Zulieferer Valeo adaptiert 48V-System für E-Bikes

Der französische Automobilzulieferer Valeo adaptiert seine 48V-Systeme nun auch für Elektro-Fahrräder. Der Zulieferer bringt in Kooperation mit Effigear eine Lösung auf den Markt, die einen 48V-Elektromotor mit einem adaptiven Sieben-Gang-Automatikgetriebe in der Pedaleinheit kombiniert.

Valeo spricht von dem „bisher leistungsstärksten E-Assistenzsystem für Fahrräder“, das mit seinen 130 Nm Drehmoment den physischen Kraftinput des Radfahrers um das Achtfache verstärken könne. Aktuelle Systeme sind häufig mit 24V- oder 36V-Motoren ausgestattet und böten maximal die Verstärkung der Leistung um das Fünffache, so die Franzosen. Bei einem Lastenfahrrad soll das neue 48V-System einem Radfahrer mit 150 kg Gewicht helfen können, vorwärts und rückwärts eine Steigung von 14 Prozent zu überwinden (etwa eine Parkplatzrampe), ohne dabei ins Schwitzen zu kommen.

Daneben wartet die Pedaleinheit mit weiteren Besonderheiten auf. So nutzt das adaptive Automatikgetriebe einen Algorithmus, um das E-Assistenzsystem dem Fahrstil und der Strecke anzupassen. Die Gänge werden automatisch gewechselt. Der von Valeo und Effigear neu gedachte Antrieb soll 50 teils anfällige Teile von Elektro-Fahrrädern überflüssig machen. Es gebe keine Kettenschaltung, keine Ritzel, keine Lenkerschaltung mit den dazugehörigen Kabeln und keine traditionelle Fahrradkette mehr, so der Hersteller. Letztere könne durch ein sauberes Riemensystem ersetzt werden. Als weitere Features bewirbt Valeo eine in das System integrierte Diebstahlsicherung, eine Schiebehilfe und eine Boost-Funktion.

Die Franzosen betonen in ihrer Mitteilung, keine eigenen Fahrräder produzieren zu wollen, sondern Herstellern von E-Bikes eine Lösung für die elektrische Unterstützung ihrer Modelle bieten zu wollen. Als Demonstratoren hat Valeo drei Prototypen entwickelt: ein Citybike, ein Mountainbike und ein Lastenfahrrad, das über eine markante Rückfahrfunktion und eine Funktion zur Bremsenergierückgewinnung verfügen soll.

„Einer der wichtigsten strategischen Schwerpunkte von Valeo ist die Expansion in aufstrebende Märkte für Zero-Emissions-Mobilität, einschließlich kleiner E-Fahrzeuge für das städtische Umfeld, Elektromotorräder und -roller, autonomer Lieferroboter und Elektrofahrräder“, äußert Valeo-Chef Jacques Aschenbroich. „Dazu nutzen und adaptieren wir die technologischen Plattformen, die wir für die Automobilindustrie entwickelt haben – sowohl die für ADAS (Advanced Driver Assistance Systems) als auch die für die Niederspannungselektrifizierung.“ Als großen Trumpf dieser Strategie bezeichnet Aschenbroich, dass Valeo über sehr hohen Produktionskapazitäten und erhebliche Skaleneffekte verfügt: Valeo produziere jedes Jahr etwa 30 Millionen E-Maschinen.
valeo.com, elektroniknet.de

3 Kommentare

zu „Zulieferer Valeo adaptiert 48V-System für E-Bikes“
Michael Sauer
17.12.2020 um 11:04
Das Foto von Valeo lässt wenig Fahrrad-Kompetenz vermuten. Das abgebildete Fahrrad ist für den Fahrer deutlich zu klein und die Sattelhöhe zu niedrig. Er stößt fast mit dem Knie an den Lenker.
Gerd
14.01.2021 um 14:17
einheitlicher Ladestecker würde auch Sinn machen. Das Fehlen davon nutzen manche doch aus um "Ladegerät-Preiswucher" zu betreiben.
Philipp H.
19.01.2021 um 09:31
Das System ist recht klein für Motor, Getriebe und Steuergerät. Eine Siebengangautomatik sollte für die meisten Fahrer vollkommen ausreichen. Wenn diese jetzt auch noch in den Motor wandert ist das Gewicht auch am richtigen Ort.Ich fahre Getriebemotoren, Direktantriebsmotoren und Bosch Mittelmotor (eigentlich meine Frau :) )Während der DD-Motor leise und effizient ist und auch gut rekuperiert hat er den Nachteil, bei geringen Geschwindigkeiten nicht genug Kraft zu haben. Mit Anhänger oder schwerem Fahrer / Gepäck ist daher der geschaltete Mittelmotor besser. Wenn der jetzt auch noch Reku kann und durch Riemen verschleißarm wird, dann wird er wieder interessant. Fragt sich nur, wir hoch die Effizienz ist. Vor allem über 25 km/h ist der Getriebe-Nabenmotor unschlagbar - er hat einen Freilauf und klinkt sich komplett aus. Mit Bosch fährt man dagegen nicht gern über die Abregelgrenze...

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