Volkswagen e-Crafter: Der e-Golf im Transporterformat

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Gib ihm! Bei der Probefahrt mit dem Volkswagen e-Crafter muss die Fahrweise eines Zustellers simuliert werden: Vollstrom von der Ampel weg, Bremsen, Stopp. Keine Gnade für Nutzfahrzeuge. Das Ergebnis dieser Stichprobe ist ein Verbrauch von gut 28 Kilowattstunden (Normwert: 21,5 kWh) auf 100 Kilometer. 

An Bord waren zwei Menschen und 400 Kilogramm Last. Und weil der e-Crafter die Batterie des e-Golfs mit rund 36 kWh Kapazität im Ladeboden trägt, liegt die Reichweite entsprechend bei rund 130 Kilometern. Nach NEFZ sind es 173 Kilometer. Der begrenzende Faktor für die Verkaufszahlen des e-Crafter dürfte aber nicht die Aktionsdistanz, sondern der Preis sein: Kunden können ihn ab sofort für 69.500 Euro netto bestellen.

Halten wir uns nicht zu lange mit der vergeblichen Amortisationsrechnung auf. Der Volkswagen e-Crafter ist vorerst das Transportfahrzeug für Unternehmen, die ihn einfach wollen, die Erfahrung mit der Elektromobilität sammeln möchten oder Fahrverbote befürchten. Und auf der Habenseite stehen immer noch die niedrigeren Wartungskosten (kein Ölwechsel, weniger Bremsenverschleiß) und die Fahrenergiekosten. Schließlich zahlen viele Unternehmen deutlich weniger pro Kilowattstunde Strom als Haushaltskunden, wodurch der Fahrenergiekostenvorteil des E-Mobils gegenüber dem TDI größer wird.

Zu den Eckdaten: Der e-Crafter basiert auf dem L3H3-Chassis der Version mit Heck- oder Allradantrieb. Dadurch reduziert sich die Höhe im Laderaum im Vergleich zu den Fronttrieblern leicht auf 1.861 Millimeter. Unter der Motorhaube sitzt die gleiche E-Maschine wie im e-Golf mit 100 kW Leistung und 290 Newtonmeter Drehmoment. Viele Komponenten stammen vom e-Golf, und dennoch konnte keine simple Übertragung erfolgen. So musste etwa das Einganggetriebe verstärkt werden. Die Höchstgeschwindigkeit ist auf 90 km/h limitiert, und eine Beschleunigungsangabe macht Volkswagen nicht. Subjektiv ist der Vortrieb stark, und gerade im Stadtverkehr spart der elektrische Antriebsstrang Zeit – Kuppeln und Schalten fällt aus, die volle Kraft ist sofort verfügbar.

Gute Serienausstattung inklusive Wärmepumpe

Diese positiven Banalitäten der Elektromobilität müssen sich in den Fuhrparks erst herumsprechen. Auch die Ausstattung des e-Crafters liegt über den Standardversionen mit Verbrennungsmotor. Ein Auszug: Etliche Assistenzsysteme von der Einparkhilfe bis zum Seitenwindschutz sind genauso serienmäßig wie die Klimaautomatik, beheizte Sitze, die Wärmepumpe für die Heizung, die LED-Scheinwerfer oder das Radio-Navigationssystem.

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Robustheit und Praxistauglichkeit sind bei Nutzfahrzeugen besonders wichtig. Es gilt das Prinzip der Vereinfachung. Die verstellbare Rekuperation gibt es darum nicht im e-Crafter. Stattdessen ist die Eigenbremswirkung beim Vom-Strom-gehen mittelstark ausgelegt; man kann oft ohne Scheibenbremse verzögern, ohne jedoch an das Einpedalgefühl eines BMW i3 heranzukommen.

Beim Aufladen funktioniert alles wie im e-Golf: Von der Schukoladung mit 2,3 kW über die Typ-2-Ladung mit 7,2 kW bis zur DC-Ladung mit 40 kW und dem serienmäßigen CCS-Anschluss ist alles möglich. Die Batterie ist an einer DC-Säule in 45 Minuten zu 80 Prozent geladen.

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Volkswagen geht aber zuerst vom typischen Nutzungsprofil eines Last-Mile-Zustellers aus: 6-Tage-Woche, 9-Stunden-Tag, 70 Kilometer pro Schicht und währenddessen bis zu 100 Stopps. Es genügt also, über Nacht im Depot gemächlich zu laden. Eine Kundenbefragung hat außerdem ergeben, dass mindestens 875 kg Nutzlast vorhanden sein müssen.

Zwei Versionen mit 970 und 1.720 kg Nutzlast

Volkswagen bietet zwei preisgleiche Versionen des e-Crafters an: Eine mit 3,5 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht und 970 Kilogramm Zuladung und eine weitere mit 4,25 Tonnen und 1.720 Kilogramm. Der 4,25-Tonner darf wegen einer Ausnahmegenehmigung für Elektrofahrzeuge bis 2019 mit dem normalen Autoführerschein bis 3,5 Tonnen bewegt werden. Es ist anzunehmen, dass diese praxisnahe Regelung verlängert wird.

Axel Anders, Entwicklungsvorstand bei Volkswagen Nutzfahrzeuge, ist gespannt auf die Reaktionen der Kunden. Man hat mit 25 Firmen intensiv Vorserienfahrzeuge getestet und Feedback bekommen. Jetzt geht es richtig los – ohne Stückzahlbegrenzung. Der Preis setzt allerdings automatisch ein Nachfragelimit.

Zurzeit werden die Rohkarossen im polnischen Wrzesnia gebaut, nach Hannover transportiert und dort mit dem elektrischen Antriebsstrang versehen. Sollte der Markt den e-Crafter gut annehmen, ergibt diese Aufteilung natürlich keinen Sinn mehr. Aber so weit ist man noch nicht. Man steht am Anfang, aber der ist gemacht.

5 Kommentare

zu „Volkswagen e-Crafter: Der e-Golf im Transporterformat“
Michael
27.08.2018 um 19:47
5 km/h schneller, 250 kg mehr Nutzlast, 60km mehr Reichweite und 35000 Euro teurer als ein Streetscooter.
^^
29.08.2018 um 17:50
Der Streetscooter Work L hat eine maximale Zuladung von 960Kg.Der E-Crafter kann in der 4,25T Ausführung kann 1.720 Kilogramm zuladen, also deutlich mehr. Auch das Ladevolumen ist größer.
Chris
28.08.2018 um 06:19
Dafür ein vollständiges Fahrzeug mit allen Sicherheitssystemen, Komfort wie Klima und, zumindest das basisfahrzeug, hat schon mal einen crashest bestanden.
Martin
27.08.2018 um 23:37
Ich denke die Type2 mit nur 7,2kW auszulegen ist ein großer Fehler. 11kW Ladeleistung sollten es schon sein. icht jeder Betrieb hat die Knete gleich eine CCS Station hinzustellen. Verstehe nicht wieso nicht optional 2x 35,8kWh Akkupacks bestellbar sind. Damit wären 250km Fahrleistung drin, meiner Meinung nach sollten alle E Fahrzeuge eine Mindestreichweite von 200km haben. Ich denke damit kommt man sehr gut hin und man kann sich damit deutschlandweit bewegen. Auf einer Strecke von 500km würde das nachladen 3x CCS à 15min ausreichen
Björn
10.02.2020 um 16:19
Ich möchte, aber ich kann nicht. So schaut das für mich aus, bei diesem Fahrzeug. Meiner Meinung nach ist für so ein Fahrzeug mindestens die doppelte Batteriegröße sinnvoll, dann dreiphasiges Laden mit mind. 11kW und CCS mit zumindest 120kW, damit der Akku in einer schnellen Mittagspause wieder voll wird. Dann kann das was ernsthaftes werden. Optional das Dach noch mit Solarzellen bestückt - bei der Dachfläche würde das vielleicht auch noch Sinn machen.

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