Verzögerungen bei Auslieferungsstart des Microlino

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Nachdem der deutsche Sportwagen-Hersteller Artega im Dezember alle Rechte für die Produktion des Schweizer E-Kabinenrollers Microlino vom italienischen Hersteller Tazzari übernommen hat, wird nun der für April geplante Auslieferungsstart des Microlino verschoben. Offenbar plant Artega zudem ein Konkurrenzprodukt. Es liegt Streit in der Luft.

Wim Ouboter, Besitzer und Gründer der Schweizer Firma Micro Mobility Systems, begründet die Verzögerung wie folgt: „Durch den Verkauf des Microlino-Produzenten TMI an Artega ist die Serienentwicklung ins Stocken geraten. Die ersten Serienfahrzeuge wurden von uns zwar vor über einem Jahr vorfinanziert, allerdings erfüllt der aktuelle Entwicklungsstand unseren Qualitätsstandard noch nicht.“ Aus diesem Grund habe man sich entschieden, den Auslieferungsstart zu verzögern, um TMI mehr Zeit zu geben, die Entwicklung abzuschließen und den Microlino kundentauglich zu machen. Gegenüber electrive.net präzisierten die Microlino-Macher, dass man mit der Situation nicht glücklich sei, schließlich habe man bereits „alle Zulassungstests bestanden“.

Als Auslieferstarttermin war zuletzt der April avisiert gewesen. Welches Datum jetzt angepeilt wird, machen die Schweizer nicht publik. Immerhin, rund 15.000 Vorreservierungen sollen für den elektrischen Kabinenroller im Isetta-Look bereits vorliegen. Auch wird voraussichtlich noch diesen Monat der Konfigurator für den Microlino freigeschaltet und Vorbestellern ein Code zugesandt, der ihnen eine bevorzugte Auslieferung ermöglicht.

Kein Zweifel: Durch die kürzliche Übernahme durch Artega ist bei der Micro Mobility Systems einiges in Bewegung geraten. Konkret muss man zum Hintergrund wissen, dass Artega mit Besitzer Klaus Frers an der Spitze die Fertigung des 2,40 Meter kurzen Elektro-Zweisitzers durch die Übernahme des Microlino-Produzenten TMI ins westfälische Delbrück verlegt hat. Frers steht übrigens auch dem Autozulieferer Paragon vor und ist Aufsichtsratsvorsitzender des Batteriespezialisten Voltabox. Ouboter skizziert nun in auffällig klaren Worten, dass man mit Frers als neuem Eigentümer der TMI „in diversen Punkten“ nicht einig sei und nennt vor allem Qualitätsanforderungen und die Entwicklung. Außerdem sei viel Know-how verloren gegangen, da kein Einziger der ehemaligen Mitarbeiter und Manager mehr bei TMI tätig sei.

Artega plant eigenen Kabinenroller

Das klingt nach viel Ärger, der im Zuge des Umzugs vom italienischen Imola in eine 3.000 Quadratmeter große Fertigungsstätte in Delbrück aufgekommen ist. Insgesamt investiert Artega rund drei Millionen Euro in Produktionsgebäude und -linien. Die zunächst vorgesehene Produktionskapazität beträgt 8.000 Autos pro Jahr. Um so erstaunlicher ist, dass der kritisierte Artega-Chef Klaus Dieter Frers nun mit der Ankündigung, einen ganz ähnlichen E-Kleinwagen unter eigener Regie herauszubringen, aus der Deckung gekommen ist. Gegenüber dem „Handelsblatt“-Ableger „EDISON“ erklärte Frers heute, selbst einen „stylisch-hochwertigen Kabinenroller“ bauen zu wollen – den Karolino. „Er wird auf der Automesse IAA in Frankfurt Premiere feiern“, kündigte Frers an. Die Auslieferungen der Fahrzeuge sollten schon im Oktober beginnen. Ob hier alles mit rechten Dingen zugeht? Vieles deutet zumindest auf einen heftigen Streit hinter den Kulissen hin, weshalb sich das Microlino-Team auch auf eine mögliche Fertigung bei einem anderen Partner einstellt.

Zurück zum Microlino: Im Januar 2018 feierte der Kabinenroller als Vorserien-Version bekanntlich in Zürich seine Premiere, ein Auto, das die Ouboters quasi im Familienverbund kreiert haben. Der 510 Kilogramm (inklusive Batterie) leichte Retro-Flitzer verfügt wie berichtet über eine 15 kW starke E-Maschine. In nur fünf Sekunden beschleunigt er von 0 auf 50 km/h. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 90 km/h. Im Juli 2018 erhielt der Microlino die Straßenzulassung. Die offiziellen Reichweitentests ergaben nach dem neuen Zyklus folgende Resultate: Mit der kleinen Batterie (8 kWh) kommt das Modell auf 126 Kilometer, mit der großen (14,4 kWh) auf 202 Kilometer.
edison.handelsblatt.com, vision-mobility.de, edison.handelsblatt.com (Karolino)

3 Kommentare

zu „Verzögerungen bei Auslieferungsstart des Microlino“
Stephan
15.05.2019 um 07:41
Bodenlos, wie Frers die innovative Schweizer Startup-Energie in deutschen Verdruss umgewandelt hat. Ich hoffe Plan B von Micro läuft erfolgreich für den Microlino. Kein Mensch mit einem guten Gewissen wird den Karolino kaufen.
Helmut Hahn
15.05.2019 um 07:42
Ist das nicht Diebstahl?
Horst E
18.05.2019 um 08:27
So sind sie, die Experten von der Automobilindustrie. Haben selber keine Ideen, glauben besser als ihre Kunden zu wissen was die Kunden wollen und Moral ist irgend so ein Fremdwort.

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