten war der GLB das praktischste der Entry-Modelle von Mercedes. Das soll auch der neue GLB mit EQ-Technologie für das Elektro-Zeitalter sein. Nach dem CLA und dessen Shooting-Brake-Ableger haben die Stuttgarter jetzt das vielseitigste Modell auf Basis der MMA-Plattform vorgestellt. Bei den Antrieben gibt es keine Überraschung – dafür beim Design.

Schon wenige Wochen vor der Weltpremiere hat Mercedes eigene Bilder des neuen GLB veröffentlicht – aus dem eigenen Klima-Windkanal, das Auto versteckt unter einem dicken Eispanzer. Schon damals konnte man erahnen, dass die neue GLB-Generation, die zunächst rein elektrisch auf den Markt kommt und analog zum CLA später auch als 48-Volt-Hybrid erhältlich sein wird, nicht mehr ganz so kantig ausfällt wie der Vorgänger. Aber um den hohen Nutzwert zu bewahren, bleibt es bei der aufrechten Heckscheibe. Der GLB soll immer noch als solcher zu erkennen sein.

Jetzt zur Weltpremiere ist das Eis geschmolzen und gibt den Blick auf das gesamte Design des neuen GLB frei. Mercedes selbst gibt an, dass beim GLB „markantes Design auf Alltagstauglichkeit“ treffe. „Der neue GLB verkörpert unsere Philosophie der Sinnlichen Klarheit auf besonders kraftvolle Weise. Er erweitert unser Einstiegssegment und führt das ikonische Mercedes-Benz Design mit seinen skulpturalen Proportionen, der emotionalen Lichtsignatur und dem modernen architektonischen Interieur in eine neue Ära“, beschreibt Mercedes-Chefdesigner Gorden Wagener seine neueste Kreation. „Ein SUV mit Charakter, Sinnlichkeit und Seele.“

Während Wagener und sein Team beim auf der IAA vorgestellten GLC noch auf die durchgängige Lichtleiste an der Front der CLA-Modelle verzichtet haben, trägt der neue GLB eine solche Lichtleiste. Und wie beim CLA schließt sie sich weder an die Fronthaube noch an den Kühlergrill an, auf den Mercedes auch bei seinen Elektro-Modellen wieder als prägendes Design-Element setzt. Dazu erhält der schwarze (und beim Elektro-GLB geschlossene) Grill mit den vielen Mercedes-Sternen als Differenzierung zum CLA zwei horizontale, schwarze Streben, die durch Chrom-Einsätze noch hervorgehoben werden. Das soll offenbar den etwas robusteren Charakter des SUV-Modells unterstreichen. In Summe lässt es aber die Front – meiner Meinung nach – sehr unruhig wirken. Von dem eher cleanen Design vieler asiatischer Modelle hebt sich der Mercedes dafür stark ab – ob es einem gefällt oder nicht.

In der Seitenansicht kann der neue GLB aber nicht kaschieren, dass er ein GLB ist. An die etwas rundere Front schließt sich eine lange Motorhaube an, was beim GLB für die kommende Hybrid-Version nötig und ohnehin Teil des wieder deutlich Verbrenner-ähnlicheren Mercedes-Designs ist. Die Kabine mit der nahezu horizontalen Dachlinie und das steile Heck erinnern aber klar an den Vorgänger, dessen Elektro-Version noch EQB hieß. Denn anders als viele Modelle in diesem Segment gibt es den GLB optional auch als Siebensitzer. Und falls die hinterste Sitzreihe nicht genutzt wird, soll das vielseitige Modell eben möglichst viel Platz fürs Gepäck bieten – gleich dazu mehr.

Am Heck kann der neue GLB eine gewisse Ähnlichkeit zum Smart #5 nicht verleugnen. Beide Modelle wurden zwar komplett unabhängig voneinander entwickelt und nutzen auch unterschiedliche Plattformen, in der Geely-Mercedes-Kooperation rund um Smart steuert der deutsche Hersteller aber immer noch das Design bei – aus der Abteilung von Gorden Wagener. Egal ob die Rückleuchten, die Linienführung an der C-Säule mit der ansteigenden Fensterlinie oder das Designelement am unteren Ende der Türen – die Ähnlichkeit ist enorm. Was schon bei den Bildern aus dem Klima-Windkanal aufgefallen ist: Mercedes hat den Heckscheibenwischer am unteren Ende der Scheibe frei platziert, was in einem Mercedes für knapp 60.000 Euro eher billig wirkt. Ein Kia EV4, der in der Basis 37.590 Euro kostet, hat den Heckscheibenwischer elegant im Dachspoiler verborgen.

Verlassen wir die Design-Feinheiten, die ohnehin Geschmacksache sind, und blicken auf die Technik unter der Haube. Hier gibt es im Grunde keinerlei Überraschungen – die Antriebe der MMA sind vom CLA und dessen Kombi-Ableger bestens bekannt. Auch beim GLB startet Mercedes mit dem großen Akku: Zunächst gibt es den „GLB 250+ mit EQ-Technologie“ und den Allradler „GLB 350 4MATIC mit EQ-Technologie“, wie die beiden Modelle offiziell heißen – den umständlichen Namenszusatz lassen wir ab sofort weg.

GLB 250+GLB 350 4MATIC
AntriebRWDAWD
Leistung200 kW260 kW
Drehmoment335 Nm515 Nm
Beschleunigung7,4 s5,5 s
Höchstgeschwindigkeit210 km/h210 km/h
WLTPReichweite631 km614 km
Batteriekapazität85 kWh85 kWh
Ladeleistung DC320 kW320 kW
Ladezeit DC 10-80%22 min22 min
Preis59.048 Euro62.178 Euro

Beide Versionen teilen sich die 85 kWh große NMC-Batterie. Der GLB 250+ mit dem 200 kW starken Heckantrieb ist die reichweitenstärkste Variante der ganzen Baureihe, daher das Plus hinter der Ziffer. Hier gibt Mercedes 631 Kilometer nach WLTP an. Das ist nach 781 Kilometer beim CLA und 761 Kilometer beim Shooting Brake keine Überraschung – der GLB ist deutlich höher, auch die steile Heckpartie ist alles andere als gut für die Aerodynamik. Aber es erhöht eben den Nutzwert, was wiederum eine Schwäche des flachen CLA ist. So ergänzen sich die beiden MMA-Modelle. Der Allradler kommt auf bis zu 614 Kilometer nach WLTP. Wie schon beim CLA sind die Unterschiede hier sehr gering, was auch an der Technik liegt: Der vordere Elektromotor mit seinen 80 kW kann per Decoupler blitzschnell getrennt werden und wird daher nur zugeschaltet, wenn er tatsächlich benötigt wird. Also ist auch das 4MATIC-Modell größtenteils als Hecktriebler unterwegs – und bei dieser permanenterregten Synchronmaschine handelt es sich um die Mercedes-Eigenentwicklung mit Zwei-Gang-Getriebe und Siliziumkarbid-Invertern, die voll auf Effizienz getrimmt ist.

Keine Unterschiede gibt es beim Ladeverhalten: Das 800-Volt-System ermöglicht Ladeleistungen von bis zu 320 kW. Damit kann er Akku in 22 Minuten von zehn auf 80 Prozent geladen werden, als zweite Messgröße gibt Mercedes Strom für 260 Kilometer in zehn Minuten an. Der GLB kann nur gegen Aufpreis auch 400-Volt-DC-Ladesäulen nutzen, der dafür nötige DC-Konverter ist nur optional an Bord. Das AC-Laden ist optional mit bis zu 22 kW möglich. Wie schon der GLC bietet auch der GLB bidirektionales Laden, mit einer bidirektionalen DC-Wallbox kann auch er für Vehicle-to-Home oder gar Vehice-to-Grid genutzt werden – zumindest dann, wenn Mercedes die bidirektionale Ladefunktion später per Over-the-Air-Update freischaltet.

Wahrscheinlich, aber noch nicht final bestätigt ist, dass auf die beiden Varianten zur Markteinführung später der GLB 200 folgt. Dann ist eine 58 kWh große LFP-Batterie im Unterboden verbaut, die mit bis zu 200 kW geladen werden kann – oder innerhalb von 20 Minuten von zehn auf 80 Prozent Ladestand kommt. Reichweite und Preis dieser Variante sind noch nicht bekannt. Im CLA sinkt die Reichweite von 741 auf 541 Kilometer. Bei ebenfalls 240 Kilometer Unterschied würde der GLB 200 wohl um die 490 Kilometer Norm-Reichweite bieten. Im Falle des CLA ist der LFP-Akku rund 6.000 Euro günstiger.

Damit würde der Basis-GLB rund 53.000 Euro kosten, denn die Preise für die zwei Varianten mit der großen Batterie sind bereits bekannt – Mercedes nimmt schon Bestellungen an und die Modelle können ab dem 8. Dezember online konfiguriert werden. In Deutschland startet der GLB 250+ bei 59.048 Euro, den GLB 350 4MATIC gibt es ab 62.178 Euro. Als Beispiel-Leasingrate für Privatkunden gibt Mercedes 305 Euro pro Monat an – für 36 Monate und 15.000 Kilometer pro Jahr, aber mit einer happigen Anzahlung von 20 Prozent.

Bis zu 1.715 Liter Stauraum und zwei Tonnen Anhängelast

Im Vergleich zum CLA Shooting Brake ist der GLB 250+ rund 2.000 Euro teurer, beim 350 4MATC beträgt die Differenz weniger als 1.000 Euro. Dafür gibt es bei dem SUV den deutlich größeren Nutzwert: Während der CLA-Kombi selbst mit umgeklappten Rücksitzlehnen maximal 1.290 Liter einladen kann, passen in den GLB bis zu 1.715 Liter (oder 1.605 Liter beim Siebensitzer). Normal fasst der Kofferraum 540/480 Liter (Fünf-/Siebensitzer). Gerade beim Standard-Kofferraum kann die neue Generation zulegen, bisher haben maximal 495 Liter in den Fünfsitzer gepasst. Beim maximale Ladevolumen sind es aber nur fünf Liter mehr.

Ganz neu ist ein weiterer Stauraum: Mit 127 Litern (104 l nach ISO 3832) besitzt das Modell den größten Frunk der neuen Modellfamilie. „Platz genug für eine Getränkekiste. Oder drei Fußbälle. Oder das kompakte Zelt“, so Mercedes. „Wer sich für die Version mit zwei zusätzlichen Sitzplätzen in der dritten Reihe entscheidet, kann also mit der kompletten Tennismannschaft zum nächsten Verbandsspiel reisen oder die Nachbarskinder spontan zum Schulfest mitnehmen.“

Blicken wir kurz auf die Abmessungen an sich, denn der neue GLB ist natürlich wieder etwas größer geworden. Mit 4,73 Metern ist er 4,8 Zentimeter länger als der bisherige EQB und satte 9,8 Zentimeter länger als der alte GLB – der alte GLB und der EQB waren zwar im Grunde das gleiche Auto, die E-Version wurde aber mit einer eigenständigen Optik und anderen Stoßstangen vom Verbrenner abgehoben. Bei der Breite von 1,86 Metern (+2,7 cm) und der Höhe von 1,69 Metern (-1,4 cm) sind die Unterschiede zum alten GLB/EQB gleich.

Auf den beiden zusätzlichen Einzelsitzen der optionalen dritten Sitzreihe finden Personen bis zu einer Körpergröße von 1,71 Metern bequem Platz – laut Mercedes drei Zentimeter mehr als beim Vorgänger. In die dritte Sitzreihe lässt sich zudem leichter einsteigen als im Vorgänger. Das liegt am 32 Millimeter längeren Verstellweg der Easy-Entry-Funktion sowie an vergrößerten Türausschnitten hinten“, so die Stuttgarter weiter. „Ein weiteres Plus im Alltag: Die Türen
greifen über die Schweller. Das erhöht zum einen abermals den Einstiegskomfort und hält zum anderen die Türausschnitte (und damit die Hosen) von Verschmutzung frei.“ Und der gestiegene Radstand (+60 Millimeter auf 2,89 Meter) soll dazu beitragen, dass die Passagiere auch in der mittleren Sitzreihe mehr Platz haben. Eine Verbesserung gibt es bei der Anhängelast – jetzt sind es beim GLB 350 4MATIC glatte zwei Tonnen.

Die Bilder aus dem Innenraum hat Mercedes schon zu den eisigen Windkanal-Aufnahmen veröffentlicht. Auch hier greift das SUV die CLA-Vorlage auf und nutzt den riesigen Superscreen, der sich über den gesamten Armaturenträger zieht. Zwischen den vorderen Passagieren befindet sich zukünftig eine schwebende Mittelkonsole. Gleichzeitig sollen diese im neuen Modell über mehr Kopffreiheit verfügen – trotz eines großen Panoramadaches mit Sternendekor.

Zudem hebt Mercedes beim GLB die neue Wärmepumpe hervor – daher auch die Bilder des vereisten Fahrzeugs aus dem Windkanal. Wenn man eine zwanzigminütige Fahrt bei Minus 7 Grad zugrunde legt, heizt sich der Innenraum wohl doppelt so schnell auf wie beim Vorgänger. Gleichzeitig wird bei dem Heizvorgang laut Mercedes wohl nur halb so viel Energie benötigt. Der Heizvorgang startet automatisch, sobald jemand in das Auto einsteigt. Im Zentrum der Verbesserungen steht eine neue Wärmepumpe, in deren Entwicklung Erkenntnisse aus dem auf Effizienz gemünzten „Vision EQXX„-Programm eingeflossen sind. Denn auch, wenn es bei dem kantigen Modell nicht so aussieht: Auch den neuen GLB hat Mercedes auf Effizienz getrimmt.

Quelle: Info per E-Mail

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