Nidec-Tochter launcht HPC mit bis zu 360 kW

Der japanische Industrie-Konzern Nidec bringt über seine Tochter Nidec Industrial Solutions eine neue HPC-Ladesäule mit bis zu 360 kW Ladeleistung heraus. Sie verfügt über zwei Gleichstrom-Anschlüsse und kann optional zusätzlich mit einem AC-Anschluss versehen werden.

Die Ladestation namens Direct Power DC 360 ist Nidec zufolge im niedersächsischen Salzbergen entwickelt worden, wartet aber mit einem italienischen Design auf. Sie kann entweder zwei Autos gleichzeitig oder ein Auto allein aufladen, wobei im letzteren Fall die genannte Ladeleistung von bis zu 360 kW erreicht werden kann. Der Hersteller betont die Modularität des Produkts: „Die Standardversion umfasst zwei 60 kW-Leistungsmodule. Außerdem sind Zusatzmodule mit einem Gewicht von jeweils 15 kg erhältlich, die eine Leistung von 120 kW bzw. 360 kW erzielen“. So könnten Ladeinfrastrukturbetreiber die Ladeleistung steigern, sobald beispielsweise die durchschnittliche Leistung der E-Autos im Straßenverkehr steigen sollte, heißt es in einer begleitenden Mitteilung.

Als Ableger der Direct Power DC 360 bringt Nidec auch eine Slim-Version namens DirectPower DC 120 heraus. Diese verfügt dem Namen entsprechend über 120 kW maximale Ladeleistung und ist vom Bauraum her weniger tief gestaltet. Außerdem sei auch eine Slim-Version ohne Leistungsmodule erhältlich, die mit Nidecs Batterie-gestützten Ladesystem Direct Power PS verbunden werden kann.

Die Ladelösung wird im niedersächsischen Salzbergen hergestellt und ist laut Nidec bereits erhältlich. Das Know-how kommt von der Nidec SSB Wind Systems und deren Komponenten für Windenergieanlagen. Ein erstes Set werde diesen Monat in Salzbergen installiert. Weitere Bestellungen seien aus dem außereuropäischen Ausland eingegangen – mit Lieferdatum im November und Dezember, teilt Nidec mit. Auf der Fachmesse eMove360° in Berlin bestätigte Vertriebsleiter Richard Neehoff gegenüber electrive.net weitere Aufträge aus verschiedenen europäischen Ländern wie Frankreich und der Türkei, aber auch Israel. Nidec Industrial Solutions will die Lader auch in seinen Werken in Mailand und Montebello installieren, um den gesamten Unternehmensfuhrpark dort auf Elektroantrieb umzustellen, heißt es weiter.

Neben der Ladeleistung und der Skalierbarkeit nennt der Hersteller als Stärken seiner neuen Ladelösung deren Kompaktheit, Konnektivität, einfache Installation und Wartung sowie Ferndiagnose-Optionen. Außerdem gewähre sie individuelle Gestaltungsmöglichkeiten und Zugänglichkeit für Nutzer aller Körpergrößen bzw. mit Behinderungen. Richard Neehoff unterstrich im Gespräch, dass Nidec für Ladestationsbetreiber vor allem eine „hohe Uptime“ im Blick habe. „Windturbinen müssen 24/7 laufen, um Strom zu erzeugen. Und Ladestationen müssen 24/7 laufen, um Strom zu verkaufen“, gab Neehoff als Credo für den Marktstart der HPC-Lösung aus.

Als Zielgruppe hat er die führenden CPOs in Europa im Blick – und kündigte gegenüber electrive.net auch eine Deutschlandnetz-taugliche Version mit 2 x 200 kW Leistung an. In diesem Fall werden dann andere Leistungsmodule verbaut, die Nidec ohnehin extern zukauft. Und noch einen Fokus setzt der Newcomer mit seiner HPC-Lösung: Dank des besonders großen Displays, das auch in sehr heller Umgebung gestochen scharfe Bilder liefern soll, könnten Ladestationsbetreiber Zusatzerlöse über Werbung erzielen. Und tatsächlich ist die Integration des Bildschirms zusammen mit dem weiteren Disply zur Bedienung der Ladestation erfrischend umgesetzt.

Bei Nidec Industrial Solutions (NIS) handelt es sich um die Business-Plattform der Nidec-Gruppe. Sie vereint die Produkte und Dienstleistungen von Nidec ASI, Avtron Industrial Automation, Nidec Industrial Automation und Motortecnica. Für das neue Ladesystem war NIS Germany federführend. Das italienische Design dürfte allen voran die in Mailand ansässige Nidec ASI verantwortet haben. Das ASI steht für Ansaldo Sistemi Industriali und erinnert an die Zeiten, als die Sparte noch ein Industriearm von Ansaldo war. Seit 2012 gehört sie zur Nidec-Gruppe. Die in Salzbergen ansässige Nidec SSB Wind Systems ist auf Pitchsysteme für Windenergieanlagen mit Leistungen von 750 kW bis 15 MW spezialisiert, kennt sich also mit hohen Strömen bestens aus. Auch Schalt- und Steuerschränke gehören zum Programm der Niedersachsen. Also Systeme, die man auch für Ladestationen benötigt. Was die Produktionskapazitäten angeht, gab Neehoff gegenüber electrive.net an, im kommenden Jahr 200 Ladestationen in Salzbergen fertigen zu wollen. Schon bis 2025 soll die Kapazität weltweit auf 5.000 HPC-Stationen wachsen.

Ein anderer Teil des japanischen Mutter-Konzerns ist in der E-Mobilitätsbranche schon länger für seine E-Motoren bekannt. Bis zu zehn Milliarden US-Dollar will der japanische Zulieferer bis 2025 in das Geschäft mit E-Motoren investieren. Damit will das Unternehmen laut Aussagen des CEO Shigenobu Nagamori „den Markt für Elektrofahrzeug-Motoren dominieren“. Man kann inzwischen also von einem breiten Portfolio für die Elektromobilität bei Nidec sprechen.
nidec-industrial.com

Redaktionelle Mitarbeit: Peter Schwierz

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