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Roland Hintringer von ZF über den E-Motor als Hightech-Produkt

Als Vice President Electrified Powertrain Technology bei ZF steht Roland Hintringer im ständigen Austausch mit eigenen Entwicklern und Kunden. Er räumte in der 15. Ausgabe unserer Online-Konferenz „electrive.net LIVE“ mit dem Vorurteil auf, dass der E-Motor ein Commodity-Produkt sei.

„Die E-Motoren sind wegen der teuren Batterien unter einem enormen Kostendruck“, sagte Hintringer. Dazu kommen weitere Herausforderungen, denn die klassische Kostensenkung über Skaleneffekte bei hohen Stückzahlen gibt es bei den E-Antrieben in dieser Form nicht. Fahrzeuge aus unterschiedlichen Segmenten haben unterschiedliche Anforderungen – selbst innerhalb von beispielsweise C-Segment-Limousinen gibt es Modelle mit Fokus auf Effizienz, die maximale Leistung oder auch günstigere Fahrzeuge, wo auch weniger Budget für den Antrieb zur Verfügung steht.

Hierfür hat ZF bereits in den vergangenen Jahren ein Baukasten-System entwickelt. „Mit dem Baukasten können wir Kunden passende Lösungen kostenattraktiv anbieten, ohne jedes Mal den Motor von Grund auf neu zu entwickeln“, sagt der ZF-Manager. Wichtig ist Hintringer vor allem eine Aussage: Die E-Maschine ist kein Commodity-Produkt, sondern High-Tech.

Wie Audi-Entwickler Doerr betonte auch Hintringer die Bedeutung des Kühlsystems. In diesem Bereich sieht er besonders hohe Anforderungen, aber auch viele Innovationen. Sein Anspruch: „Ein De-Rating wegen eines zu heißen E-Motors darf in modernen Antriebssystemen nicht mehr vorkommen.“ Sprich: Das Kühlsystem muss so gut sein, dass die Leistungselektronik nicht wegen zu hoher Temperaturen im Rotor die Leistung während absenken muss.

Derzeit arbeitet ZF noch mit einer Wasser-Kühlung (wie Audi im e-tron S), laut Hintringer steht eine Öl-Kühlung kurz vor der Serienproduktion. Zudem arbeiten die Ingenieure an einer Performance-Lösung für besonders leistungsstarke Fahrzeuge mit hohem Kühlbedarf. Die Stückzahlen bringen zwar die anderen Systeme, als High-Tech-Anbieter will man bei den Hochleistungs-Lösungen dennoch die Kunden bedienen.

Bei der Produktion hat ZF laut Hintringer großen Wert auf die Flexibilität gelegt. Zum einen sind die Time-to-Market-Anforderungen mit drei Jahren sehr kurz. „Zum anderen haben wir Kunden, die noch sehr große Unsicherheiten bei der eigenen Marktnachfrage haben“, so der Manager. Wann und wo welche Stückzahlen eines bestimmten Antriebs genau nachgefragt werden, könne nur schwer prognostiziert werden. „Hier bietet unser flexibles Produktionssystem Abhilfe.“

3 Kommentare

zu „Roland Hintringer von ZF über den E-Motor als Hightech-Produkt“
Michael
03.01.2022 um 13:02
Wenn KFZ Hersteller weder Batterie noch Motor selbst herstellen, dann verstehe ich langsam warum die Marge beim EAuto so schlecht ist.
Wolfgang
04.01.2022 um 10:27
Das Gegenteil ist der Fall. Spezialisierte Zulieferer mit hohen Stückzahlen können Teile günstiger herstellen als der KFZ-Hersteller. Die Marge ist aktuell noch schlecht, weil die Batterie aufgrund des komplizierten und energieaufwändigen Herstellungsverfahren noch sehr teuer ist.
Peter S.
05.01.2022 um 13:56
Eine alternative Entwicklungsrichtung, die die Welt gut gebrauchen könnte: Radnabenmotor ca. 20 ... 40 kW pro Rad. Dann könnte man mal anfangen, existierende und erhaltenswürdige PKW umzurüsten. Im Motorraum würde durch den Wegfall von Motor und Getriebe Platz für Akkus. Die Vermeidung der Neuproduktion des ganzen PKW spart eine Menge CO2 und andere Ressourcen. Umrüstung handwerklich und industriell. Kann und will ZF das machen? Oder sonst jemand?

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