Daimler wird E-Antriebe in Untertürkheim fertigen

Daimler wird für die nächste Generation von Elektrofahrzeugen der EQ-Familie Teile des elektrischen Antriebsstrangs (eATS) am Standort Untertürkheim produzieren. Darauf haben sich die Unternehmensleitung und der Betriebsrat des Werks Untertürkheim nach langen Verhandlungen geeinigt.

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Die Arbeitnehmervertreter haben dem Autobauer damit die Zusage abgerungen, die Elektroantriebe für seine Elektroautos künftig selbst zu fertigen. Bislang wurde etwa der Antrieb für den EQC weitgehend von ZF zugeliefert – obwohl sich Daimler bei den Verbrennermodellen lange Zeit mit der im Vergleich zur direkten Konkurrenz höheren Fertigungstiefe gerühmt hatte. So bauen die Stuttgarter etwa Getriebe selbst, während BMW diese bei Zulieferern wie ZF und Getrag einkauft.

Viele Details sind allerdings noch nicht bekannt, beide Seiten wollen am Donnerstag Näheres zu der Einigung bekanntgeben. „Die Produktion des eATS ist ein Bekenntnis zum Mercedes-Benz-Traditionsstandort Untertürkheim und ein zukunftweisendes Signal für die Beschäftigten“, sagen Werkleiter Frank Deiß und Betriebsratschef Michael Häberle.

Wie das Handelsblatt schreibt, soll Daimler-Chef Ola Källenius noch im Oktober bei Verhandlungen mit dem Betriebsrat gesagt haben, dass es „ziemlich unwahrscheinlich“ sei, dass Daimler den eATS in Untertürkheim selbst fertigen werde. Kurzfristig wird Källenius auch Recht behalten, denn die Vereinbarung sieht vor, dass die nächste Generation des eATS teils in Untertürkheim hergestellt werden soll – ab 2024. Laut der „Automobilwoche“ soll die Montage des Antriebsstrangs zunächst 350 Arbeitsplätze sichern.

Bereits vor einem Monat hatten der Konzern und der Betriebsrat vereinbart, die Produktion von Dieselmotoren in Untertürkheim bzw. dem Motorenwerk in Bad Cannstatt einzustellen. Stattdessen solle der Anteil an Ottomotoren so weit hochgefahren werden, um die Auslastung zu gewährleisten. Im Daimler-Stammwerk Untertürkheim werden keine Fahrzeuge gebaut, sondern Motoren, Getriebe, Achsen (auch für Lkw) und Gussteile. Einige der Komponenten werden mit einem höheren Anteil an E-Autos wegfallen bzw. weniger gefragt – in der dortigen Produktion arbeiten knapp 11.000 Mitarbeiter, insgesamt kommt der Standort auf 22.000 Mitarbeiter.

Update 12.12.2019: Inzwischen haben das Unternehmen und der Betriebsrat in der angekündigten Mitteilung weitere Details genannt. Darin heißt es, dass „der kraftübertragende Radsatz und weitere Komponenten wie die elektrohydraulische Steuerung […] künftig in Untertürkheim gefertigt“ werden. Die Montage der Bauteile zu einem Gesamtsystem finde ebenfalls im Mercedes-Benz Werk Untertürkheim statt. Auch wenn es ausdrücklich nicht genannt wird: Die E-Motoren selbst und die Leistungselektronik werden wohl weiter zugekauft und dann mit den selbst gefertigten Komponenten zusammengefügt.

„Für die Unternehmensleitung war es von Beginn an ein großes Anliegen, den eATS mit unserer Untertürkheimer Mannschaft zu produzieren – Voraussetzung hierfür waren langfristige Wirtschaftlichkeit und Wettbewerbsfähigkeit“, sagt Frank Deiß, Leiter Produktion Powertrain Mercedes-Benz Cars und Standortverantwortlicher des Mercedes-Benz Werks Untertürkheim. „Ich freue mich, dass wir uns nach intensiven Gesprächen mit dem Betriebsrat auf zukunftsfähige Rahmenbedingungen einigen konnten. Den eATS im Mercedes-Benz Werk Untertürkheim zu produzieren, ist die konsequente Weiterführung unserer Transformation im Neckartal.“

Über die geplante Fertigung und Montage des eATS hinaus seien sich Betriebsrat und Unternehmen einig, dass die vereinbarten Maßnahmen das Ziel haben, „einerseits noch flexibler auf die Veränderungen des Marktes reagieren zu können und andererseits das Werk Untertürkheim als wettbewerbsfähigen Standort auch für die Elektromobilität weiter auszubauen“, heißt es in der Mitteilung.

Übrigens: Daimler-Chef Ola Källenius kommt in der Mitteilung nicht zu Wort.
heise.de, handelsblatt.com, automobilwoche.de, daimler.com (Update)

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