Tesla offenbar an deutschem Zulieferer ATW interessiert

Tesla will Medienberichten zufolge das deutsche Unternehmen Assembly & Test Europe GmbH (ATW) übernehmen. ATW hat seinen Sitz im rheinland-pfälzischen Neuwied, nicht weit entfernt von der heutigen Tesla Grohmann Automation, und befindet sich in der Abwicklung. Bisher war ATW auch für deutsche Autobauer aktiv.

ATW gehört bisher zu dem kanadischen Unternehmen ATS Automation Tooling Systems, und hat unter anderem Batterie-Montageanlagen für BMW und Daimler/Accumotive produziert. Wie das Portal „The European“ nun berichtet, hätten Geschäftspartner von ATW in dieser Woche die Mitteilung erhalten, dass man sich „auf die Übernahme durch einen Hersteller von Elektrofahrzeugen ‚in Kalifornien‘ geeinigt“ habe. Tesla sei in dem Schreiben aber nicht namentlich erwähnt worden. In der Branche soll es sich aber „herumgesprochen“ haben, dass es um Tesla geht.

Ein weiteres Indiz, das „The European“ in dem Bericht anführt: Bereits am vergangenen Freitag soll es bei ATW in Neuwied eine Feier gegeben haben, bei der auf die Übernahme angestoßen worden sein soll. Das Unternehmen befindet sich wie erwähnt eigentlich in Abwicklung, die 201 Arbeitsplätze waren akut bedroht. Bei der Feier sollen „etliche Tesla-Fahrzeuge“ mit dem Kennzeichen „BIT“ vorgefahren sein. Tesla Grohmann Automation hat den Sitz im Eifelkreis Bitburg-Prüm.

Die ATW-Geschäftsleitung wollte die Informationen gegenüber dem Portal nicht kommentieren. Der Mutterkonzern ATS habe aber bereits Ende September verkündet, man habe eine Vereinbarung getroffen, „spezielle Unternehmensanteile zu verkaufen und Mitarbeiter einer in Deutschland ansässigen Tochtergesellschaften an Dritte zu übertragen“.

Ein Kaufpreis wird in dem Artikel nicht genannt. Wegen der aktuellen Situation des Unternehmens spekuliert „The European“, dass die Übernahme für Tesla „ein Schnäppchen“ gewesen sein dürfte. Neben den Batteriemontagen hat ATW bisher auch für VW, die Zulieferer Magna (Getriebemontage), ZF, Vaillant und Brose Anlagen gefertigt. Das eigentlich als hoch profitabel geltende Unternehmen sei wegen des Corona-bedingten Auftragrückgangs in wirtschaftliche Schieflage geraten.

Offen ist, ob ATW im Falle der Tesla-Übernahme weiterhin Aufträge von BMW, Daimler und Co. annehmen wird. Bei Grohmann Automation, früher ebenfalls ein wichtiger Zulieferer der deutschen Autobauer, hatte Elon Musk alle Verträge mit den bisherigen Kunden gekündigt. Mit dem derzeitigen Produktionsausbau in Shanghai, Grünheide und Austin dürfte es ATW nicht an Arbeit mangeln.

Auffällig ist, dass ATW als Teil des ATS-Konzerns bisher nicht einmal über eine eigene Internetpräsenz verfügt. In dem „Wirtschaftsforum Neuwied“ beschreibt sich ATW als „Globaler Maschinen- und Anlagenbauer für die Automobilindustrie weltweit“. Zu den Produkten und Dienstleistungen gehören Entwicklung, Konstruktion, Fertigung, Montage, Inbetriebnahme von Produktionsanlagen für die Automobilindustrie sowie Prüf-/ Testsysteme für Komponenten und Funktionsgruppen.
theeuropean.de, teslamag.de, rhein-zeitung.de, wifo-nr.de

1 Kommentar

zu „Tesla offenbar an deutschem Zulieferer ATW interessiert“
osuh
04.10.2020 um 05:09
wäre nicht die erste deutsche firma die tesla sich einverleibt!

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