Renault Megane E-Tech – komplexer Plug-in-Hybrid im Test

Auch bei Renault findet die Hybridisierung der Modellpalette statt. Mit dem Megane Grandtour E-Tech haben die Franzosen einen Kombi der Kompaktklasse als Plug-in-Hybrid im Angebot. Doch wie fährt sich das etwas andere PHEV-System? Hier ist unser Fahrbericht.

* * *

Renault konnte mit dem Zoe als rein elektrische Variante über die Jahre immer wieder große Erfolge feiern. So konnte der französische Autobauer in Europa im letzten Jahr über 100.000 Exemplare vom Zoe verkaufen. Hierzulande landete das Modell mit einem enormen Abstand auf Platz 1 der Neuzulassungen. Doch ein Modell allein reicht nicht, um künftig noch wettbewerbsfähig zu sein und – ein offenes Geheimnis – gesetzliche Rahmenbedingungen erfüllen zu können. Kein Wunder also, dass Renault nun auch die Modellpalette hybridisiert. Wenn auch im Verhältnis zu vielen anderen Herstellern eher spät. Die Voll- und Plug-in-Hybride sind an dem Namenszusatz „E-Tech“ erkennbar. Letzteren Antrieb konnten wir im Renault Megane Grandtour E-Tech testen.

Als Verbrennungsmotor kommt im Megane E-Tech ein 1,6-Liter-Benziner mit 68 kW zum Einsatz. Hinzu kommen zwei Elektromotoren. Der kleinere E-Motor verfügt über eine Leistung von 25 kW und zeichnet sich u.a. für den Start des Benzinmotors oder auch Synchronisation der Gänge verantwortlich – gleich mehr dazu. Die E-Maschine mit 49 kW ist für den eigentlichen E-Betrieb zuständig. Die Systemleistung gibt Renault mit 116 kW und das Drehmoment mit 205 Nm.

Die Komplexität des Systems wird auch an der Anzahl von nicht weniger als 15 Fahrstufenkombinationen deutlich. Im Detail gestaltet sich das beim kupplungslosen Getriebe, das Renault als CVT-ähnliches Getriebe bezeichnet, wie folgt: Für den Hauptelektromotor verfügt das sogenannte Multi-Mode-Getriebe über zwei Übersetzungen und für den Verbrennungsmotor vier Übersetzungen, während der zweite Elektromotor konstant mit dem Verbrennungsmotor gekoppelt ist. Im rein elektrischen Modus stehen daher zwei Gänge zur Verfügung. Im reinen Verbrennungsmodus sind es vier Gänge und im Hybridmodus zwei mal vier Fahrstufen. Besonders ist, dass Renault im Megane den seriellen und parallelen Hybridbetrieb aufgrund der Systemgestaltung abbilden kann.

Der Antrieb habe von einer Technologie „profitiert“, die sich laut Renault „auf die Energierückgewinnung konzentriert und direkt von unserer Formel-1-Expertise inspiriert ist“ – auch dort gibt es zwei E-Motoren, von denen nur einer direkt für Vortrieb sorgt. Das kupplungslose Getriebe, welches Renault besonders erwähnt, soll sich durch kaum spürbare Gangwechsel und einen „hervorragenden Wirkungsgrad“ auszeichnen.

Doch in der Praxis zeigt sich, dass das Antriebskonzept noch etwas Feinschliff gebrauchen kann. Zwischendurch gibt es doch den ein oder anderen Ruckler. Zeitweise sorgt der plötzliche Verlust an Tempozuwachs für Irritation. Trotz beherztem Tritt auf das Gaspedal tut sich der Plug-in-Hybrid schwer. Die berüchtigten Kasseler Berge waren für den Megane eine spürbare Herausforderung. Auch lässt die Steuerung den Benziner gern mal in einmal anderen Drehzahlbereich arbeiten, wodurch das typische „Gejaule“ zum Vorschein kommt – auch wenn es nur ein CVT-ähnliches Getriebe sein soll, hat Renault hier diese Eigenart des CVT übernommen. Der Antrieb suggeriert Power, die oftmals aber nicht vorhanden ist. Was die Leistungsdaten also bereits offenbarten – zum Beispiel die Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in 9,8 Sekunden und die Höchstgeschwindigkeit von 183 km/h (rein elektrisch 135 km/h) –, zeigte sich dann auch auf der Autobahn.

Die erste Tour führte von Hamburg nach Schwalmstadt. Es galt rund 380 Kilometer zurückzulegen und auch die bereits erwähnten Kasseler Berge zu überwinden. Die Temperaturen lagen bei zwei bis acht Grad. Das Wetter war bei dieser Testfahrt sehr wechselhaft. Von Schneegestöber über Platzregen mit starkem Wind bis hin zu Sonnenschein. Nach der ersten Testrunde standen 7,3 Liter auf der Uhr (83,3 km/h im Schnitt). Mit leerem Akku gestartet und bei den Bedingungen ein Wert, der für einen PHEV in Ordnung ist.

Als nächstes standen zwei unterschiedliche Touren mit überwiegend Autobahnanteilen (95 Prozent) auf dem Programm. Beide Fahrten, mit jeweils rund 90 km/h im Schnitt bei Sonnenschein und um die 10 Grad, sorgten für einen Durchschnittsverbrauch von rund 7 Liter (leerer Akku). Für die Fahrt vom Ruhrgebiet zurück in den Norden wurde der chemische Speicher nun aber aufgeladen. Bei Start mit 14 Prozent (SoC) sollte der Ladevorgang für den 9,8-kWh-Akku rund 3 Stunden dauern. Mehr als 3,6 kW an einer AC-Ladesäule sind leider nicht drin.

Mit vollem Akku ging es also los. Nach 25 Kilometern mit 88,6 km/h im Schnitt ist der Akku bereits leer und der Verbrenner schaltet sich zu – für die elektrische Autobahnfahrt taugen die wenigsten Plug-in-Hybride. Nach 100 Kilometern ausschließlich Autobahnfahrt bei 100,8 km/h im Schnitt zeigte der Bordcomputer einen Verbrauch von 5,9 Liter an. Der elektrische Verbrauch ist aufgrund verschiedener Parameter nicht aussagekräftig. Nach 340 Kilometern wurde das Ziel in Hamburg erreicht. Am Ende standen bei 100,4 km/h im Schnitt ein Verbrauch von 6,9 Liter auf der Uhr.

Zwar spricht Renault beim Megane von einem „hohen Fahrvergnügen“, jedoch verstehe ich darunter etwas anderes. Und die oben bereits erwähnte Erfahrung untermauert den gewonnenen Eindruck. Dynamisch geht es mit diesem PHEV also nicht zu. Selbst die Beschleunigung bei 130 km/h gestaltet sich unter Umständen eher zäh und wird gerne von einem lauten Motordröhnen begleitet. Mit Blick auf die Zielgruppe „Dienstwagenfahrer“ sollte dies jedoch nicht der Fall sein.

Ein anderes Bild gibt der Megane E-Tech im Stadt- und Überlandverkehr ab. Vor allem dann, wenn der Akku regelmäßig aufgeladen ist. In diesem Fall ist eine zügige und vor allem ruhige Fortbewegung möglich. Dann sind statt der rund 25 Kilometer auch 35-45 Kilometer rein elektrisch möglich. Der Verbrauch lässt sich so auch auf 2,5 bis 5,5 Liter auf 100 Kilometer senken. Doch nur dann, wenn man Strecken von 100 bis rund 150 Kilometer fährt und nach Möglichkeit einen Teil der Strecke – falls es auf die Autobahn gehen sollte – nicht zu sehr das Gaspedal reizt. Und alle Rahmenbedingungen passen.

Der Megane gestaltet sich also als eher komfortables Gefährt, weniger als sportlich ausgelegter PHEV. Wem es also darum geht, vor allem die Systemleistung eines Plug-in-Hybrid für das eigene sportliche Fahrvergnügen ausnutzen zu wollen, der wird enttäuscht sein. Grundsätzlich sei gesagt, dass das Fahrwerk gut abgestimmt, die Lenkung jedoch zu leichtgängig ist.

Seinem Namen wird der Megane nur bedingt gerecht. Denn unter einem Grandtour könnte man eventuell einen „echten Kombi“ vermuten, mit dem Ausflüge mit der ganzen Familie möglich sein könnten. Der Megane ist jedoch ein Fahrzeug der Kompaktklasse und dementsprechend dimensioniert ist auch der Kofferraum mit 389 Litern. Es hat sich also nichts daran geändert, dass der Megane mit einem VW Golf Variant oder Opel Astra Sportstourer verglichen werden kann. Und optisch kann sich der Megane – zumindest mein subjektiver Eindruck – sehen lassen. Auch die Verarbeitung ist auf einem sehr hohen Niveau. Der Megane brauchst sich also nicht hinter seinen deutschen Konkurrenten verstecken.

Während ein Golf Variant oder Astra Sportstourer noch nicht über einen Plug-in-Hybrid verfügen, kann Renault dieses Angebot bedienen. Los geht es zu einem Listenpreis ab 34.990 Euro. Mit etwas Ausstattung kann der Megane auch den Preis von 40.000 Euro und darüber erreichen. Doch mit Abzug des Umweltbonus von fast 7.200 Euro ist der Megane E-Tech durchaus konkurrenzfähig. Ein weiterer Vorteil ist zudem die Dienstwagenbesteuerung von „0,5 Prozent“. Ob Renault es schafft, bei den Dienstwagenfahrern zu landen, werden die Zulassungszahlen der kommenden Monate zeigen.

8 Kommentare

zu „Renault Megane E-Tech – komplexer Plug-in-Hybrid im Test“
Renato
11.03.2021 um 22:35
Und so etwas bekommt noch einen Umweltbonus? Das ist ja unglaublich! 7 l? Effizienz ist etwas anderes. Mein Prius ist jetzt 15 jährig und hat auf seinen 187'000 km einen Durchschnitt von 4.9 l erreicht (trotz vielen Kurzstrecken) und dafür keine kWh Strom gebraucht. Lieber gleich auf rein elektrisch setzen, als so etwas, zumal es Renault ja mit dem Zoe gezeigt hat, wie's geht. Unverständlich! Statt Umweltbonus währe eher ein Verbot angebracht.
Lois
12.03.2021 um 08:51
Wirklich lächerlich, Renault. Unser Leon-Kombi mit 1,2l-Benzin-105PS hatte vergleichbare Leistungswerte und fuhr sich ohne Probleme mit 5 Litern. Das ganze Mehrgewicht und der technische Aufwand führt die Berechtigung eines PHEV ins absurde und gehört auch aus meiner Sicht verboten.
Strauss
21.03.2021 um 08:13
Lois, zuerst mal die reinen Verbrenner verbieten
Lois
22.03.2021 um 15:50
Herr Strauss, das sehe ich nicht so, denn die verbaute Technik eines PHEV ist doppelt aufwändig, teuer, schwer usw. So dass im Prinzip fast zwei Autos in einem stecken. Der Verbrauch ist mit einem Verbrenner vergleichbar, der CO2-Ausstoß aber in der Herstellung wesentlich höher. Klar bin ich auch für die Abschaffung der Verbrenner, aber wenn dann gleich komplett inkl. PHEV.
T Petersen
20.05.2021 um 08:33
Also es ist im Grunde die Lösung gegenüber der noch schwereren voll Akku Autos. Wenn man über Gewicht redet ist 100 % Strom ja noch schlechter. Man muss zunächst mal auch ein Profil bedienen wo Hybrid Sinn macht, wenn ich täglich 15km zur Arbeit fahre und 3 x im Jahr weitere Strecken , dazu 3x zum Sport je 10km und 1x zu Freunden 5-15km , ist diese Variante sehr wohl die richtige Lösung welche viel Primärenergie sparen kann , das Problem ist ja gerade das ich den normalen Motor immer im ungünstigsten Bereich nutze, alles Durchschnittsgeschwindigkeiten um 20-35km/h , zudem viele Berge ,viele Kreuzungen ,etliche Ampeln . Da läuft mein Motor immer schön im Stand ,wenn ich ihn nicht immer ausschalten würde, bei vielfach eher 30km/h kommen auch Werte über 7l/100km zu Stande. Überall quälen sich Massen von Autos im Stopp and Go durch die Städte und dann soll ein Test mit mehrfach über 80km/h repräsentativ sein? Entgegen vieler im Netz finde ich Hybrid gerade richtig für über 50% der Anwender , man muss auch ein wenig so fahren das man den Vorteil auch nutzt. Wenn ich ein Auto entwickeln würde wäre der Hybrid allerdings noch anders . Großer Elektroantrieb , kleiner Akku (50km) und dann ein 1Zylinder Verbrenner der bei längeren Strecken ständig nachladen kann , so kann er im wirklich günstigen Arbeitsbereich werkeln. Denn Elektroantrieb ist mit Abstand der Beste Antrieb , die Vorstellung ein Auto muss >500km mit einer Ladung schaffen , für sehr viele eher die Seltenheit , schleppt man den Kram 95% der Zeit mit sich rum. Das ist auch nicht sinnig.
Timo
15.06.2021 um 16:23
Also ich fahre genau dieses Fahrzeug -Verbrauch auf 100 km = 13,3 kw + 1,8 Liter SuperkraftstoffTäglich 50 km zur Arbeit und auch wieder zurück, zu Hause los mit augeladener Batterie.Bin sehr zufrieden.
René
16.06.2021 um 19:25
... dieses Fahrzeug wird von mir seit 3 Monaten benutzt und das Fahrgefühl und der Verbrauch sind super. Der Anwendungsfall bei mir entspricht hauptsächlich Stadtverkehr/Überland und sonst am Wochenende max. 100km Autobahn bis zum nächsten Mal laden. Der Verbrauch entsprich ca. 2,7l + 14kW. Wichtig ist halt, dass solche Art von Autos immer geladen werden, sonst macht das einfach keinen Sinn. "Steht er, dann läd' er". Dennoch kann man auch ohne Bedenken, wenn ein Laden mal nicht möglich ist, einfach nachtanken und man muss nicht über das Laden nachdenken. Jede Art von Antrieb hat im Moment noch ihre Berechtigung. Es muss immer abgewogen werden, was für einen das Richtige ist.
Markus
29.08.2021 um 09:45
Fahre einen Clio E-Tech. Zwar nicht "Plug In" aber mit dem gleichen Multimode Getriebe. Ich kann den Bericht überhaupt nicht bestätigen: da ist kein Ruckeln oder Aufjaulen des Motors.Das Multimode Getriebe arbeitet sehr präzise und Leistung ist jederzeit vorhanden. Macht viel Spass damit zu fahren. Verbrauch: 4 Liter/100km

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