DeepDrive kündigt Doppelrotor-Radialfluss-Zentralmotor an

Der von BMW und Continental unterstützte Elektromotor-Spezialist DeepDrive hat eine neue Antriebseinheit vorgestellt. Nach dem 2021 erstmals präsentierten Radnabenantrieb zeigt DeepDrive auf der IAA Mobility nun einen Zentralantrieb basierend auf derselben Doppelrotor-Radialfluss-Technologie.

Den neuen Zentralantrieb von DeepDrive wird es in zwei Varianten geben. Der DeepDrive CSD 450 bietet bei 230 kW Ausgangsleistung 430 Nm Motordrehmoment und eignet sich bei E-Fahrzeugen als Hauptantrieb für Mainstream-Anwendungen (Front- oder Heckantrieb bis zum C-Segment) sowie Allrad-Konzepte im Premium-Bereich. Der DeepDrive CSD 700 hingegen liefert bei 350 kW Ausgangsleistung bis zu 5.400 Nm Abtriebsdrehmoment und positioniert sich als Hauptantrieb für Premium-Fahrzeuge der D-Segment-Klasse sowie Allrad-Konfigurationen.

Beide Varianten bieten laut DeepDrive hohe Wirkungsgrade über 96 Prozent in breiten Betriebsbereichen. Durch ihre Effizienz sollen sie zu einer „Reichweitensteigerung von bis zu 20% im Vergleich zu aktuellen Lösungen“ beitragen. Mehrere OEMs sollen laut dem Münchner Unternehmen bereits Interesse an dem neuen Antrieb bekundet haben. Erste Serieneinsätze sind für das Jahr 2027 geplant.

Mit seiner patentierten Doppelrotor-Radialfluss-Motortechnologie will DeepDrive den Materialverbrauch bei der Herstellung stark eindämmen. Die Rede ist von 50 Prozent weniger Magneten und 80 Prozent weniger Eisen im Vergleich zum Wettbewerb. Das soll die Nachhaltigkeit erhöhen und die Kosten dieser eher teuren Motortechnologie reduzieren.

Alexander Rosen, Mitgründer und System Design Engineer bei DeepDrive, äußert, dass hohe Anschaffungs- und Betriebskosten noch immer ein Hindernis für potenzielle Käufer von Elektrofahrzeugen seien. „Unsere Antriebseinheit durchbricht diesen Trend, indem wir eine Lösung anbieten, die nicht nur die Komponentenkosten senkt, sondern auch die Effizienz deutlich steigert, was wiederum einen starken Hebel auf die Batteriekosten hat und letztendlich für den Kunden eine erhöhte Reichweite der Fahrzeuge im Alltagsbetrieb gewährleistet.“ Das Angebot von DeepDrive unterbiete die bisher bekannten Herstellungspreise für Elektroauto-Antriebe deutlich.

Rosen agierte jüngst auch als Speaker bei unserer Online-Konferenz „electrive.net LIVE“. In seinem Vortrag stellt er sein Münchener Startup mit seinem innovativen Radnabenantrieb vor. Bewusst provokant stempelt Rosen darin aktuelle E-Fahrzeuge allesamt als „sehr ineffizient“ ab, denn: „Unter 60 Prozent des wertvollen Stroms aus der Steckdose landen auf der Straße.“ Der Antrieb spielt seinen Ausführungen zufolge dabei eine tragende Rolle.

Mit seinem Team hat sich Rosen zum Ziel gesetzt, die bisherigen Schwachstellen der Doppelrotor-Radialfluss-Technologie auszumerzen. „Die technischen Hürden lassen sich lösen. Die Vorteile dieser Motorentechnologie sind so groß, dass sie sich etabliert, sobald sie preislich konkurrenzfähig wird. Davon bin ich überzeugt.“ DeepDrive bietet seine Motoren inklusive Leistungselektronik an und betont, dass sie künftig als Zentralantrieb sowie als Radnabenantrieb in Serienfahrzeuge eingebaut werden können.

Im März wurde bekannt, dass BMW und Continental in den E-Motor-Spezialist investieren. Insgesamt nahm DeepDrive in der seinerzeitigen Serie-A-Finanzierungsrunde 15 Millionen Euro ein. Zu den weiteren Geldgebern gehörten im Frühjahr die bestehenden Investoren UVC Partners und Bayern Kapital mit dem Wachstumsfonds Bayern. Ebenfalls unterstützt wird das Unternehmen vom ehemaligen Audi-Entwicklungsvorstand Dr. Peter Mertens.

Das frische Kapital will das Unternehmen nutzen, um die industrielle Produktion der Motoren zu starten und weiter personell zu wachsen. Ziel sei, „auch weiterhin der steigenden Nachfrage am Markt gerecht zu werden“, hieß es im März aus der Firmenzentrale. Denn nach eigenen Angaben beabsichtigt DeepDrive, seine Technologie bis 2026 in Großserie auf den Markt zu bringen.

In einer ersten Finanzierungsrunde mit Abschluss im Februar 2022 hatte DeepDrive vergangenes Jahr bereits 4,3 Millionen Euro eingenommen.
presseportal.de

2 Kommentare

zu „DeepDrive kündigt Doppelrotor-Radialfluss-Zentralmotor an“
Dirk
22.08.2023 um 10:00
350kW und 5400Nm?? Steht da nicht eine Null zu viel?
Sebastian Schaal
22.08.2023 um 10:37
Hallo Dirk,die Angabe stimmt, allerdings handelt es sich hier um das Abtriebsdrehmoment, nicht das Motordrehmoment. Das Motordrehmoment hat DeepDrive zum CSD700 nicht angegeben. Beim CSD450 sollen aus den 430 Nm Motordrehmoment laut der Mittelung "mit variablen Getriebeübersetzungen [...] Abtriebsdrehmomente zwischen 2.700 und 3.800 Nm erzielen" lassen. Beim CSD700 gibt es diese Info leider nicht, dort wird nur das Abtriebsdrehmoment von 5.400 Nm genannt. Das Motordrehmoment dürfte hier deutlich geringer sein.Viele Grüße Sebastian Schaal

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