VW Pkw schafft Vorstands-Ressort „New Mobility“

Die Kernmarke VW Pkw teilt ihre Vorstandsbereiche neu auf. In dem Ressort „New Mobility“ sollen demnach die Zukunftsfelder Elektromobilität und Digitalisierung zusammengefasst werden – unter Leitung des bisherigen Entwicklungsvorstands Thomas Ulbrich.

Über die Pläne hatte zunächst das „Handelsblatt“ berichtet. Am Nachmittag erfolgte die offizielle Bestätigung von Konzernseite. Demnach wird sich Thomas Ulbrich als Vorstand des neu geschaffenen Ressorts „New Mobility“ um „die E-Baureihen und Software-Kompetenz von Volkswagen Pkw“ kümmern. Ulbrichs Amtsantritt ist für den 1. Oktober vorgesehen.

Das Handelsblatt hatte bereits zuvor ausgeführt, dass sich Ulbrich in der neuen Funktion sowohl um die ID.-Modelle als auch das für VW wichtige Trinity-Projekt als technisches Aushängeschild kümmern soll. Zudem solle Ulbrich als neuer Vorstand für „New Mobility“ laut dem Bericht für eine enge Zusammenarbeit zwischen der Software-Sparte Cariad und dem Entwicklungsbereich der Marke VW Pkw sorgen. Die „Technische Entwicklung“ oder in Wolfsburg kurz „TE“ genannt soll nach dem Wechsel von Thomas Ulbrich von Kai Grünitz als Vorstand geleitet werden. Neben der Personal-Rochade im VW-Markenvorstand zum 1. Oktober wird Ulbrich auch in den Aufsichtsrat von Cariad einziehen. Beides bestätigt VW in seiner Mitteilung am Nachmittag.

Sprich: Ulbrich gibt die Verantwortung für die Gesamtentwicklung inklusive der Verbrenner- und Hybridmodelle ab und konzentriert sich – mal wieder – auf die Elektromodelle der Marke. Ulbrich war bereits zuvor VW-Markenvorstand für Elektromobilität, was sich damals auf die Entwicklung der ersten ID.-Modelle und deren Produktion in Zwickau bezog. Als man im Vorstand zu der Meinung kam, dass die Elektromobilität das „New Normal“ sei, wurde das spezielle Vorstandsressort gestrichen und in die bestehenden Strukturen für Entwicklung und Produktion eingegliedert.

Ulbrich als anerkannter eMobility-Spezialist sollte laut früheren Berichten nach China wechseln und dort Volkswagen Anhui, das Joint Venture mit JAC, leiten. Da es in der Konzern-Hierarchie ein Rückschritt gewesen wäre, lehnte Ulbrich dem Vernehmen nach ab, sein Ausscheiden aus dem Konzern wurde von VW bereits verkündet. Doch dann kam es offenbar zu einem Einsehen im Vorstand und Aufsichtsrat: Im Januar 2021 gab VW bekannt, dass Ulbrich bleibt – und zum Entwicklungsvorstand der Marke wird. „New Mobility“ wird der insgesamt vierte Vorstandsbereich, den Ulbrich seit 2014 bei VW leitet.

Dass Ulbrich die Verantwortung für die Gesamtentwicklung nun abgibt, wird laut dem „Handelsblatt“ aber nicht als Rückschritt, sondern als Vertrauensbeweis gesehen: Ulbrich, der bereits den mehr als holprigen Start der ID.3-Produktion gerettet hat, wird zugetraut, die für den Konzern so wichtigen Zukunftsprojekte in die richtigen Bahnen zu lenken. Ulbrich habe sich bei Volkswagen den „Ruf des Troubleshooters“ erworben, so die Wirtschaftszeitung. „Wo immer es Probleme gibt, wo immer die Produktion hängt, wo immer die Software wieder nicht rechtzeitig fertig wird – dort springt der 56-jährige Automanager ein“, heißt es in dem Artikel.

Arbeit gibt es wohl genug. So haben etwa die Probleme bei der Software-Einheit Cariad größere Ausmaße angenommen, als lange bekannt war – sogar Modellanläufe wie des elektrischen Porsche Macan sollen mangels fertiger Software verschoben worden sein. Mit der Entwicklung der Einheitszelle, der umfassenden Elektro-Plattform SSP und der Digitalisierung samt autonomer Fahrfunktionen stehen weitere, komplexe Projekte an.

Diese Aufgaben sind nicht nur bei Ulbrich angesiedelt, auch die Ingenieure der klassischen Entwicklungsabteilung arbeiten mit – daher werden Ulbrich und sein Nachfolger Grünitz kooperieren. Die beiden Manager werden laut dem Bericht auch in benachbarte Büros in der TE ziehen. Grünitz ist mit dem MEB gut vertraut: Er ist bisher Entwicklungschef bei VW Nutzfahrzeuge und war dort unter anderem für die Entwicklung des ID. Buzz verantwortlich.

Wie groß der Bereich „New Mobility“ wird, geht aus dem Bericht nicht hervor. Es dürfte sich dabei nicht nur um Entwicklungsingenieure, sondern ein interdisziplinäres Team handeln, welches sowohl Bereiche wie Batterie und Software, aber auch Entwicklung, Produktion, Einkauf und Controlling zusammenführt.

Volkswagen äußert in seiner Mitteilung am Nachmittag lediglich, dass dem Ressort New Mobility die beiden E-Modell-Baureihen G4 und G3 zugeordnet werden. Ersteres sind die MEB-Modelle, Letzteres die künftigen SSP-Modelle.
handelsblatt.com, volkswagen-newsroom.com (Bestätigung)

1 Kommentar

zu „VW Pkw schafft Vorstands-Ressort „New Mobility““
Andreas V.
13.09.2022 um 09:17
Klingt irgendwie nach China-Sprech.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Lesen Sie auch