Designwerk elektrifiziert ersten Milchlaster

Egal ob Betonmischer, Müllautos oder Autotransporter: Das Schweizer Unternehmen Designwerk hat schon so manch elektrischen Sonder-Lkw gebaut. Jetzt gibt es eine weitere Premiere: Gemeinsam mit Zgraggen bringt Designwerk das erste, vollelektrische Milchsammelfahrzeug auf die Straße.

Dank des Elektro-Lkws für die Milchsammlung will die Zgraggen Transport AG die Milchsammlung im Kanton Uri künftig lokal emissionsfrei durchführen – pro Jahr sollen rund 93 Tonnen CO2 eingespart werden, wie Designwerk vorrechnet. Der Logistiker führt die dortige Milchsammlung im Auftrag der Zentralschweizer Milchproduzenten (ZMP) durch. Dabei wird die Milch von den ZMP-Betrieben zur Weiterverarbeitung zu Emmi Schweiz transportiert.

Die Basis für den elektrischen Milchsammler bildet der Mid Cab Tanker 6x2R 510E des Winterthurer Elektromobilitätsspezialisten. Eine Herausforderung in der Entwicklung: Mit vollem Milch-Tank ist der Lastwagen sehr schwer. Darauf muss der gesamte E-Antrieb ausgelegt werden, um die nötige Leistung und Reichweite zu ermöglichen. Andererseits darf die Batterie nicht zu groß und zu schwer werden, da sonst die Nutzlast eingeschränkt wäre.

Das Ergebnis: Das Fahrzeug bietet mit 510 Kilowattstunden Batteriekapazität eine Reichweite zwischen 250 bis 300 Kilometer. Der festverzahnte Antriebsstrang soll laut Designwerk besonders leicht sein und „in einer gewichtskritischen Anwendung wie der Milchsammlung“ seine Vorteile ausspielen können. Die Leistung wird über ein stufenloses Ein-Gang-Getriebe übertragen. Das Fahr-Pedal steuert auch die Rekuperation, so soll „ein effizientes und gefühlvolles Manövrieren im urbanen wie auch im alpinen Umfeld“ möglich sein.

Nicht nur der Antrieb ist leise und lokal emissionsfrei: Auch der komplette Aufbau wird elektrisch betrieben. Somit sei der gesamte Betrieb kaum hörbar, wie Designwerk schreibt.

Details zum Aufbau, wie etwa das Volumen des Milchtanks, nennt Designwerk in der Mitteilung nicht – dafür gibt es erste Praxis-Erfahrungen. Denn der vollelektrische Milchsammler wurde bereits ausgeliefert und ist seit einigen Wochen im Kanton Uri für Zgraggen unterwegs. Dabei legt er eine tägliche Strecke von rund 330 Kilometern zurück, welche jeweils mit der Rückfahrt von der Milchsammelstation bei der Firma Emmi in Dagmersellen oder Emmen endet. Das entspricht einer Jahresleistung von ungefähr 120.000 Kilometern. Geladen wird der Milchsammler direkt am Firmenstandort in Schattdorf. Dort hat Zgraggen nicht nur Ladestationen installiert, sondern erzeugt den Strom mit der eigenen Solarstrom- und Holzvergaseranlage selbst. Für die Zwischenladung hat Emmi in Dagmersellen ebenfalls eine Ladestation errichtet – womit die 330 Kilometer kein Problem sind.

„Durch den Einsatz des schweizweit ersten elektrischen Milchsammlers setzen wir ein Zeichen“, sagt Elias Zgraggen, Geschäftsführer von Zgraggen Transport. „So können wir lokal emissionslos arbeiten und ein wichtiges Stück zur emissionsarmen Mobilität beitragen. Wir sind stolz, dass wir dieses Fahrzeug im Auftrag der ZMP betreiben dürfen. Die neue Technik begeistert und das Fahrgefühl ist einmalig.“

Dass sich das Unternehmen bei den Plänen für ein elektrisches Milchsammelfahrzeug an Designwerk gewendet hat, war kein Zufall: Zgraggen Transport hat bereits zwei E-Lkw von Designwerk in der Flotte, und zwar zwei E-Sattelschlepper des Modells High Cab Semi 6x2T mit je 900 kW großen Batterien.
designwerk.com, zgraggen-holding.ch (PDF)

7 Kommentare

zu „Designwerk elektrifiziert ersten Milchlaster“
Franz
24.08.2023 um 15:03
Ja bitte der Milchlaster muss Muhen
Egon Kohler
24.08.2023 um 15:45
"Unbedingt Muuuuh einbauen!" war auch mein erster Gedanke. Vermutlich wird das aber irgendeine Vorschrift vom Strassenverkehrsamt verletzen und darum nicht machbar sein, leider...
kurt schäfer
26.08.2023 um 22:16
elektrofahrzeuge gibt es doch nicht erst heute warum der Aufwand in den Medien.Die O- Busse in vielen Städten beweisen es täglich.Das Problem ist Lösbar es gibt eine neue Generatoren Technik für E-Fahrzeuge.Mit dem Einsatz würde endlich der Wahnsinn mit den Großen schweren Batterien in den E Fahrzeugen ein Ende haben.Hat sich bis Dato kein Entwickler mal überlegt warum sämmtliche Fahrzeuge auf der Welt, mit wenigen Ausnahmen ,mit Generatoren ausgestattet sind.Bin auf Kommentare gespannt. kurt
Beat
27.08.2023 um 16:33
Wollen Sie auf den letzten Bauernhof im Meiental oder auf den Klausenpass eine Fahrleitung bauen? Ja, die Technik existiert und funktioniert. Aber die Geschichte mit den Generatoren ist nun wirklich von gestern. Warum wohl verkehren 99% der Lastwagen mit Verbrennungsmotor? Weil der Diesel zu billig ist und die externen Kosten schön gleichmässig auf alle Steuerzahler abgewälzt werden.
Beat
27.08.2023 um 16:29
Die Jungs von Designwerk überzeugen mich immer wieder. Und der Herr Zgraggen gehört zu den mutigen Pionieren des Elekro-Schwerverkehrs. Gerade das Arbeitsgebiet von Zgraggen im Kanton Uri ist sehr gebirgig. Da können sie viele Transporteure im Flachland etwas abschauen!
lenzano
28.08.2023 um 10:28
Wie schaut es in den Kantons mit Arbeitstagen aus? bei 6 Arbeitstagen und 330km komme ich nur auf 103tkm/a bei 5 Arbeitstagen noch weniger. Stimmt da was mit den Zahlen nicht?
Stefan
28.08.2023 um 12:37
Die Kühe müssen Mo-So gemolken werden und abgeholt werden muss entsprechend auch Mo-So (sonst wird die Milch schlecht), mit unterschiedlichen Fahrern.

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